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Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Titel: Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens
Autoren: Gerth Medien GmbH
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für andere“, „Witze, über die ich gelacht habe“. Einige waren in ihrer Exaktheit fast schon witzig: „Worte, die ich meinem Bruder an den Kopf schmiss“. Über andere konnte ich gar nicht lachen: „Dinge, die ich aus Wut getan habe“, „Beleidigungen, die ich im Stillen gegen meine Eltern aussprach“. Immer wieder war ich über die Inhalte überrascht. Häufig fand ich viel mehr Karten vor, als ich erwartet hatte, manchmal weniger, als ich gehofft hatte.
    Die unglaubliche Menge der Kästen überwältigte mich. War es möglich, dass ich mit meinen zwanzig Jahren all diese Karten, Tausende oder sogar Millionen, ausgefüllt hatte? Jede Karte bestätigte diese Annahme. Sie wiesen alle meine Handschrift und sogar meine Unterschrift auf.
    Der Kasten „Lieder, die ich angehört habe“ war viel größer als alle anderen, fast drei Meter breit! Die Karten waren eng gepackt, und trotzdem konnte ich nach ein, zwei Metern immer noch nicht das Ende der Schublade erkennen. Ich schloss sie beschämt, nicht so sehr wegen der Qualität der Musik, sondern weil ich mir der immensen Zeitverschwendung bewusst wurde, die diese Rubrik deutlich machte.
    Als ich zu einer Schublade mit der Aufschrift „Erotische Gedanken“ kam, lief mir ein Schauder über den Rücken. Ich zog die Schublade nur wenige Zentimeter heraus, denn eigentlich wollte ich gar nicht wissen, wie groß er war, und zog schnell eine Karte heraus. Mir wurde ganz komisch bei den genauen Angaben darauf.
    Plötzlich wurde ich unglaublich zornig. Ich hatte nur einen einzigen Gedanken: „Niemand darf diese Karten jemals sehen! Ja, nicht einmal dieses Zimmer darf je irgendwer zu Gesicht bekommen! Ich muss alles zerstören!“ Verzweifelt zog ich die Schublade jetzt ganz heraus. Es war mir total egal, wie groß sie war. Ich musste sie ausleeren und die Karten vernichten. Ich drehte den Kasten um und schüttelte die Karten heraus, um sie zu zertreten. Doch keine einzige ging kaputt! Außer Atem nahm ich eine Karte in die Hand und bemerkte, dass sie stahlhart war – unzerstörbar. Geschlagen und völlig hilflos schob ich die Schublade wieder an ihren Platz zurück.
    Und dann sah ich es. Die Aufschrift eines Kastens lautete: „Menschen, denen ich von Gott erzählt habe“. Der Griff dieses Kästchens war sauberer als die anderen drumherum, neuer, fast unbenutzt. Ich zog, und ein Kasten, nicht länger als ein paar Zentimeter, kam zum Vorschein. Ich konnte die Karten darin an einer Hand abzählen.
    Mir kamen die Tränen. Wildes Schluchzen schüttelte mich. Ich fiel auf die Knie und weinte laut, weil ich mich so wahnsinnig schämte. Die Reihen mit den Karteischubladen verschwammen vor meinen Augen. Nie, niemals durfte jemand etwas von diesem Raum erfahren. Ich musste ihn abschließen und den Schlüssel verstecken.
    Dann, als die Tränen versiegt waren, sah ich ihn. Oh nein, bitte nicht er. Nicht hier. Nein, alles, aber bitte nicht Jesus!
    Hilflos nahm ich wahr, dass er die Kästen öffnete und die Karteikarten las. Ich konnte nicht mit ansehen, wie er reagieren würde. Als ich mich überwand und ihm ins Gesicht schaute, bemerkte ich, dass es ihn noch viel mehr schmerzte als mich. Er schien intuitiv die peinlichsten Kästen herauszunehmen. Warum musste er jede einzelne Karte lesen?
    Schließlich drehte er sich um und sah zu mir herüber. Mitleid spiegelte sich in seinen Augen. Ich senkte den Kopf, hielt mir die Hände vors Gesicht und fing wieder an zu weinen. Er kam zu mir und legte den Arm um mich. Er hätte so viel sagen können, aber er schwieg. Er weinte mit mir.
    Dann stand er auf und ging zurück zu dem Regal. Er begann an einer Seite des Zimmers, nahm jeden Kasten raus und fing an, meinen Namen durchzustreichen und ihn mit seinem eigenen zu überschreiben – auf jeder Karteikarte.
    „Nein!“, schrie ich und rannte zu ihm. Das Einzige, was ich sagen konnte, war „Nein, nein“, als ich ihm die Karte aus der Hand zog. Sein Name sollte nicht auf diesen Karten stehen. Aber da stand er schon, mit blutroter Farbe. Der Name von Jesus überdeckte meine Unterschrift und er war mit seinem Blut geschrieben.
    Schweigend nahm er die Karte zurück. Er lächelte traurig, während er weiter die Karten unterzeichnete. Ich weiß nicht, wie er das so schnell gemacht hat, denn schon im nächsten Moment hörte ich den letzten Kasten zuklappen. Er legte seine Hand auf meine Schulter und sagte: „Es ist vollbracht.“
    Ich stand auf und er führte mich aus dem Zimmer. Es war
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