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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang
Autoren: D J MacHale
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durchsichtigen Kristall wurde wieder graues Felsgestein, wie ich es vom Beginn meiner Reise her kannte.
    Die Panik packte mich erneut. Würde ich gleich in den Mittelpunkt der Erde krachen? Hieß es nicht, dort befände sich ein Kern aus glühendem Magma? Flog ich einem Feuertod entgegen? Was auch immer es war, es stand unmittelbar bevor. Ich tat das Einzige, was mir einfiel, um mich auf das Ende vorzubereiten.
    Ich schloss die Augen. Doch das Ende bestand nicht aus einem Flammenmeer. Wieder spürte ich das Prickeln, das ich zu Anfang dieser Reise erlebt hatte. Dann überfiel mich eine Welle aus Tönen. Es war dieselbe Melodie wie vorher. Ein Gewicht schien sich auf meine Brust zu legen. Plötzlich merkte ich, dass ich auf den Beinen stand. Die Musik verklang. Es war, als hätte mich der fliegende Teppich sanft abgesetzt.
    Komischerweise fühlte es sich seltsam an, mein Gewicht wieder selbst tragen zu müssen. Es ging mir wie einem Astronauten, der sich nach dem Aufenthalt im Weltall erst wieder an die Schwerkraft gewöhnen muss. Ich öffnete die Augen und schaute über die Schulter. Hinter mir lag der Tunnel. Er sah genauso aus wie im U-Bahnhof, als ich ihn betreten hatte. Grau, dunkel und endlos.
    Ich war unbeschadet angekommen. Nur, wo war ich? Wieder in einer U-Bahn-Station? In China vielleicht? Ich sah mich genauer um und stellte fest, dass ich in einer Art Höhle gelandet war. Jetzt, wo mein Verstand wieder arbeitete, spürte ich erst, wie kalt
es war. Der Wind heulte laut. Wo auch immer ich war, ich befand mich nicht mehr unter der Erde.
    Mit unsicheren Schritten verließ ich den Gang und trat in die Höhle hinaus. Der Eingang zum Tunnel war von innen durch einen ähnlichen Stern gekennzeichnet, wie er auf der Tür am Bahnsteig zu sehen gewesen war. Hier hatte man ihn auf Augenhöhe in den Fels geritzt. Seltsam.
    Durch eine Öffnung auf der anderen Seite der Höhle strömte Licht. Es war so hell, dass der Rest der Höhle stockdunkel wirkte. Plötzlich hatte ich das Gefühl, mich schon viel zu lange im Dunkeln aufgehalten zu haben. Ich wollte ins Freie. Also stolperte ich quer durch den Raum und sah, dass sich dort tatsächlich ein Ausgang befand. Das Licht verriet mir: Draußen war hellster Tag. Wie lange hatte ich in dem Tunnel gesteckt? Die ganze Nacht? Oder war in China jetzt Tag? Meine Augen hatten sich noch nicht an die Helligkeit gewöhnt, und ich musste sie mit den Händen abschirmen und blinzeln. Dann trat ich ins Freie. Draußen war es noch kälter. Über dem T-Shirt trug ich bloß meinen Stony-Brook-Pulli, und der Wind pfiff mir um die Ohren. Es war eiskalt! Ich ging noch ein paar Schritte und stand … im Schnee! Der Boden war schneebedeckt. Deshalb war das Licht so grell! Die Sonne wurde vom Schnee reflektiert und blendete mich. Ich wusste, es würde nicht lange dauern, bis sich meine Augen daran gewöhnt hatten, und so wartete ich ab, statt mich in der etwas wärmeren Höhle zu verkriechen. Ich wollte unbedingt wissen, wo ich mich befand.
    Nach ein paar Sekunden öffnete ich vorsichtig die Augen. Endlich hatten sich meine Pupillen verengt, und ich sah … Doch was ich sah, hätte mich fast aus den Schuhen gehauen.
    Ich stand auf der Spitze eines Berges! Es war kein kleiner Skihügel wie der in Vermont. Eher wie der Everest! Vielleicht nicht ganz so hoch, aber ich fühlte mich, als stünde ich auf dem Dach der Welt. In alle Richtungen erstreckten sich riesige Schneefelder.
In weiter Ferne, tief unter mir, wich der Schnee einem grünen Tal, doch zwischen der Bergspitze und diesem Tal lag ein langer, steiler Abstieg.
    »Wo zum Teufel bin ich?« Gute Frage, aber wer sollte mir antworten? Also beschloss ich, im Schutz der Höhle erst einmal darüber nachzudenken. Doch gerade als ich mich umdrehte, sah ich etwas Eigenartiges. Ein paar Schritte vom Höhleneingang entfernt standen einige gelbliche, spitze Steine mit glatter Oberfläche, die etwa sechzig Zentimeter hoch waren. Sie ragten wie Stalagmiten aus dem Schnee. Oder wie Stalaktiten. Ich kann mir einfach nicht merken, was was ist. Sie standen aufrecht und endeten in einer Spitze. Ich wusste nicht warum, aber sie hatten etwas von Grabsteinen. Ich verscheuchte den unangenehmen Gedanken und stapfte durch den Schnee zurück zur Höhle.
    Dann entdeckte ich das Seltsamste überhaupt. Gerade kam die Sonne über die Felsen, die das Dach der Höhle bildeten. Dabei hatte ich doch eben erst meine Augen vor der Sonne geschützt, die genau aus der
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