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Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Titel: Pelbar 4 Der Fall der Muschel
Autoren: Paul Williams
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kommt nicht in Frage. Das ist eine zu verrückte Idee.«
    »Aber du wirst mich nicht verraten?«
    »Nein.« Garet musterte den Jüngeren. Was für eine verrückte Vorstellung. Er? Allein auf eine solche Reise? »Vielleicht gibt es da auch Peshtak. Ich habe ge-hört, daß sie ihre Raubzüge wieder nach Westen aus-dehnen. Sie haben wieder einige von den Langgras-Sentani getötet. Schau! Der Gedanke ist zu verrückt.
    Es ist doch nur eine Muschel. Ein kleines Ding aus krümeligem, weißem Zeug. Aber da fällt mir etwas ein. Kennst du den Weg ins Gebiet der Sentani von Koorb? Wenn du wirklich fortläufst, könntest du sagen, du wolltest eine Muschel suchen und dann nach Koorb gehen. Die würden sich um dich kümmern.«
    »Wer sagt denn, daß sich jemand um mich kümmern soll? Ich möchte das wiedergutmachen.«
    Garet schaute ihn wieder scharf an. Jetzt, nachdem Gamwyns Gesicht hinter der Wunde sichtbar geworden war, die sich rot und gezackt schräg über seine Wange hinunterzog, sah Garet eine kurze, mit Sommersprossen verzierte Nase, offene, braune Augen, einen entschlossenen Mund und eine Mähne braunen Haares. Garet schüttelte den Kopf.
    »Ich werde gehen, Garet. Wirklich. Ich finde ir-gendeinen Weg.«
    Garet brach einen Stock in acht Teile. Dann sagte er: »Ich weiß, was mein Vater sagen würde. Er würde sagen: ›Versuch's, Gamwyn, versuch's!‹«
    »Das werde ich. Es ist alles, was ich tun kann. Du wirst sehen. Es wird funktionieren.«

VIER
    Drei Tage später kam ein Gardist an Gamwyns Tür und verkündete, die Protektorin wolle ihn sehen. Der Junge war verblüfft. Als er durch die hallenden Steingänge marschierte, fragte er sich, ob Garet wohl etwas verraten hatte. Man brachte ihn nicht in das Zimmer der Protektorin neben dem Gerichtssaal, sondern zu ihren Privaträumen.
    Er wurde in ein Wohnzimmer geführt. Die Protektorin saß an einem runden Tisch und trank Tee. Der Gardist stand habacht. Sie sah ihn an. »Danke. Warte bitte draußen!« Der Gardist ging. Sie forderte Gamwyn nicht auf, sich zu setzen. »Ich habe einen Botenvogel nach Threerivers geschickt. Sie werden Gardisten senden, um dich zu holen. Wir wollen nicht unsere eigenen Gardisten damit beauftragen. Wie geht es deiner Backe?«
    »Sie ... sie ... – nicht eure Gardisten? Sie werden mich fesseln, Protektorin.«
    »Vielleicht. Ich weiß, daß ich es tun würde, wenn ich dich bis ans Ziel bringen wollte. Und jetzt komm her und laß mich dein Gesicht ansehen!«
    Gamwyn gehorchte, ging um den Tisch herum und wandte ihr die Backe zu. Sagan sah sie stirnrunzelnd an. Sie erhob sich, ging zum Fenster und bat ihn, mit-zukommen, dann drehte sie sein Gesicht zum Licht.
    »Eine Narbe wird zurückbleiben, aber keine schlimme. Aven hat dir geholfen.«
    Gamwyn spürte einen Stich der Verzweiflung, als er wirklich begriff, daß er zurückkehren mußte.
    Schon jetzt waren die Gardisten auf dem Fluß unterwegs, um ihn zu holen. Warum hatte Sagan das getan? Garet hatte ihr etwas verraten. So mußte es sein.
    Die Protektorin lehnte jetzt am Fensterbrett und blickte hinaus. Ihr Gesicht war ausdruckslos.
    »Was wird aus mir werden, Protektorin? Was soll ich tun?«
    »Du mußt durchstehen, was du eben durchstehen mußt, Gamwyn.«
    »Kannst du mir nicht helfen?«
    Sie wandte sich ihm zu. »Willst du damit sagen, daß wir das nicht getan haben?«
    »O doch, Protektorin. Ich bin sehr dankbar. Aber ich möchte eigentlich nicht nach Threerivers zurück, und wenn meine Familie nicht wäre ... Pelbarigan ist doch ganz anders.«
    »Ich war einmal dort. Ich kann mich an die Inschriften Craydors auf den Mauern erinnern.«
    »Ja.«
    »Lest ihr sie auch? Denkt ihr überhaupt darüber nach?«
    »Nicht viel, Protektorin. Sie sind immer dagewesen.«
    »An einen Satz erinnere ich mich gut: ›Das Genie der Vergangenheit kann eine große Hilfe sein, aber eigentlich kommt unsere Kraft aus unserer eigenen, genialen Begabung.‹ Hast du das gelesen?«
    »Ja. Es steht im Korridor an der vorderen Treppe.«
    »Der Satz gefällt mir.«
    »Ich habe keine Begabung, Protektorin. Ich bin nur ein Junge. Ich habe immer gearbeitet und Sachen geholt.«
    »Wenn du im Kanu den Fluß hinunterfährst, hast du Zeit zum Nachdenken. Willst du dir da ständig vorsagen, was du nicht hast? Oder was du hast?«
    »Was habe ich denn?«
    »Dann gibt es keine Hilfe für dich, nicht wahr?
    Nicht, weil du nur wenig hast, sondern weil du nicht sehen willst, was du hast. So. Ich habe zu tun. Wahrscheinlich werde ich
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