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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers
Autoren: Bastei Lübbe
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Mephistos Schloss befindet sich in Ihrem Besitz?«
    Otis nickte kaum merklich.
    Hugo merkte, dass er immer noch die Luft anhielt, und atmete aus. Im selben Atemzug fragte er: »Woher wissen Sie, dass es das richtige Schloss ist?«
    »Genau!«, pflichtete ihm Walter bei. »Bloß weil Marcello irgendwo ein Schloss entdeckt hat, heißt das noch lange nicht, dass es sich um die geheime Festung irgendeines angeblich furchtbar blutrünstigen Grafen handelt.«
    »Ich will Ihnen mal was sagen!«, fauchte Otis. Seine grünen Augen blitzten. »Dieser ›angeblich furchtbar blutrünstige Graf‹ hat unbeschreibliche Gräueltaten verübt. Dank Marcellos Mut dürfen wir nun davon ausgehen, dass Mephisto tatsächlich über den kleinen Gebirgsstaat Dämonien herrscht, in seinem Land Angst und Schrecken verbreitet und jeden überfällt, der sich über die Grenzen seines Herrschaftsgebiets wagt. Er selbst beschränkt sich auf sein eigenes Revier, aber seine Handlanger suchen und finden ihre Opfer auch außerhalb. Sie stellen mit Vorliebe jungen, wehrlosen Menschen nach und haben unzählige Männer, Frauen und Kinder auf dem Gewissen. Meine eigenen Angehörigen allerdings hat Mephisto persönlich umgebracht. Ich selbst konnte fliehen, aber meine Frau und unser Kind hat Mephisto ermordet. Nicht einmal meinen Hund hat er verschont.«
    »Das tut mir furchtbar leid, das mit Ihrer Frau und Ihrem Kind«, unterbrach ihn Hugo.
    Otis lächelte flüchtig. »Ich weiß dein Mitgefühl zu schätzen, Hugo. Ich habe mich inzwischen mit meinem Schicksal abgefunden, doch die Erinnerung an meine Lieben treibt mich immer noch um. Die Erinnerung und die Vorstellung, dass ich den Schuft eines Tages wie einen tollwütigen Hund – denn nichts anderes ist er – zur Strecke bringe und dass er dann um Gnade winseln muss.«
    Otis tat Hugo schrecklich leid, aber der unbändige Zorn, der im Ton des Fremden mitschwang, ließ ihn erschauern.
    Walter machte ein ungläubiges Gesicht. »Sie haben tatsächlich Mephisto von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden? Undich war mir so sicher, dass er bloß eine Legende ist, eine Sagengestalt … Ist er tatsächlich so durch und durch böse, wie es immer heißt? Wie ist er?«
    »Mephisto ist ein Unmensch, ein wildes Tier.« Otis lächelte. »Aber ich bin Jäger von Beruf, und jemand wie Mephisto ist genau die Beute, auf die ich mich spezialisiert habe.«
    Hugo musterte den geheimnisvollen Besucher, sein strahlendes Lächeln, den kühnen Schnurrbart, den fremdartigen Säbel. »Was für ein Jäger sind Sie denn nun?«, fragte er leise.
    Otis lachte. »Ich möchte dich nicht mit Einzelheiten meines unseligen Hobbys belasten, Kleiner.«

6. Kapitel
    A
ch kommen Sie, Otis, seien Sie kein Spielverderber!« Herkules’ Neugier hatte die Oberhand gewonnen und er kam hinter dem Krug hervorgeschossen. Seine Ohren leuchteten an den Rändern knallrosa. »Was für eine Beute jagen Sie denn?«
    Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass er nicht in der Öffentlichkeit sprechen sollte, und er blieb wie angewurzelt stehen. Seine schwarzen Knopfaugen schauten beschämt von Hugo zu Walter und schließlich zu Otis.
    Otis schmunzelte.
    »Brauchst gar nicht so unschuldig zu tun«, schimpfte Hugo. »Jetzt hast du die Katze aus dem Sack gelassen.«
    »Beziehungsweise die sprechende Maus«, berichtigte ihn Otis belustigt.
    »Darf ich vorstellen, Otis? Das ist unser Freund Herkules«, sagte Walter. »Wir haben ihn auf unserer letzten Entdeckungsreise kennengelernt. Er stammt von einer verzauberten kleinen Insel mitten im Meer.«
    »Ein sprechender Mäuserich! Das ist ja wunderbar! Es gibt doch nichts, was es nicht gibt«, erwiderte Otis, kraulte Herkules unterm Kinn und fuhr schmeichelnd fort: »Bist du aber ein hübsches Kerlchen … zum Anbeißen!«
    »Allerdings«, sagte Herkules verlegen, und seine Ohren leuchteten noch knalliger. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Otis.«
    »Stets zu Diensten.« Otis grinste breit. »Und um deine Frage zu beantworten, sage ich nur so viel: Ich jage eine ganz bestimmte Sorte seelenloser, blutrünstiger Geschöpfe, und wir wären alle besser dran, wenn diese Scheusale ein für alle Mal ausgerottet wären.«
    »Aber …«
    »Herkules! Ich glaube, du hast unseren neuen Bekannten fürs Erste genug über seinen Beruf ausgefragt«, schnitt Walter dem Mäuserich tadelnd das Wort ab.
    Walter stand auf und goss aus einer Steingutflasche zwei Krüge Bier ein. Einen reichte er Otis, aus dem anderen nahm er selbst einen
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