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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers
Autoren: Bastei Lübbe
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Zimmer. Otis und Walter belauerten einander wie zwei Schachspieler, die den nächsten Zug des Gegners vorauszuahnen suchen. Schließlich ergriff Walter wieder das Wort.
    »Freut mich jedenfalls, Sie kennenzulernen, Otis. Aber … Sie sagten, Sie brächten Neuigkeiten von Marcello?«
    Otis nickte grimmig lächelnd.
    »Leider.« Er blickte Walter fest in die Augen. »Und ich brauche Ihre Hilfe. Es geht um Leben und Tod.«

5. Kapitel
    W
alter und Otis sahen einander unverwandt an. Hugo stand der Mund offen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Herkules aufgeregt hinter seinem Krug herumzappelte.
    »Nun … jetzt haben Sie uns neugierig gemacht. Wenn Sie bitte etwas mehr darüber sagen könnten«, erwiderte Walter dann ruhig.
    Otis erhob sich und ging wieder zum Kamin hinüber. Seine Hand ruhte auf dem Säbelknauf. Es wurde ganz still im Zimmer, nur draußen hörte man den Regen trommeln.
    »Marcello ist verschwunden«, verkündete Otis im Flüsterton.
    »Seit wann?«, fragte Walter erschrocken. »Was ist passiert?«
    »Er hielt sich in Lovdiv auf, einer kleinen Ortschaft in den nördlichen Ausläufern der Südkarpaten, kurz vor der Grenze zu Dämonien.«
    »Ja, den Ort kenne ich«, erwiderte Walter. »Ein kleines Dorf mit einer alten Kirche … ich glaube, sie wurde von König Claudius dem Neunten gestiftet.«
    »Ganz recht. Die Dorfbewohner glaubten doch tatsächlich daran, dass diese Kirche sie vor allem Unheil bewahren könnte.« Otis verzog spöttisch den Mund. »Aber Sie haben bestimmt von dem teuflischen Grafen namens ›Mephisto‹ gehört, der in der Gegend eine grausame Schreckensherrschaft ausübt?«
    Walter entfuhr ein Schnauben.
    »Finden Sie meine Geschichte etwa amüsant?«
    Walter hob beide Hände. »Verzeihung, ich wollte Sie nicht kränken. Aber Sie nehmen die Ammenmärchen über einen blutrünstigen Grafen, der in gebirgigen Gegenden sein Unwesen treibt und ahnungslose Reisende überfällt, doch wohl nicht für bare Münze?«
    »Hast du denn schon mal von diesem teuflischen Grafen gehört, Onkel Walter?«, warf Hugo ein.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Junge.« Walter lächelte seinem Neffen beruhigend zu. »Dieser ›Mephisto‹ ist lediglich eine Sagengestalt.«
    Otis sah sein Gegenüber mit steinerner Miene so lange an, bis das Lächeln von Walters Lippen wich. Als der Fremde nach einer ganzen Weile weitersprach, brodelte unterdrückter Zorn in seiner Stimme.
    »In den vergangenen Jahrzehnten sind Hunderte Menschen nach Dämonien gereist und nie mehr aufgetaucht.«
    »Das Gebirge in Dämonien hält für den Wanderer aber auch besonders viele Tücken bereit«, gab Walter zu bedenken.
    Otis ging nicht darauf ein. »Letztes Jahr ist in einer einzigen Nacht gleich eine ganze Reihe Einwohner von Lovdiv spurlos verschwunden. Ihre Leichen sind nie aufgetaucht, aber ihre Betten waren blutbefleckt. Wie wollen Sie das erklären, Walter, hm?«
    »Davon hatte ich noch nicht gehört, aber meines Wissens soll der Teufelsgraf in den Pyrenäen hausen«, hielt Walter unbeirrt dagegen. »Wenn Sie schon solche Geschichten erzählen, sollten Sie darauf achten, dass sie einigermaßen glaubwürdig klingen.«
    Otis nickte. »Dem Grafen werden viele Aufenthaltsorte zugeschrieben: die Pyrenäen, der Himalaja, fast alle größeren Gebirge zwischen Afrika und Skandinavien. Überall dort, wo sich ungeklärte Todesfälle häufen, fällt der Name ›Mephisto‹.«
    »Und was hat das alles mit Onkel Walters Freund zu tun?« Hugo hatte eine Gänsehaut.
    »In der Nacht des Blutbads hielt sich Marcello in Lovdiv auf. Sie wissen ja, dass er schon seit Jahren nach Mephistos Schloss suchte, Walter.«
    Walter nickte mit grimmiger Miene. »Seit Marcellos gesamte Familie an der Südgrenze von Dämonien im Wald verschollen ist, konnte er an kaum etwas anders denken. Ihre Leichen wurden nie gefunden. Ich nehme an, die Ärmsten wurden von wilden Tieren gefressen oder haben sich im Schnee verirrt und sind erfroren. Aber Marcello war fest davon überzeugt, dass Mephistos Horden dahinterstecken, und sucht seither wie besessen nach diesem Schloss.«
    »Er war zu der Ansicht gelangt, dass die geheime Festung nur in Dämonien stehen konnte«, nahm Otis den Faden wieder auf. »Bei unserer letzten Begegnung war er in dieser Überzeugung noch bestärkt worden, weil ihm ein verrücktes altes Weib weisgemacht hatte, sie hätte eine Erscheinung gehabt und darin das Schloss und den Ort, wo es steht, gesehen. Offenbar hat Marcello daraufhin den
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