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Pelbar 7 Das Schwert der Geduld

Pelbar 7 Das Schwert der Geduld

Titel: Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
Autoren: Paul Williams
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Kräften halten.« Er be-rührte den Alten leicht an der Schulter.
    »Wie auch immer.«
    Der junge Mann stand auf und verschwand im Dunkeln, seine Schritte waren auf den gefrorenen Blättern kaum zu hören. Mokil drehte sich um und sah ihm für einen Augenblick nach, seine Hände, mit denen er die braunen Binden hielt, zitterten. Dann wandte er sich wieder seiner Aufgabe zu.
    Als er fertig war, schaute er zu Borund hinüber, der im Fieber lag und dessen Bein angeschwollen war.
    Dann stand er auf und drehte sich um.
    »Willst du ihm nicht helfen?« fragte der Erhabene.
    Mokil wandte sich wieder um, kam zurück und hockte sich neben den Erhabenen. »Ich war dabei«, sagte er mit heiserer Stimme. »Ich sah, wie Igna bei dem Gefangenenaustausch die Fahne hielt. Ich sah, wie dieser Kerl den Befehl gab. Ich sah, wie der Pfeil Igna traf und half, ihn hierherzutragen. Jetzt erfahre ich, daß er gerade gestorben ist. Das mußte nicht geschehen. Nichts von alledem. Dieses stinkende Stück Scheiße hat es angezettelt, genauso, wie man im Herbst ein Präriefeuer entfacht und zusieht, wie es vor dem Wind herrast und alles zerstört. Nein. Ich werde ihm nicht helfen. Ganz gleich, was mit ihm geschieht; selbst wenn er elend verreckt, wird er nur einen winzigen Bruchteil der Schmerzen empfinden, die er verursacht hat. Bei unserem Volk. Bei deinem.
    Mit euch ist es wieder genauso wie mit den Tantal.
    Und ihr werdet das gleiche Schicksal erleiden.«
    »So handeln zivilisierte Menschen nicht.«
    »Du nennst es also zivilisiert, einen Waffenstillstand zu brechen?« Mokil hockte lange Zeit schweigend da. »Als ich viel jünger war«, begann er mit ge-dankenverlorener Stimme, »führte ich eine Sternenbande auf die Winterjagd. Einer meiner Männer verletzte sich am Bein. Durch ungewöhnliche Ereignisse wurde er nach Nordwall, einer Pelbarstadt, gebracht und dort gesundgepflegt. Wir waren damals Feinde, aber eigentlich ohne vernünftigen Grund. Wir waren uns einfach fremd, zu verschieden. Es war so üblich.
    Er lernte eine Pelbar-Frau kennen. Sie heißt Ursa, eine blonde Frau mit Shumai-Vorfahren, die man als Baby dort zurückgelassen hatte. Im Frühling wurden Winnt und Ursa in Nordwall getraut, die ganze Sternenbande war dabei und ganz Nordwall. Ehe die Feier zu Ende war, kamen einige Shumai. Es wurde nicht gekämpft. Einer von ihnen kannte Jestak, den Pelbar. Einem anderen ... hatten Ursa und Winnt geholfen.
    Am nächsten Morgen fuhren wir in unseren Booten fort. Ich war immer überzeugt, daß Igna in dieser Hochzeitsnacht gezeugt wurde, das erste Kind eines neuen Friedens. Mit ihm begann die Umgestaltung des ganzen Heart-Fluß-Tales. Igna. Er hatte die Augen seiner Mutter. Wie sollen wir es ihr sagen?«
    »Er hat sich in Gefahr begeben, wie alle anderen auch.«
    »Er trug die Fahne. Er war unbewaffnet. Dieser ... – nun, wenn die zwei Sternenbanden von Koorb kommen, wird Winnt dabeisein. Er hat nach dem Gesetz der Sentani ein Recht, einen Anspruch auf das Leben von diesem Kerl hier.«
    »Nein«, murmelte Borund. »Ich wurde im Krieg gefangengenommen.«
    »Igna war Fahnenträger und wurde im Frieden getötet. Darum geht es doch.«
    »Ihr werdet merken, daß es nicht ratsam ist, Gefangene grausam zu behandeln«, sagte Peydan. »Wir sind nicht hilflos.«
    »Sobald es hell wird, zeige ich dir den alten Peshtak-Boten, den ihr uns zurückgegeben habt. Bei euch ist Grausamkeit gegenüber Gefangenen offenbar etwas Normales. Du warst der Kommandant.«
    »Ich hatte strenge Befehle. Du weißt doch, daß ich abgelöst wurde.«
    »Von diesem hier, dem Killerwolf, der das Rudel anführt?«
    »Es ist eine politische Angelegenheit. Wir haben das Recht, uns zu verteidigen.«
    »Und das tut ihr, indem ihr Ostag niederbrennt?
    Tief im Gebiet der Heart-Fluß-Föderation? Hm.«
    »Wir erkennen nichts dergleichen an. In dieser Gegend hat sich das Peshtak-Gesindel festgesetzt. Eindringlinge. Gesetzlose Mörder. Die die Ernte verbrennen und Hinterhalte legen.«
    Unvermittelt stand Mokil auf. Ohne ein weiteres Wort nickte er dem Peshtak-Jungen zu, und sie gingen.
    Nach Tagesanbruch trabten zwei Männer auf Pferden ins Lager und saßen ab. Peydan sah sie miteinander sprechen und gestikulieren. Er beobachtete, wie Arey, der große Shumai mit dem Arm in der Schlinge, zu ihnen hinhinkte. Andere sammelten sich.
    Da war etwas im Gange. Ein großer Sentani blies einen langgezogenen, klagenden Ruf auf einem Kuhhorn, dann eine Reihe einzelner Töne, die von
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