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Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Titel: Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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vor Aufregung kaum zu atmen, aber dann fasste sie Mut und wollte die Tür aufschieben. Nur, die verflixte Tür war durch irgendetwas blockiert. Sie stemmte sich mit aller Kraft gegen das Hindernis, bis es in der Dachkammer auf einmal laut zu rumpeln und zu poltern begann.
    Santa Maria, bei dem Lärm musste Mr Jeremy ja aufwachen! Erst als alles still blieb, wagte sie, sich noch einmal gegen die Tür zu stemmen, diesmal so lange, bis sie ihren Kopf durch den Türspalt schieben konnte.
    Ein übler Gestank schlug ihr entgegen. Es war heiß wie in einem Backofen. An den Spinnweben konnte sie sofort sehen, dass der Raum seit Jahren nicht mehr benutzt worden war. Es sah so aus, als wären sämtliche Möbel als Barriere vor die Tür geschoben worden. Bis auf das Bett, das an der gegenüberliegenden Wand stand. Und auf diesem Bett lag eine Gestalt, genauer gesagt ein Mann. Nicht etwa im Schlafanzug oder im Nachthemd, nein, im korrekten Abendanzug.
    »Mr Jeremy?«
    Aber Agnes Torres wusste bereits, dass er nicht antworten würde. Er lag nicht schlafend da. Niemand schläft mit offenen Augen und weit aufgerissenem Mund, aus dem die Zunge – schwarz und zur Größe eines Chorizowürstchens angeschwollen – aufragt wie ein Fahnenmast. Niemand schläft mit hoch gereckten Armen und zur Faust geballten Händen, zwischen deren Fingern das Blut hervorquillt. Schlafende lagen nicht mit verkohltem und in sich zusammengefallenem Oberkörper da wie ein Scheit Kaminholz. Agnes kannte sich aus, sie hatte während ihrer Kindheit in Kolumbien viele Tote gesehen. Und Mr Jeremy war so tot, wie Tote nur sein können.
    Während sie noch auf den Leichnam starrte, hörte sie plötzlich jemanden sprechen. Es dauerte eine Weile, bis ihr klar wurde, dass sie selbst es war, die zu murmeln begonnen hatte: En el nombre del Padre, y del Hijo, y del Espíritu Santo … Um ganz sicherzugehen, schlug sie rasch das Kreuzzeichen und griff eilends nach ihrem Rosenkranz. Im selben Moment entdeckte sie das Brandzeichen am Fußende des Bettes. Und da wusste sie, was Mr Jeremy Grove widerfahren war. Ein lautes Seufzen, ähnlich einem erstickten Schrei, dann hatte sie die erste Panik überwunden. Sorgfältig verschloss sie die Tür der Dachkammer, und genauso gewissenhaft verfuhr sie bei allen anderen, die sie geöffnet hatte. Was ihr freilich, wie sie sehr wohl wusste, nur gelingen konnte, weil sie den Rosenkranz fest umklammert hielt, von Zeit zu Zeit das Kreuzzeichen schlug und unermüdlich vor sich hin murmelte: Creo en Dios, Padre todopoderoso, creador del cielo y de la tierra. Erst als die letzte Treppenstufe hinter ihr lag, erlaubte sie sich die Schwäche, vor Erleichterung zu schluchzen – aber nur ganz leise, fast lautlos.
    Sie hatte das Zeichen mit eigenen Augen gesehen: ein eingebrannter Hufabdruck. Der Teufel persönlich hatte Jeremy Grove seine Aufwartung gemacht.

2
    Der Sergeant richtete sich auf. Es war der 16. Oktober in Southampton auf Long Island und erst wenige Stunden her, dass der prominenteste Anwohner dieses noblen Viertels ermordet aufgefunden worden war … Er hörte damit auf, gelbes Absperrband auszurollen, und warf einen ärgerlichen Blick auf die immer größer werdende Meute der Gaffer. Wenn da nicht bald jemand eingriff, endete das Ganze in einem Fiasko. Die Absperrungen hätten viel früher aufgestellt werden müssen, jetzt war die Flut nicht mehr aufzuhalten. Hinz und Kunz kamen mit ihren Landrovern angeprescht, behaupteten, sie hätten einen unaufschiebbaren Termin beim Frisör oder seien zum Tennismatch verabredet oder weiß Gott was, und die ganz Rabiaten zückten bereits das Handy und drohten, ihren Anwalt anzurufen.
    »Sergeant, Sie haben sich nicht um die Hecke gekümmert!«
    Aha, Lieutenant Braskie, der hatte ihm gerade noch gefehlt!
    »Habe ich Ihnen nicht ausdrücklich aufgetragen, den gesamten Sicherheitsbereich abzusperren?«
    Ohne seinen Chef einer Antwort zu würdigen, stiefelte der Sergeant mit seiner Rolle Absperrband auf die Hecke zu, die das Grove’sche Anwesen begrenzte. Idiotischer ging es nicht! Als könnte er mit seinem Absperrband etwas bewirken, was eine vier Meter hohe, zusätzlich durch versteckten Stacheldraht gesicherte Hecke nicht ohnehin tat. Die ersten Übertragungswagen des Fernsehens waren bereits angerückt, die örtliche Presse drängte sich ungeduldig vor der Absperrung an der Dune Road. Vor wenigen Minuten war die Verstärkung aus Sag Harbor und East Hampton eingetroffen, und fast zeitgleich
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