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Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels

Titel: Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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hatte, musste aschfahl und völlig verwirrt von ihrem Sohn nach Hause gebracht werden. Die wenigen übrig gebliebenen Bediensteten hatten sich ebenfalls getrollt, froh darüber, unverhofft ein paar zusätzliche freie Tage zu haben. Es gab keinen Grund, länger hier zu bleiben, Foscos nächster Verwandter, ein entfernter Cousin, war im Urlaub auf Sardinien und würde frühestens in einigen Tagen zurückkommen. Im Übrigen war niemand darauf versessen, an einem Ort auszuharren, dem der Gevatter Tod einen so gruseligen Besuch abgestattet hatte. Und so war die Burg in Schatten und Stille getaucht. Nirgendwo lastete die Stille so spürbar wie in den alten Katakomben, die sich tief im Berg aneinander reihten. Dort konnte nicht mal das Rascheln des Windes die Gräber und von Staub bedeckten steinernen Sarkophage vergessener Toter stören.
    Das tiefste Gewölbe – vor mehr als dreitausend Jahren von den Etruskern in den Fels gehauen – schlängelte sich ins rabenschwarze Dunkel und mündete schließlich in einen horizontal verlaufenden Tunnel. An seinem hinteren Ende ragte eine von Knochenresten umgebene Backsteinwand auf. Hier unten war die Finsternis so dicht, dass selbst das Licht einer Fackel nicht enthüllt hätte, dass die Backsteinwand vor nicht viel mehr als vierundzwanzig Stunden hochgezogen worden war. Sie lag wie ein Sperrwall vor der alten Gruft, in der ursprünglich ein unbekannter langobardischer Ritter die letzte Ruhestätte gefunden hatte. Seine Knochen, zusammengefegt und mit Schutt und Steinsplittern vermengt, lagen nun seitlich vor der Mauer.
    Die alte Gruft hinter der Backsteinmauer war gerade mal groß genug, dass ein Mensch hineinpasste. In der Gruft herrschte Totenstille, kein Laut war zu hören. Das Dunkel schien so abgrundtief zu sein, dass man meinen konnte, das Gesetz von Raum und Zeit habe seine Gültigkeit verloren. Plötzlich zerriss ein gedämpftes Geräusch die Stille, der Widerhall von Schritten.
    Kurz darauf war ein Rumpeln zu hören, als habe jemand einen Sack mit Werkzeugen auf dem Boden abgesetzt. Danach herrschte wieder Grabesstille. Das nächste Geräusch gab keine Rätsel auf: Es hörte sich an, als kratze jemand mit einem Stück Eisen am Mörtel herum, um danach mit dem Hammer dumpf auf einen Steinmeißel einzuschlagen. Das Kratzen und die Schläge hielten an, nicht überstürzt, sondern in einer wohl überlegten Kadenz und mit der Regelmäßigkeit eines tickenden Uhrwerks. Minuten vergingen, die Geräusche verstummten. Wieder eine Weile Stille, dann setzte ein leises Schaben ein, etwa so, als riebe sich Stein an Mörtel. Wieder ein paar schwere Hammerschläge, und plötzlich schimmerte ein schwacher Lichtschein in die Gruft und warf einen glühenden viereckigen Spalt auf die gegenüberliegende Wand. Millimeter um Millimeter wurde der Backstein herausgeschoben. Schließlich war es vollbracht, und ein weicher, gelber Lichtschein brach durch das eben erst geöffnete Loch.
    Einen Augenblick später tauchten zwei Augen in der Öffnung auf, sie blinzelten neugierig, vielleicht auch ein wenig unsicher in die Gruft. Zwei Augen. Das eine haselnussbraun, das andere tiefblau.

Eine Randnotiz für die Leser
    Manchen Lesern wird aufgefallen sein, dass wir in diesem Buch etwas ganz Ungewöhnliches getan haben. Strenge Literaturprofessoren mögen den Kopf schütteln und fragen, wie jemand ungestraft ein so scheußliches Verbrechen an großer Literatur verüben könne.
    Die Rede ist von Graf Isidor Ottavio Baidassare Fosco, dessen Figur aus dem Roman Die Frau in Weiß von Wilkie Collins, einem der großen und sehr populären Autoren viktorianischer Schauerromane, wir uns dreist angeeignet haben, um ihn in diesem Thriller zum Leben zu erwecken. Für Leser, die mit Collins nicht so vertraut sind: Er gilt als Vater des modernen Kriminalromans. Die Frau in Weiß wurde 1860 veröffentlicht und ist unserer Meinung nach sein bester Roman und das populärste Buch des viktorianischen Zeitalters. Heute ist es weitgehend in Vergessenheit geraten. Wir entschuldigen uns dafür, dass wir ihm die Figur des Grafen Fosco entwendet haben. Dennoch ist es der höchste Tribut, den wir einem unserer Lieblingsautoren zollen können, der einen gewissen Einfluss auf unsere eigenen Thriller gehabt hat. Wir schulden Wilkie Collins und allen Autoren von Detektivromanen Dank, ob sie es nun wissen oder nicht. Sollte einem unserer an Thrillern interessierten Lesern zufällig Die Frau in Weiß in die Hand fallen, würde uns das
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