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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt
Autoren: Paul Williams
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während ihr Körper sich hilflos drehte und ihr Arm von seinem weggetragen wurde, sie raste vorbei, wurde in der anderen Richtung immer kleiner, je weiter sie davonschoß. Die Schwärze ver-tiefte sich, wurde absolut, dann jedoch glaubte Tristal darin eine Hand zu spüren, die ihn erfaßte, ihn hielt.
    Als er danach griff, konnte er sie nicht berühren, und doch hielt sie ihn.
    In der Ferne stieg ein Licht auf, matt und rot. Er kniff die Lider zusammen. Dann öffnete er sie, Licht strahlte ihm in die Augen, er sah flüchtig Bäume, Blätter, dann schloß er die Augen wieder. Noch einmal öffnete er sie vorsichtig, und jetzt erblickte er das Lager auf der Flußinsel, die Morgensonne stach durch die Blätter in seine Augen. Tor kniete neben ihm.
    »Tor.«
    »Jetzt geht es dir besser. Kühler bist du. Gut.
    Kannst du essen?«
    »Nein.«
    »Trinken? – Versuch es!« Tor hielt ihm einen Becher mit warmer Brühe hin.
    Tristal nippte daran und spürte, wie das Aroma ihn durchdrang. Seine Lippen waren aufgesprungen. Er trank wieder, leerte langsam den ganzen Becher, dann lehnte er sich zurück, schwach, aber mit klarem Kopf. Er versuchte sich zu erinnern, was sie hier wollten. Ja. Sie waren auf dem Weg nach Norden, ins Eisland. Warum wollte er nicht dorthin? Er wußte es nicht mehr. Es war ... es war ... Es war nicht wichtig.
    Er schloß die Augen und sank wieder in Schlaf, aber diesmal war der Schlummer erquickend. Tor befühlte seine Stirn, dann nahm er ein Tuch und wischte sie ihm wieder ab. Er beugte sich hinunter, legte seine Wange an die von Tristal, setzte sich dann wieder auf und schloß mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht die Augen.
    Raran kuschelte sich an Tristals andere Seite, seufzte, drehte sich um und ließ sich wieder nieder.
    Tristal bewegte sich nicht, nur seine Brust hob und senkte sich langsam mit seinen Atemzügen.
    Endlich erhob sich Tor und sagte zu Raran: »Bleib hier! Bewache ihn! Sei still!« Er drehte sich um und trabte zum Flußufer, um nach den Fischfallen zu sehen.

DREI
    Nach der Nacht der Fieberkrise erholte sich Tristal sehr schnell, und zwei Tage später brachen Tor und er wieder auf und fuhren weiter flußaufwärts, Tristal ruderte eine Weile, dann ruhte er sich im Bug des Pfeilbootes aus. Sie waren nun schon fast drei Wochen unterwegs, und durch die Verzögerung wegen Tristals Krankheit schritt der Frühling schneller nach Norden vor als sie.
    Tor war ungewöhnlich schweigsam und ruderte gleichmäßig am Ostufer entlang, aber schließlich sagte er in geistesabwesendem Tonfall: »Tris, hattest du jemals das Gefühl, daß alles singt? Ich meine na-türlich keinen wirklichen Gesang, sondern eine Aus-strahlung dessen, was ist. Hast du das schon gehört?
    Kannst du es hören? Es kommt dir vielleicht sonderbar vor, aber es ist wichtig.«
    »Singen?«
    »Ja. Sich ausdrücken. Singen.«
    Tristal überlegte. »Kann sein, daß ich gehört habe, wie die alten Leute davon redeten, als ich noch ein Kind war.«
    »Du. Spürst du etwas?«
    Wieder überlegte Tristal. »Nein«, sagte er dann.
    »Fang mit etwas Einfachem an. Was sagt dir unsere haarige Begleiterin?«
    Tristal schaute Raran an, die behaglich, leicht hechelnd, zwischen ihnen lag und zuerst gar nicht merkte, daß von ihr die Rede war, dann wurde sie wach und schaute von einem zum anderen.
    »Siehst du, Tris, sie spürt, daß du an sie denkst.
    Das ist nicht genau das, was ich meine, aber ein einfacherer Aspekt davon. Du kennst das, wie jeder Jäger es kennt. Und Raran ist ein Jäger. Vielleicht haben wir unsere Haltung ganz leicht verändert, als wir anfingen, an sie zu denken. So leicht, daß wir es gar nicht merkten. Aber Raran hat es gespürt. Bei Mann und Frau kann es nach einer Weile genauso sein. Der eine weiß, wenn der andere seinen Kopf so hält, ist er mü-
    de, oder wenn er die Schultern so hochzieht, ist er ein ganz klein wenig verärgert.
    Aber das meine ich nicht. Fang mit dem Fluß an.
    Was singt der Fluß?«
    Tristal war ein wenig erschrocken. Er lauschte lange Zeit. Die Gegenwart des Flusses konnte er spüren, obwohl er da, wo sie sich jetzt befanden, viel kleiner war als weiter unten bei den Pelbarstädten. Er hatte sich der Vorstellung jedoch noch nicht überlassen.
    Schließlich sagte er: »Tor, du hast nie geheiratet. Woher weißt du das?«
    »Das mit Mann und Frau? Die Besten haben etwas von einem Axtschwinger der Shumai an sich. Sie spü-
    ren Dinge. Das kannst du beobachten. Und jetzt hör auf den
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