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Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten

Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten

Titel: Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
Autoren: Paul Williams
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Schritte in Raydis Tür.
    »Vater!« rief Raydi.
    »Ja, Kürbis?«
    »Ist es nun alles wahr? Oder nicht?«
    »Was?«
    »Was du eben gesungen hast.«
    Stel überlegte. »Wer weiß, Kürbis? Ich hoffe es.
    Manchmal kann man etwas sagen und es doch nicht fühlen. Aber wenn du etwas singst, und es wieder und immer wieder singst und es dabei denkst und trotzdem noch nicht spürst, daß es wahr ist, dann ist das schwer. Verstehst du das irgendwie? Keine Angst, Kürbis. Das löst sich schon. Hoffentlich.«
    Stel ging ins Vorderzimmer und setzte sich, und jetzt erst schien er zu bemerken, daß Ahroe da war.
    »Worum ging es denn?« fragte sie.
    »Nichts. Es ist nicht so wichtig.«
    »Mußtest du das tun?«
    »Mit Garet?« Stel rieb sich umständlich die Hände an den Knien. »Ich habe schon lange keinen solchen Haß mehr hinter einem gezückten Schwert erlebt. Es macht mir nichts aus. Letztlich ist es etwas, was ich verpfuscht habe – seine Erziehung. Ich werfe nur die Scherben fort. Nicht fair, nicht wahr? Aber wenn ein Balken gesplittert ist, macht ihn aller Leim in ganz Pelbarigan nicht wieder heil.«
    »Garet ist kein Balken. Er ist ein menschliches Wesen.«
    »Ein menschlicher Balken. Nun, mach es mit ihm ab, wie du willst, Ahroe. Du bist doch die große Versöhnerin der menschlichen Wesen.«
    »Ich habe nicht die Absicht, mich jetzt mit dir zu streiten. Was ist überhaupt los? Ich spüre schon so lange, wie sich das aufbaut. Verstehst du denn nicht, daß ich so viele Aufgaben habe? Ich glaube manchmal, ich zerbreche wie dein Balken. Warum wendest du dich gegen mich? Ich kann es nicht begreifen. Ich dachte, von allen Menschen auf der Welt wärst wenigstens du loyal.«
    »Loyal? Wie kann ein Mensch einem Nebel gegen-
    über loyal sein? Man greift danach, und der Nebel weht dir zwischen den Fingern hindurch. Man sagt: ›Steh still, damit ich loyal zu dir sein kann‹, und er antwortet nicht. Dann wird es endlich still in der Nacht, man legt seinen Arm darum – und erlebt, daß er immer noch so kalt und unpersönlich ist wie ein Nebel.«
    Ahroe seufzte. »Das steckt also dahinter. Du hältst dich immer noch für einen brünftigen Halbwüchsigen. O Aven! Stel, ist es nicht irgendwann Zeit, erwachsen zu werden?«
    »Erwachsen werden? Ich ... ich habe gehört ... Über die Liebe hinauszuwachsen, meinst du, aber nicht über die Loyalität.«
    »Liebe? Liebe? Ist es denn etwas anderes als Liebe, wenn man versucht, dem ganzen Tal Frieden zu bringen? Ist es nicht ...«
    »Laß nur, Ahroe! Laß gut sein! Ich fühle mich in all diesen Theorien immer weniger zu Hause. Manchmal bin ich innerlich so leer, daß nichts mehr viel Wert zu haben scheint. Du weißt, daß du alles bist, was ich brauche. Und wenn dich das nicht interessiert, warum willst du mich dann mit dem ganzen Gerede einwickeln?« Er stand auf und trat im Dunkeln zu ihr.
    »Ich gehe zu Bett«, sagte er. »Keine Angst. Ich werde dich nicht belästigen.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Das ist alles so albern, Ahroe. Ich liebe dich so sehr. Und manchmal machst du mich so wütend.«
    »Wütend. Menschen sind immer wütend.«
    »Ich weiß. Die Menschen sagen immer: ›Er versteht mich nicht.‹ Oder: ›Sie versteht mich nicht.‹ Aber in Wirklichkeit meinen sie, daß der andere nicht mit ihnen übereinstimmt. Aber das alles macht nichts einfacher. Gute Nacht. Stört es dich, wenn ich dir einen Gutenachtkuß gebe?«
    Sie drehte mechanisch ihr Gesicht nach oben und küßte ihn geistesabwesend. Er blieb in der Tür stehen. »Kommst du zu Bett?«
    »Bald. Ich muß noch über einiges nachdenken.«
    Ahroe hörte so etwas wie ein Lachen tief in seiner Kehle, als er das Zimmer verließ. Plötzlich spürte sie eine gewaltige Last, und Stel drückte sie nieder wie alle anderen. Beinahe hätte sie aufgeschrien. Es war nicht fair. Wirklich nicht. Aber sie würde nicht aufgeben. Wenn die Heart-Fluß-Föderation scheiterte, dann nicht deshalb, weil sie irgendwie aufgegeben hatte. Sie würde treu bleiben. Das mußte Stel einsehen. Er mußte einfach.
    Dann war da noch Desdaan. Hatte Stel von Desdaan gehört? Wie würde er empfinden, wenn es so war?
    Wieder stieg in Ahroe die Sehnsucht nach jener höheren Würde und Gelassenheit auf, die Desdaan verkörperte. Sie kämpfte dagegen an. Schaudernd warf sie einen Blick auf das Schlafzimmer. Nach dem ganzen Winter hörte sie immer noch die glatte Stimme des Sentani, ruhig und weise, ohne Wortspiele und alberne Reime – so in sich
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