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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson
Autoren: Die Widerspenstige
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mehr, als daß zwei Menschen im selben Haus
leben, Mary. Und ich bin jetzt mit Delia verheiratet.
    Er schluckte, fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und stand
langsam auf.
    Aber das ändert nichts an meinen Gefühlen für dich. Und ich hoffe
... ich hoffe, es ändert nichts an deinen Gefühlen für mich.
    Nat kam ein schrecklicher Zweifel. Er fragte
sich, ob die Mary, die er kannte und liebte, überhaupt noch etwas empfand. Doch
der Gedanke war zu schrecklich, um ihn weiter zu verfolgen, und er schob ihn
schnell beiseite. Wenn er auch nur einen Augenblick glaubte, daß von Mary
nichts mehr existierte außer dem zerfallenden Körper im Grab, dann ...
    Ein durchdringender Schrei zerriß die Stille, und Nat hob entsetzt
den Kopf. Er war sicher, daß der Schrei aus dem Grab zu seinen Füßen
hervorgedrungen war.
    Dann hörte er den Schrei wieder, und dann Megs Stimme, die
verzweifelt: »Delia!« rief. In seiner Eile, den Hügel hinunterzulaufen,
stolperte und rutschte er.
    Delia wehrte sich gegen einen riesigen
Abenaki-Krieger. Er hatte sie an den Händen gepackt und versuchte, sie tiefer
in den Wald zu zerren. Ihre Füße hinterließen breite Furchen im schmelzenden
Schnee. Aber es waren die Mädchen, die schrien; Delia rang mit ihrem Gegner in
schrecklichem Schweigen und krallte sich in den Arm, der jetzt ihren Hals
umklammerte.
    Einen beschämenden, lähmenden Augenblick lang wurde Nat langsamer,
und die Angst legte sich bleischwer auf seine Brust. Er hatte seine Muskete wie
ein Dummkopf auf der Steinschleife liegenlassen. Sie war viel zu weit
entfernt, um sie zu holen und den Indianer zu erschießen, bevor er mit Delia im
Wald verschwand. Nat sah sich verzweifelt um und überlegte, ob im Wald noch
mehr Indianer lauerten und bereit waren, sich auf ihn zu stürzen.
    Aber dann lief er weiter, direkt auf den nackten, bemalten Krieger
zu, der Delia festhielt – und Nat dachte nur noch daran, wie er sie retten
könnte.
    Lusifee kämpfte
wie die Wildkatze, deren Geist in ihrer Seele wohnte, und Traumbringer war
entsetzt, mit welcher Schwäche er darauf reagierte. Schwere Steine schienen
seine Arme nach unten zu ziehen. Seine Beine zitterten von der Anstrengung, die Yengi Frau mit sich zu zerren. Seine Brust hob und senkte sich unter den
Atemzügen, die wie ersterbende, klägliche Windstöße gingen, und er schüttelte
den Kopf, um den verschwommenen Nebel vor seinen Augen zu vertreiben.
    Traumbringer sah, wie der große blonde Mann hinkend über die
Felder kam, und er tastete nach dem Skalpiermesser, das an dem Lederriemen um
seine Hüfte hing. Dabei wäre es Lusifee beinahe gelungen, sich loszureißen. Er
konnte das nur verhindern, indem er seine Finger in ihre Haare krallte. Er warf
den Kopf zurück, um das Kriegsgeheul auszustoßen, aber er war nicht sicher, ob
er statt dessen nicht gelacht hatte.
    Der Mann mit den blonden Haaren näherte sich.
Er kam in der Vision nicht vor, aber er war nur eine Mücke, die sich mühelos
zerquetschen ließ. Traumbringer holte aus und warf das Messer. Er zielte auf
die Brust des Mannes, aber sein Arm fühlte sich seltsam kraftlos an, und das
Messer flog auf einer tiefen und nicht geraden Bahn. Er hätte den Mann beinahe
verfehlt, aber in diesem Augenblick schien das linke Bein des Yengi unter
ihm nachzugeben, und er knickte seitlich ein. Er ruderte mit den Armen, um das
Gleichgewicht nicht zu verlieren, und lief so geradewegs ins Messer.
    Das Messer grub sich in den Magen des Mannes.
    Trotzdem kam er noch mehrere stolpernde Schritte näher, bevor er
auf dem Schnee ausglitt und stürzte.
    »Nat!« schrie Lusifee und riß sich von Traumbringer los. Sie
rannte zu ihm und warf sich über den blutenden Mann.
    »NAT!«
    Es war kein Geräusch, das Traumbringer
veranlaßte, blitzartig den Kopf zu heben, nein, es war Wissen und so klar wie
seine Visionen. Er sah einen Geist in Gestalt eines Mannes unter den Bäumen zu
seiner Rechten hervorkommen. Er sah, wie der Geist die Arme hob und auf seine
Brust zielte. Er sah das Aufblitzen einer Flamme ...
    Den Schuß, der ihn tötete, hörte er nicht.
    Tyl nahm sich
noch die Zeit, bis seine Büchse wieder geladen war und er sich vergewissert
hatte, daß Traumbringer tot war, ehe er Delia von Nat herunterzog. Er schob sie
in Richtung des Ahornsaftkessels, wo sich Meg und Tildy verzweifelt
schluchzend aneinanderklammerten.
    »Delia, lauf mit den Mädchen sofort zum Blockhaus. Sag Oberst
Bishop, ein Trupp Abenaki-Krieger ist auf dem Weg nach
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