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Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten

Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten

Titel: Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
Autoren: Paul Williams
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allen?«
    Die Protektorin wandte sich ungeduldig ab. »Damit meinst du Ahroe und ihre Pflichten, die sie völlig in Anspruch nehmen. Sie bemuttert dich nicht genug, wie?«
    »Nennt man das Bemuttern, wenn eine Frau ihren Mann liebt? Vermutlich ja. Wir tun sicher nichts für sie.«
    Die Protektorin wandte sich ihm wieder zu. »Alle haben die Pflicht zu dienen, ganz gleich, in welcher Eigenschaft. Das ist es, was auf lange Sicht zählt.
    Wünsche werden dabei nicht unterdrückt, wie du anscheinend glaubst. Die Wünsche werden nur geformt, ausgewählt, und ausgewählt wird das altruistische, das notwendige Ziel, von einem gelassenen, klaren Geist.«
    Stel lachte leise, wie in sich hinein, dann beherrschte er sich. Schließlich fing er wieder an zu lachen – lange, tief und leise.
    »Du gehst zu weit!«
    »Das kommt mir so vor, als machtest du einer Kuh Vorwürfe, weil sie Kälber bekommt und keine Kaninchen. – Worte. Nichts als ruhmreiche Worte.«
    Die Protektorin zögerte. »Nun denn«, sagte sie traurig, »dann brauchen wir nicht weiterzusprechen.
    Du wirst gehen und finden, was du eben findest. Und vielleicht kehrst du zurück. Leb wohl, Stel!«
    »Du wirst dich um Raydi kümmern?«
    »Ich habe mich noch nie vor einer Pflicht ge-drückt.«
    »Eine Pflicht also? Arme Raydi. Nun, Mutter, ich gehe, den Wünschen aller gehorchend. Ich hoffe, es ergeht euch allen gut. An mir selbst liegt mir nichts mehr. Ich spüre ...«
    Die Protektorin betrachtete ihn schweigend, ihre Rechte krallte sich in die Vorderseite ihres Gewandes.
    »Es ist wie ein Schatten, Protektorin. Als ob er aus dem Fluß aufgestiegen sei, als Ahroe fortging.«
    »Aberglauben.«
    »Ja. Natürlich. Aber er hängt über mir. – Laß nur!«
    Er lächelte, trat auf sie zu, umarmte sie schnell und war überrascht, als sie seine Umarmung so drahtig erwiderte, wie er es ihr nicht zugetraut hätte. Aber als er sie anschaute, blieb ihr Gesicht teilnahmslos.
    Früh am nächsten Morgen, als der Frühlingsnebel vom Fluß aufstieg, schürten zwei Gardisten das Kes-selfeuer. Außer Stel reisten Dailith und drei jüngere männliche Gardisten mit, dazu Gardehauptmann Portain und ihre Assistentin Aintre, eine jüngere, zierliche Frau mit dunklem Haar. Das Boot war breit gebaut, ungefähr elf Armlängen von Bug bis Heck und hatte einen Laderaum, eine unterteilte Kajüte, ei-ne Kombüse und einige Lagerräume auf Deck. Alles überragend hockte der Motor mit seinem Holzstapel und dem hohen Kamin mitschiffs, leicht achtern, nach hinten führten schwere verkleidete Stäbe zu einem Rad am Heck.
    Stel suchte das Ufer nach Raydi ab, sah sie aber nicht. Hoch oben in ihren Räumen konnte er seine Mutter erkennen, die herunterschaute, aber bei ihr war das Mädchen auch nicht. Er wunderte sich. Egal.
    Da war nichts zu machen: Raydi wurde eben ständig unberechenbarer.
    Nach einer kleinen Zeremonie am Ufer fuhren sie unter dem gemessenen Drehen des Heckrads und den vielen Augen, die ihnen vom Ufer aus nach-blickten, flußaufwärts.
    Stel lachte vor sich hin, als er daran dachte, wieviele von den Leuten nur wenig Hoffnung auf den Erfolg des Bootes hatten, aber dann kam das lange Abschiedssignal vom Gagen-Turm, und ein leichter Schauder lief ihm das Rückgrat hinunter. Er fühlte sich verpflichtet, aber ohne jede Begeisterung. Dailith zog zur Erwiderung an der Dampfpfeife – vier fröhliche Quietscher –, sorgfältig darauf bedacht, den Dampfdruck nicht zu sehr zu verringern, und bald umrundeten sie eine Biegung, ließen die Stadt zwischen Bäumen und Felsen hinter sich und richteten ihren Bug flußaufwärts, auf Nordwall zu.
    Auch Dailith machte ein trübsinniges Gesicht. Als sie einen Augenblick Zeit hatten, sagte er zu Stel: »Hast du gemerkt? Eo ist nicht einmal zum Fluß her-untergekommen.«
    »Denk dir nichts. Du hast doch gewußt, daß sie nicht so ist. Raydi ist auch nicht gekommen.«
    »Raydi war zu bestürzt darüber, daß du fortgehst.
    Eolyn hätte wenigstens versuchen können ... nett zu sein.«
    Stel legte dem Jüngeren die Hand auf die Schulter.
    »Ich bin dir kein großer Trost«, schrie er über den Motorenlärm hinweg. »Das Leben ist eben so. Und jetzt müssen wir auf den Fluß achten. Bis zum Bittermeer. Ich kann mir denken, daß wir genug zu tun haben.«
    »Beschäftigung ist eine Droge.«
    »Ja. Eine gute, Dai.« Ihre Augen begegneten sich, und eine gewisse, beiderseitige Verblüffung schien sich einen Augenblick lang zwischen ihnen zu ver-stricken. Stel
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