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Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Titel: Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens
Autoren: Gerth Medien GmbH
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Korb zudribbelte. Er hatte versucht, den Ball wegzuschlagen, und war dabei mit dem Gesicht in die Nähe ihres Ellenbogens geraten, sodass er einen harten Stoß ins Gesicht abbekommen hatte. „Aua!“, rief er laut und drehte sich weg.
    Lisa erkannte ihre Chance, rannte zum Korb und versenkte den Ball mühelos. Sie strahlte über ihren Erfolg, hielt aber inne, als sie ihren Bruder sah. „Alles in Ordnung?“, fragte sie. Aber Brent zuckte nur die Schultern.
    „Tut mir leid. Verzeih mir“, sagte Lisa. „Das war wirklich ein leichter Schuss.“
    „Ist schon in Ordnung und vergeben“, sagte er, und dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Allerdings bleiben jetzt nur noch 489-mal übrig.“
    „Was soll’n das heißen?“, fragte Lisa.
    „Du weißt doch noch, was wir heute in der Sonntagsschule gelernt haben, oder? Man soll 490-mal vergeben. Ich habe dir gerade vergeben, bleiben also nur noch 489-mal übrig“, scherzte er.
    Beide lachten über den Gedanken, genau Buch zu führen über die einzelnen Male, die Lisa Brent etwas angetan hatte. Sie waren beide sicher, dass sie die 490-mal schon lange ausgeschöpft hatte.
    Es fing an zu regnen, sodass sie ihr Spiel abbrechen und ins Haus gehen mussten.
    „Wollen wir Schiffe versenken spielen?“, fragte Lisa den Bruder. Brent erklärte sich einverstanden, und schon bald lagen sie auf dem Wohnzimmerboden, jeder das Spielblatt vor sich. Abwechselnd nannten sie eine Zahlen- und Buchstabenkombination, immer in der Hoffnung, einen Treffer zu landen.
    Lisa merkte im Laufe des Spieles, dass sie unter Druck geriet, denn Brent hatte erst eins von fünf Schiffen verloren, während sie nur noch zwei übrig hatte. Weil sie unbedingt gewinnen wollte, spähte sie ganz vorsichtig und unauffällig über den Sichtschutz, den Brent um sein Blatt errichtet hatte. Mit einem Blick entdeckte sie, wo Brent zwei seiner Schiffe platziert hatte, und konnte deshalb schnell den Ausgleich erzielen.
    Hochzufrieden spähte Lisa ein weiteres Mal nach der Position der letzten beiden Schiffe, aber diesmal ertappte Brent sie auf frischer Tat.
    „Hey, du betrügst ja!“, sagte er und starrte sie ungläubig an.
    Lisa wurde rot und ihre Lippen begannen zu zittern. „Es tut mir leid“, sagte sie betreten, den Blick auf den Teppichboden geheftet. Was sollte Brent sagen? Er wusste, dass Lisa manchmal so war. Sie tat ihm leid, weil es nur so wenige Dinge gab, die sie wirklich gut konnte. Es war zwar nicht richtig, dass sie schummelte, aber er wusste, dass die Versuchung für sie groß war.
    „Also gut, ich vergebe dir“, sagte Brent, und fügte dann leise lachend noch hinzu. „Aber damit sind jetzt leider nur noch 488-mal übrig.“
    „Ja, das stimmt wohl“, entgegnete sie und fügte dann mit einem fast scheuen Lächeln noch hinzu: „Schön, dass du mein Bruder bist, Brent.“
    Dass Brent bereit war, ihr immer wieder zu vergeben, rührte Lisa, und sie wollte ihm irgendwie zeigen, wie dankbar sie ihm dafür war. Deshalb hatte sie an diesem Abend die Tabelle mit den 490 Kästchen gezeichnet und sie ihm vorm Zubettgehen gezeigt.
    „So können wir Buch führen über jedes Mal, wenn ich Mist gebaut habe und du mir vergeben hast“, sagte sie. „Guck mal, ich streiche jedes Mal so mit einem Kreuz das Kästchen ab.“ Dabei machte sie ein Kreuzchen in die beiden ersten Kästchen ganz links oben in der ersten Reihe. „Diese beiden sind für heute.“
    Brent hob protestierend die Hand. „Du brauchst doch nicht …“
    „Doch, das will ich aber!“, unterbrach Lisa ihn. „Du vergibst mir andauernd und ich möchte dabei einfach nur auf dem Laufenden bleiben. Lass mich doch!“ Sie ging wieder auf ihr Zimmer und heftete die Tabelle an ihre Pinnwand.
    Es gab in den darauf folgenden Jahren genügend Gelegenheiten, Kästchen abzustreichen. Einmal hatte sie in der Schule herumerzählt, Brent hätte im Schlaf geredet und laut Rhonda Hills Namen gerufen, obwohl das gar nicht stimmte. Dieser üble Scherz hatte Brent tagelange Hänseleien seiner Mitschüler eingebracht, unter denen er sehr gelitten hatte. Als ihr klar wurde, wie grausam sie gewesen war, hatte Lisa sich ernsthaft bei ihrem Bruder entschuldigt. An dem Abend hatte sie Kästchen Nummer 98 abgestrichen. Vergebung Nummer 211 wurde in der zehnten Klasse gewährt, als Lisa vergessen hatte, Brents Englischbuch mit nach Hause zu bringen. Er hatte nicht zur Schule gehen können, weil er krank war, und sie deshalb gebeten, das Buch mitzubringen,
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