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Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten

Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten

Titel: Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
Autoren: Paul Williams
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diese ganze Liste von Sachen in das Boot hineinpaßt? Müssen wir die Bienen mitnehmen?«
    »Ich bin alles durchgegangen, Gardehauptmann.
    Eolyn hat uns gelehrt, Veränderungen zu berechnen.
    Ja. Es paßt alles hinein. Wir kommen sogar einen so verzweigten Fluß wie den Arge hinauf. An machen Stellen müssen wir vielleicht über Hindernisse weg-kriechen, aber das müßte das Rad schon schaffen.
    Hoffentlich. Ansonsten springen wir hinein und graben uns frei. Oder wir holen den Flaschenzug heraus und ziehen das Boot.«
    »Das tust du. Ich gebe die Befehle.«
    »Natürlich. Wir brauchen jemanden, der den Über-blick behält.«
    »Du bist vielleicht der Ältere, Stel. Aber das gibt dir noch nicht das Recht, mich von oben herab zu behandeln. Das lasse ich mir nicht bieten, weißt du.«
    »Nein. Entschuldige. Keine Neckereien mehr, Gardehauptmann.«
    »Necken kannst du mich ruhig. Nur gönnerhaft solltest du nicht sein, auch wenn du älter bist.« Sie legte ihm leicht die Hand auf die Schulter.
    »Ja. Ich verlasse mich darauf, daß du mir manchmal den Unterschied klarmachst.« Er lächelte sie freundlich an und schritt das Ufer hinauf. Was hatte Portain sagen wollen? Hatte es etwas mit Garet zu tun? Stel tat es mit einem Achselzucken ab. Als er aufschaute, sah er Raydis Silhouette neben der ihrer Großmutter hoch oben in den Fenstern der flußseitig gelegenen Räume der Protektorin. Er winkte ihnen zu, und Raydi winkte zurück.
    Merkwürdigerweise glaubte er wieder zu spüren, wie die Schatten über den Fluß schossen und über ihm aufstiegen. Wieder schauderte ihn. Eine unbe-stimmte Vorahnung schien wie eine nächtliche Fle-dermaus über ihn hinwegzugleiten, ihren stinkenden Atem auf ihn herunterzublasen und dann zu verschwinden. Dinge, die er für fest gehalten hatte, schienen sich vor seinem geistigen Auge aufzulösen, so wie die Stadt mit ihren Steinmauern, die hohen Felsen, die Bäume in der Dämmerung alle Einzelhei-ten verloren hatten und langsam in Finsternis versan-ken.
    Er freute sich nicht auf die Reise nach Norden.
    Merkwürdigerweise fühlte er sich fast so leer wie damals, vor Jahren, kurz nach seiner Heirat mit Ahroe, als ihre reaktionäre Familie ihn wegen seiner Widerspenstigkeit hatte töten wollen und er gezwungen gewesen war, nach Westen zu fliehen, um sein Leben zu retten.
    Aber jetzt war es irgendwie anders. Er war erfolgreich. Er hatte eine Familie. Er hatte einiges erreicht.
    War er einfach zu müde, um sich dem Kampf zu stellen, der offensichtlich vor ihm lag? Oder war Ahroe der Grund, aus der die wilde Konzentration auf die Arbeit alles andere herausgesogen hatte, so daß für ihn nichts mehr übrigblieb? Was brauchte er von ihr? Er hatte versucht, es zu definieren. Zuneigung und darüberhinaus körperliche Liebe? Wollte er geachtet werden? Er glaubte immer noch, daß ihre Achtung, wenn sie welche zu vergeben hatte, ihm zugute käme. Oder stimmte das nicht? Er hatte Ge-rüchte gehört.
    Bei Garet hatte er wirklich versagt. Der junge Mann war ein stolzer Gardist, fest überzeugt von seinen Fä-
    higkeiten, und doch, nach Stels Ansicht, ungenau in dem, was er konnte, und das war gefährlich, weil es der Junge nicht erkannte. Und Raydi, die wie die Er-füllung eines Versprechens gewesen war, als sie zur Welt kam – Stel wußte, daß sie vernachlässigt wurde, und er wußte auch, daß das zwangsläufig Folgen haben würde.
    Darüber hinaus war da noch sein altes Vertrauen in die Religion. Er war sicher, daß eine Art von Glauben ihm in den schlimmsten Krisen seines Lebens geholfen hatte. Oder hatte ihm da eine Illusion geholfen?
    War er durch Fanatismus gestärkt worden? Er wußte es nicht. Er wußte nur, daß er den alten, beruhigen-den und lenkenden Einfluß, woher auch immer, nicht mehr verspürte. Inzwischen hatte er Angst vor sich selbst. Er stellte Wünsche nicht mehr automatisch zu-rück. Er hegte sie. War das der Grund, warum ältere Leute dick wurden? Es war ein gewisses Erschlaffen der Disziplin, ein Verlangen nach Erfüllungen, die man immer aufgeschoben hatte und die man, wie man nun langsam erkannte, nicht mehr aufschieben konnte, wenn sie jemals zur Reife gelangen sollten.
    Stel saß auf der alten Landeplattform mit ihren großen, quadratischen Steinen. Der Fluß glitt im Dunkeln vorbei. Er hörte ein leises Geräusch, drehte sich um und sah die schlanke Gestalt Celestes. Das Mädchen aus der Kuppel war jetzt fünfundzwanzig und noch immer sehr schweigsam, aber doch etwas sanfter und
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