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Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten

Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten

Titel: Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
Autoren: Paul Williams
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ruhend wie das Urteil selbst. Wie hatte sie sich im vergangenen Sommer auf ihn gestützt! Was war er für eine Hilfe gewesen!
    Ahroe schlang zitternd die Finger ineinander.

DREI
    Stel war entschlossen, wachzubleiben, bis Ahroe zu Bett kam. Ab und zu mußte sie ihre Verwaltungsauf-gaben doch einmal beiseitelegen. Aber während er so dalag, abwechselnd zornig und müde, erwartungs-voll und schläfrig, glitt er schließlich doch in einen erschöpften Schlummer hinüber. Als nächstes nahm er wahr, daß es dämmerte und Ahroe ihr langes Haar vor dem welligen Glasspiegel kämmte, den sie nach Eolyns Anweisungen selbst hergestellt hatten.
    Ahroe drehte sich um, als Stel sich bewegte. »Ich bin alles hundertmal durchgegangen«, sagte sie. »Ich weiß, daß ich an alles gedacht habe – wenigstens an alles, was wir jetzt brauchen. Aber trotzdem bin ich überzeugt, daß ich etwas vergessen habe, einen ganzen Bereich der Vorbereitung.«
    Wieder lachte Stel tief in sich hinein. Ahroe warf ihm einen zornigen Blick zu.
    »Nicht wieder so, Stel! Laß unseren letzten Tag wenigstens ruhig verlaufen, wenn er schon nicht glücklich sein kann.« Stel schlug die Hände vors Gesicht. Als er sie wegnahm, hatte sich sein Ausdruck verändert. Er war nun sonderbar teilnahmslos.
    »Stel, was willst du wegen Garet unternehmen?«
    »Wegen Garet? Nichts. Was macht es schon aus? Er wird während der ganzen Saison nicht da sein. Was geschehen ist, ist geschehen. Er hat sich schon vor langer Zeit von mir entfernt. Eigentlich ist es eine Erleichterung.«
    »Eine vorübergehende Erleichterung vielleicht, aber keine Heilung, keine Gesundung.«
    »Jeder Körper muß sein Blut selbst stillen. Ich kann es nicht für ihn tun. Ich schaffe es nicht einmal bei mir selbst. Ich will nichts mehr von ihm wissen.« Stel erhob sich, schlüpfte in eine frische Tunika und verließ das Zimmer. Ahroe hörte, wie er mit Raydi sprach, dann lachte. Sie runzelte die Stirn. Was hatte sie nur vergessen? Warum mußte Stel weiterhin so schwierig sein – ausgerechnet jetzt?
    Der Tag verging für beide schnell, jeder bereitete sich auf seine Reise in die entgegengesetzte Richtung vor. Ehe Stel es merkte, ging schon fast die Sonne unter, und die vier Pelbar-Schiffe, die nach Threerivers hinunterfahren sollten, waren bereit zum Ablegen. Er ließ seine Arbeit am Motor liegen und ging durch die Spätfrühlingskühle das Ufer hinunter.
    Ahroe war schon an Bord. Garet war bei ihr. Sie sah Stel und kam an die Reling. Lange schauten sie sich an. Dann drehten sie sich ohne sichtbares Zeichen beide um und gingen zur Gangway. Stel wich Gardisten aus, schritt die schwankenden Planken hinauf und traf oben mit seiner Frau zusammen. Sie umarmten sich.
    »Warum zitterst du?« fragte sie.
    »Tue ich das? Das habe ich gar nicht bemerkt. Ich bin sicher, du wirst dich da unten bewähren, Ahroe.
    Gib nur auf die Peshtak acht. Sie sind schlüpfrig wie die Aale.«
    »Im Augenblick machen sie sich Sorgen. Wegen der Tantal.«
    »Nun, du wirst schon eine Lösung finden. Da bin ich sicher.«
    »Willst du Garet nicht deinen Segen geben?«
    »Meinen Segen? Segnen kann nur Aven – oder Gott. Von mir sind es nur Worte.«
    »Gott?«
    »Nenn es, wie du willst, mein Liebes.«
    »Du kannst nach Threerivers hinunterkommen, wenn du wieder da bist. Bring Raydi mit.«
    »Wir werden sehen.«
    Sie küßten sich flüchtig, und Stel schritt wieder zum Ufer hinunter. Die Segel bauschten sich schon im Frühlingswind, und die Matrosen, die das Licht des Vollmonds ausnützen wollten, drängten zum Aufbruch. Stel fand es recht ungewöhnlich, daß sie bei Sonnenuntergang aufbrachen, aber die Delegation wollte unbedingt einen straffen Zeitplan einhalten.
    Als die Schiffe die Strömung der Fahrrinne erreichten und herumschwenkten, konnte Stel Ahroe in dem Gedränge auf Deck nicht finden. Garet war zu sehen; er kehrte seinem Vater den Rücken zu. Als die Sonne die Bäume am Westufer erreichte, schienen ih-re Schatten über den Fluß auf die Stadt zuzuschießen.
    Da spürte Stel, wie ihn schauderte, weil er zusehen konnte, wie die diffusen Schatten herankamen, seine Beine erreichten und über ihn hinwegstiegen. Nun, das hatte nichts zu bedeuten. Er glaubte nicht an Vor-zeichen.
    »Stel!«
    Er drehte sich um. Portain, der für die Reise fluß-
    aufwärts verantwortliche Gardehauptmann, lächelte ihn seltsam an. »Keine Angst«, sagte sie. »Du wirst soviel Arbeit bekommen, daß du sie nicht vermissen wirst. Bist du sicher, daß
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