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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt
Autoren: Paul Williams
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die erste Wache«, sagte er. »Du schläfst.«
    Tristal widersprach nicht, sondern legte sich nieder und rollte seine dünne Decke auf. Sie hatten die üblichen Rucksäcke der Shumai, Läuferpacken, die sie nicht sehr am Vorwärtskommen gehindert hatten.
    Raran rollte sich neben Tristal zusammen und sank bald in einen erschöpften Schlaf, leicht zuckend, als ihre Muskeln den Lauf noch einmal durchlebten.
    Tristal hatte die Wache vor dem Morgen. Als die Sonne aufging, schien das Land leerer denn je, besonders seit sie wußten, daß es das nicht war, daß irgendwo da draußen Leute nach ihnen suchten.
    Bald danach erwachte Tor ruckartig und setzte sich auf. »Wir sollten aufbrechen«, sagte er. Sie trabten den Hügel hinunter, jeder einen kleinen Streifen Trockenfleisch kauend, dann wandten sie sich nach Nordwesten, auf einen schmalen Bach zu, wo sie sich eilig wuschen – bis auf die Füße –, und machten sich wieder auf den Weg.
    Mit kleinen Pausen dazwischen trabten sie den ganzen Tag, gegen Sonnenuntergang hielten sie an, um zu kochen und zu essen. Dann trabten sie wieder bis tief in die Nacht hinein. Tristal fand allmählich, daß Tor die Flucht zu ernst nahm. Schließlich waren sie jetzt viele Ayas weit von ihnen entfernt und hatten ihre Spuren sorgfältig verwischt.
    In dieser Nacht hatten sie beide den Magen voll Präriehund, als sie einschliefen. Auch Raran hatte gut gegessen. Aber Tor rüttelte Tristal vor dem Hellwer-den wach, und sie brachen auf.
    »Ich weiß, daß das kein Vergnügen ist«, sagte er.
    »Aber wir wollten ohnehin in diese Richtung. Ich spüre ...«
    »Gefahr?«
    »Entschlossenheit. Die Entschlossenheit dieses Axtschwingers. Die Männer waren nicht feindselig, als ich den Hügel herunterkam. Sie waren froh über ein neues Gesicht. Von ihnen spürte ich Angst. Aber dieser Mann strahlte Feindseligkeit aus. Er hält sie hier fest, und sie sind nicht stark genug, um sich loszurei-
    ßen. Vielleicht hat er einige von ihnen gejagt, genau wie er jetzt uns jagt.«
    »Warum bist du überhaupt den Berg hinunterge-gangen?«
    »Sie hatten mich gesehen. Ich war sicher. Ich wollte dir Zeit geben.«
    »Ich brauchte sie nicht. Wir hätten zusammen laufen können.«
    »Das hat mich gerettet, Tristal. Wenn deine Pfeile nicht gewesen wären, hätten sie mich gehabt.«
    Spät an diesem Nachmittag legten sie eine Rast ein und nahmen eine ausgiebige Mahlzeit zu sich. Tor fühlte sich ruhiger, blieb aber wachsam. Sie trabten wieder bis in den Abend hinein, ohne Hast, aber gleichmäßig.
    Am nächsten Nachmittag erreichten sie einen be-waldeten Abhang, und Tor ruhte sich ein Weilchen aus, während Tristal mit seinem Kurzbogen auf die Jagd ging. Raran folgte ihm und blieb dicht bei ihm.
    Tristal bewegte sich lautlos, den Kurzbogen gespannt, den Pfeil schon auf der Sehne.
    Als er sich um einen großen Felsen herumschob, schlängelte sich plötzlich ein Seil um seinen Hals, würgte ihn und riß ihn zu Boden. Er wurde ein kleines Stück weit geschleift, während er versuchte, das Seil zu fassen, dann begann die Welt zu verschwimmen. Schließlich sah er die Gestalt des namenlosen Axtschwingers über sich aufragen.
    »Mach es locker! Ich will ihn jetzt noch nicht töten«, sagte er grinsend. Er trat absichtlich auf Tristals Knö-
    chel. Tristal schnellte den anderen Fuß nach ihm, aber der Axtschwinger sprang zurück, und der andere Mann straffte das Seil mit einem Ruck von neuem.
    Der Axtschwinger lachte. »Gebt auf den alten Einarm acht!« rief er.
    Tristal wurde herumgedreht und gefesselt, dann trugen sie ihn, an einer Stange aufgehängt. »Der Hund. Habt ihr den Hund?« fragte der Axtschwinger.
    »Nein. Er ist weggelaufen.«
    Der Axtschwinger runzelte die Stirn. »›Er ist weggelaufen!‹« äffte er nach. »Verflucht, was seid ihr bloß für Arschlöcher?!« Er überlegte. »Wir gehen ins Freie hinaus. Vielleicht lockt er den Einarm herbei. Das heißt, wenn der diesen Säugling hier nicht im Stich gelassen hat.« Er lachte.
    Sie fanden einen freien Platz und errichteten ein Lager. Der Axtschwinger hockte sich zu Tristal und fragte ihn über seine Herkunft und den Zweck seiner Reise aus. Tristal weigerte sich zu antworten, und der Axtschwinger schlug ihn mehrmals ins Gesicht, dann nahm er ein Messer und bohrte die Spitze in Tristals Bauch, bis sie die Haut ritzte.
    »Es wäre besser, wenn du den Mund aufmachtest«, sagte er.
    Tristal antwortete nicht. Das Messer wurde weiter hineingebohrt, und ein Blutrinnsal quoll
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