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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson
Autoren: Die Widerspenstige
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gesprochen. Traumbringer
und nur Traumbringer würde Lusifee zurück zu den Norridgewocks bringen, wo man
sie verbrennen würde, wie es bereits ihr Schicksal gewesen wäre, wenn sich
Bedagi nicht eingemischt hätte. Sie würde sterben, und die Yengi würden
das Land für immer verlassen.
    Traumbringer wußte, er würde nie ganz verstehen, warum sich
Lusifee, der Totemgeist der Yengi, den Körper einer wertlosen Frau
ausgesucht hatte. Aber schließlich waren die Yengi eine feige Rasse.
Sein Vater hatte ihm von Stämmen erzählt, die von weiblichen Sachems beherrscht
wurden. Wenn sie Frauen zu ihren Häuptlingen machten, dann war es wohl auch
möglich, daß ihr Schutzgeist den Körper einer Frau bewohnte. Daß sie keine
gewöhnliche Frau war, hatte er mit eigenen Augen gesehen. Sie besaß den Mut und
die Wildheit eines Kriegers.
    Sie war Lusifee, und sie mußte vernichtet
werden.
    Deshalb bereitete sich Traumbringer auf den Kampf und auf den Tod
vor. Er rieb seinen Körper mit Bärenfett ein, bemalte sorgfältig seinen
Oberkörper und sein Gesicht, und er sang sein Traumlied. Er bereitete sich
darauf vor, dorthin zurückzugehen, wo er Lusifee das erste Mal gefangengenommen
hatte.
    Die Visionen hatten versprochen, daß sie dort sein würde. Und die
Visionen logen nie.
    Die Luft war süß vom Geruch des simmernden Ahornsafts. Als Nat Parker
beim Steineschleifen eine Pause einlegte, glaubte er beinahe, das Tropfen des
Safts in die Eimer zu hören.
    Von Zeit zu Zeit hatte er die Arbeit unterbrochen und war hinübergegangen,
um Delia und den Mädchen beim Tragen der vollen Eimer vom Schlitten zum Kessel
zu helfen. Er legte auch Holz auf das Feuer. Er tat diese Dinge für Delia, um
ihr das Zuckersieden zu erleichtern. Er mußte vieles gutmachen.
    Er brachte nicht alle Steine weg; manche warf
er nur auf Haufen. In seinem Kalender hatte er gelesen, daß Steine ein guter
Dünger waren, da sie sich angeblich irgendwie auflösten und im Erdreich
versickerten. Der Boden um sie herum sollte dann den dreifachen Ertrag normaler
Erde bringen. Delia hatte ihn nach den Steinhaufen gefragt, und als er es ihr
erklärte – etwas hilflos, denn die Theorie klang wie ein Ammenmärchen, obwohl
sie aus seinem Almanach stammte –, hatte sie tatsächlich gelächelt. Er stellte
fest, daß es ihm Vergnügen machte, sie zum Lächeln zu bringen.
    Er suchte sie mit seinen Blicken und entdeckte sie zwischen den
Bäumen. Sie schlug frische Röhrchen in die Stämme. Die Mädchen beaufsichtigten
das Feuer. Alle waren mit sich beschäftigt; Nat stieg von der Steinschleife und
folgte dem vertrauten Pfad den Hügel hinauf, an dem die Scheune und die
Stallungen gestanden hatten, ehe die Indianer alles niederbrannten.
    Der Grabstein war unberührt geblieben, obwohl man ihm den Winter
ansah, in dem er den Elementen ausgesetzt gewesen war. Im Jahr zuvor war Mary
um diese Zeit gerade drei Wochen tot gewesen. Der Stein war neu gewesen; die
Buchstaben waren weiße Narben im glatten grauen Granit, und die Erde des
Grabhügels war dunkelbraun und nackt. Jetzt waren die Buchstaben schwarz, und
der Granit hatte winzige Löcher und Risse. Die Erde um den Stein hatte sich
etwas gesenkt, und die ersten grünen Grashalme stießen durch den stellenweise
geschmolzenen Schnee.
    Er nahm den Hut ab, kniete neben den Stein nieder und fuhr mit den
Fingern die Buchstaben ihres Namens nach. Mary .. .
    Du weißt, welche Richtung meine Gedanken in den vergangenen Wochen
genommen haben, während ich darauf wartete, daß Delia nach Hause kommen würde.
Ich habe gespürt, daß du da warst und mir zugehört hast. Es ist nicht, daß ich
dich weniger liebe ...
    Er schloß die Augen und senkte den Kopf. Der Hut hing zwischen
seinen Knien, die Handgelenke lagen auf seinen Schenkeln.
    Mary, ich werde nächste Woche das Haus wieder
aufbauen lassen, und Obadia Kemble macht uns ein neues Bett. Und Mary, ich
habe vor ... ich habe vor, daß Delia und ich das Bett als Mann und Frau teilen.
Wenn dich das verletzt, tut es mir sehr leid, denn du weißt, daß ich dir in den
zehn Jahren nicht ein einziges Mal bewußt weh getan habe. Und ganz sicher habe
ich nie daran gedacht, mit einer anderen Frau ins Bett zu gehen oder jemals
eine Frau in dieser Absicht angesehen. Ich habe darüber nachgedacht und bin zu
dem Schluß gekommen, daß du dort, wo du jetzt bist, solche Dinge wie die
körperlichen Freuden vielleicht nicht mehr so wichtig nimmst. Ich hoffe, es ist
so, denn ... denn, zu einer Ehe gehört
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