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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt
Autoren: Paul Williams
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gemacht.«
    »Also Shumai?«
    »Könnte sein.«
    »Im Winter muß es hier oben unglaublich kalt sein.«
    »Vielleicht. Aber bei soviel Wild kann man es schon aushalten. Trotzdem, mir kommt das alles irgendwie merkwürdig vor.«
    »Du meinst, wie bei Disdan? Noch so eine wilde Gruppe?«
    »Ich habe von Shumai gehört, die sich der Gerechtigkeit entzogen, indem sie nach Norden gingen.
    Viele Jahre lang. Disdan hat das auch getan. Üblich ist es nicht, aber ich habe davon gehört.«
    »Könnten wir mit ihnen laufen? Hätten sie etwas dagegen?«
    »Wer weiß? Lieber nicht. Wir wüßten nicht, warum sie hier oben sind. Sie könnten alles mögliche sein.
    Das hier ist mindestens zwei Monate alt – eine Früh-jahrsbeute. Nun, wohin ziehen sie wohl? Ich kenne dieses nördliche Wild nicht. Es scheint überall genug davon zu geben.«
    Tristal antwortete nicht. Er hätte sich über menschliche Gesellschaft gefreut – und wollte gerne etwas über das Leben der Shumai im Norden hören. Aber Tor schien der Sache nicht zu trauen. Da war etwas, was er nicht sagte.
    »Wir laufen einfach ein paar Tage lang nach Westen«, meinte Tor. »Es wäre mir lieber, wenn wir ihnen nicht begegneten.«
    Tristal war enttäuscht, sagte aber nichts.
    Zwei Tage später fanden sie einen weiteren Beute-platz, diesmal aus jüngerer Zeit. Tor studierte ihn wieder sorgfältig. »Keine Frauen«, sagte er.
    »Und keine Kinder«, ergänzte Tristal. »Sie haben nichts vom Mark genommen. Keine Blutsuppe ge-kocht. Oder die Dreifußeindrücke sind verschwunden. Der Platz ist schon alt.«
    »Jedenfalls keine kleinen Kinder. Vielleicht überhaupt keine. Große Unvorsichtigkeit. Schau nur, wie sie diese Haut aufgespannt haben! Irgendeine alte Methode.«
    »Und sie haben direkt am Schlachtplatz gelagert.«
    »Aber wahrscheinlich nicht lang.« Tor stand auf und schaute sich seufzend um. »Wir wollen weiter nach Westen laufen. Halt deine Nase offen und achte auf Rauch! Vielleicht haben sie einen Grund, abseits von uns übrigen zu leben. Vielleicht gefällt es ihnen besser so. Es kann aber auch sein ...«
    »Was?«
    »Ein Verbrechen.«
    Tristal war nicht überzeugt. Tor schien ihm zu vorsichtig. »Verrät dir dein Lauschen Gefahr?« fragte Tristal. Tor schaute ihn an. »Nein, Onkel, ich will nicht respektlos sein.«
    »Nein. Ich höre keine Gefahr – nur das, was mir diese Zeichen über die Menschen verraten. Das ist nichts als gesunder Menschenverstand. Wir sind nur zu zweit. Nun, da müssen wir auf alles vorbereitet sein.« Tor hockte sich nieder und erklärte Tristal ein dessen Meinung nach übermäßig kompliziertes System von Verhaltensweisen für den Fall, daß sie irgend jemandem begegneten. Aber der Jüngere konnte sehen, daß es Tor ernst damit war, und konnte, als Tor ihn prüfte, genau wiederholen, was der ihm gesagt hatte.
    Am nächsten Tag fanden sie einige Spuren. Tor beugte sich über den Sand eines kleinen Präriebachs, um sie zu lesen. »Mindestens vier Männer«, sagte Tristal. »Was siehst du?«
    »Dasselbe. Ungefähr drei Tage alt. Jung sind sie auch nicht mehr. Und ...?«
    »Sie scheinen schwer zu sein.«
    »Gut. Das wäre auch für uns gut. Schwer. Aber ich bin auch nicht mehr jung. So. Wir laufen jetzt eine Weile genau nach Norden. Halt Raran dicht bei dir!«
    Zwei Tage später erreichte Tor den höchsten Punkt einer Anhöhe und gab Tristal sofort ein Zeichen mit der Hand, er solle Deckung suchen. Tristal sah, wie er weiterging und außer Sicht kam. Er rief Raran mit einem Zischen an seine Seite und verzog sich nach Norden ins Gras, sorgfältig darauf bedacht, nicht viele Spuren zu hinterlassen. Er hörte Tors Begrü-
    ßungsruf über den Berg zurückschallen. Langsam arbeitete er sich ungefähr fünfzig Armlängen nördlich ihres Wegs den Kamm hinauf, Raran hielt er am Halsband fest. Er sah Tor in lässigem Tempo auf eine Gruppe von Männern zugehen, die unten, an einer freien Stelle nahe an einem Bach saßen oder standen.
    Sie hatten noch kein Feuer, aber ein Mann hielt Feuerholz in den Händen. Alle schauten auf Tor. Tristal sah nur Speere und Speerwerfer – Waffen, wie sie die Shumai vor dem Kampf in Nordwall vor mehr als fünfzehn Jahren verwendet hatten. Tristal legte sich auf den Bauch und beobachtete sie.
    Tor näherte sich der Gruppe und hob die Hand.
    Der Axtschwinger trat ein wenig vor. Er war genauso groß wie Tor und schwerer, mit nackter Brust, seine Shumai-Gamaschen waren abgetragen und glänzten vom Schmierfett. Die beiden
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