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Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens

Titel: Per Anhalter in den Himmel - wahre Geschichten für Teens
Autoren: Gerth Medien GmbH
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kein Schloss in der Tür. Aber es gab viele weitere leere Karten, die darauf warteten, beschrieben zu werden.
    Joshua Harris
    Aus: Ungeküsst und doch kein Frosch
    Wenn wir aber unsere Sünden bereuen und sie bekennen, dann dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott seine Zusage treu und gerecht erfüllt: Er wird unsere Sünden vergeben und uns von allem Bösen reinigen.
    1. Johannes 1,9 (Hoffnung für alle)
    Duft
    Vergebung ist der Duft, den das Veilchen hinterlässt
am Absatz dessen, der es zertreten hat.
    Mark Twain
    Eine unverdiente Ehre
    Mein Leben veränderte sich grundlegend zwischen der sechsten und siebten Stunde meiner letzten Schulwoche. Niemand bemerkte, was da zwischen uns vorging, aber bei mir hinterließ es einen tiefen Eindruck, und zwar in dem Augenblick, als Keniche, ein japanischer Mitschüler, der zwei Jahre zuvor in unser Land und an unsere Schule gekommen war, mir ein kleines, hübsch verpacktes Geschenk überreichte.
    Ich war zwischen zwei Schulstunden auf einem der Gänge unterwegs, als ich sah, wie Keniche auf mich zugeschlendert kam. Er sah zu Boden, und ich wusste, dass er mit seinen Blicken die Schüler abcheckte, die sich gerade in unmittelbarer Nähe aufhielten. Als er mich entdeckte, kam er zunehmend zielstrebig und entschlossen auf mich zu. Ich wollte gerade ein flüchtiges „Hallo“ sagen und weitergehen wie immer, aber diesmal war es anders. Er machte eine kaum merkliche Geste mit der Hand, fast so als wolle er mich am Ellbogen zurückhalten, zog aber dann die Hand wieder zurück.
    Statt wie sonst einfach nur zu nicken, sprach Keniche mich an. „Schudigung. Etwas fü dich. Du bitte warte?“
    „Ja, klar“, sagte ich, aber eigentlich wäre es mir lieber gewesen, weiterzugehen, als mit Keniche gesehen zu werden.
    Anmutig kniete er nieder, öffnete seinen Rucksack und holte ein kleines Päckchen hervor. Dann stand er wieder auf und streckte mir die Hand mit dem Päckchen entgegen.
    Instinktiv griff ich danach und hielt es nun in der Hand, hatte aber immer noch keine Ahnung, dass es für mich gedacht war. Ich sah mich nervös um, warf dann einen Blick auf Keniche und erneut auf den Gang, in der Hoffnung, endlich dieser prekären Situation zu entkommen. Während ich ihn beobachtete, war sein nervöses Lächeln und sein Blick ein einziger Appell, doch bitte das Päckchen sofort zu öffnen.
    Als ich das Papier entfernt hatte, kam eine kleine handbemalte Keramikfigur eines Samurai-Kämpfers zum Vorschein. Seine Hände zusammenlegend und mit einer leichten Verbeugung brachte Keniche es jetzt fertig, mir in die Augen zu sehen. Er atmete tief ein und sprach dann langsam, jedes Wort betonend, damit ich verstand, wie bedeutungsvoll dieser Augenblick war. „Du beste Feun. Du seh nett zu mir. Du seh feunlich. Du mir dein Schule gelehrt.“ Keniche erklärte, dass der Samurai aus Japan kam und für Ehre, Mitgefühl, Mut, Stärke und Weisheit stand. *
    Meine nervösen Blicke kamen einen Augenblick zur Ruhe. Ich stand schweigend da und schaute mich noch einmal auf dem Gang um, bevor ich ihn wieder ansah. Er schaute mich immer noch lächelnd an. Was sollte ich sagen? „Danke“?
    Das schien das Richtige zu sein, aber ich war beschämt. In Wirklichkeit war ich ihm nämlich absolut kein Freund gewesen. Seine Worte hallten in meinem Inneren wider, denn es war in Wirklichkeit nur wenig Wärme oder Fürsorge vorhanden, die dieser Ehrung würdig gewesen wäre. Ich war freundlich gewesen, aber nie sein Freund.
    Meine Freunde und ich unternahmen regelmäßig etwas miteinander. Wir gingen zusammen ins Kino oder spielten Minigolf. Wir saßen zusammen am Strand oder in Restaurants. Manchmal veranstalteten wir Spiele-Abende, hörten Musik, fuhren mit dem Auto in der Gegend herum, bummelten in Einkaufszentren … alles eben, was Teenager so machen. Es kam mir nie in den Sinn, Keniche dazu einzuladen. Ich hatte nie etwas mit Keniche zusammen unternommen.
    Meine Freunde und ich trafen uns, um bei Sportveranstaltungen in der Schule zuzuschauen. Wir sahen uns Basketballspiele an oder harrten sogar an kühlen Herbstabenden bis zum Abpfiff aus, um unsere Footballmannschaft anzufeuern. Ich bin nie mit Keniche zusammen zu solchen Spielen gegangen, obwohl ich ihn oft dort gesehen habe. Normalerweise trug er „Fankleidung“ in unseren Schulfarben und feuerte unsere Mannschaft an, obwohl er weder Basketball noch Football richtig verstand. Er schien sogar Spaß zu haben, aber er war immer allein. Ich habe nie mit Keniche
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