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Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Titel: Pelbar 4 Der Fall der Muschel
Autoren: Paul Williams
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das Annon. Und paß auf, wie ihm der Gedanke gefällt. Bei all den Lederrücken von Tusco.«
    »Halt dein loses Maul, sonst stopfe ich dir diesen kratzigen Fisch hinein«, sagte Steelet und blickte sich um. Aber die drei anderen waren verstummt und beobachteten den Ruderer, wie er sein Ruder eintauchte und durchzog und auf die seltsame Stadt zufuhr, die im Dunst aufragte. Steelet beruhigte sich ebenfalls und richtete seinen Blick wie gebannt auf das wuch-tige Threerivers, als könne er es in sein Gedächtnis zwingen.
    Als der alte Sentani endlich die Stadt erreicht hatte, empfingen ihn vier Gardisten an der steinernen An-legeplattform. Sie waren in braune Tuniken und Hosen mit engen Beinen gekleidet, die unter dem Knie mit gestreiften Stoffbändern geschnürt waren. An der linken Seite trugen sie lose herabhängende Kurzschwerter. »Ravell«, sagte der eine. »Es ist lange her.
    Was bringst du? Ein leichtes Kanu. Bist du denn nicht zum Handeln gekommen?«
    »Handeln? Doch«, sagte der Alte und streckte sich.
    »Ich habe etwas für Bival. Es müßte die Reise wert sein.« Der jüngste Gardist drehte sich um und trabte zum kleinen Eingang der Stadt, um der Rätin Bescheid zu sagen, die den alten Händler von ihrem hohen Fenster aus endlich doch erkannt und schon den langen Abstieg zum Fluß angetreten hatte, um ihn zu begrüßen. Sie waren alte Bekannte. In der Vergangenheit hatte sie ihn oft gebeten, ihr Gegenstände von fremdartigem Aussehen mitzubringen. Er hatte es getan, obwohl er sich kaum vorstellen konnte, wo-zu, und sie hatte ihm erklärt, welch sonderbare Ähn-lichkeiten sie in voneinander verschiedenen Dingen sah – in Schlangenhäuten und Kiefernzapfen, Wein-reben und Schneckenhäusern. Aber immer blieb eine gewisse Zurückhaltung, eine Distanz zwischen ihnen erhalten.
    Die Bewohner von Threerivers waren verschlosse-ne Leute. Während der jahrhundertelangen Feindseligkeiten mit den Außenstämmen waren die Pelbar traditionell hinter den hohen Mauern ihrer Städte geblieben, außer in den Friedenswochen. Anders als Pelbarigan und Nordwall, die anderen Pelbarstädte, hatten die Leute von Threerivers nicht mit der alten Gewohnheit gebrochen, andere auszuschließen, nicht einmal in den sechzehn Jahren, in denen seit der gro-
    ßen Schlacht in Nordwall nun schon Frieden am Heart-Fluß herrschte.
    Trotz alledem gab es in der Stadt Menschen mit Phantasie, und einer davon war Bival, die die Händler immer genauestens befragte, wenn sie die Möglichkeit dazu hatte. Sie war sogar schon in Pelbarigan gewesen, betrachtete aber die Stadt als zu groß ge-wordenen, etwas kantigen, flegelhaften, geschäftigen Industrieort ohne ausreichende ästhetische Verfeine-rung.
    Ravell war ein einsamer Händler, der den Heart-Fluß bis zum Tuscogebiet unten im Süden befuhr, sich mit den Tusco in der neutralen Zone weit unterhalb der Einmündung des Oh traf und mit ihnen handelte und Baumwolle, Reis und Tees aus dem Sü-
    den mitbrachte. Als Bival ihm jedoch diesmal entge-genging, sah sie, daß er nichts dergleichen dabeihatte, sondern nur ein kleines Rindenkästchen, das er ihr entgegenstreckte.
    Sie nahm es verblüfft und schaute ihn an. »Ravell.
    Wie lange ist es her? Drei Jahre. Komm ins Besucher-zimmer und iß etwas! Was ist das? Ist das alles?«
    »Es ist für dich. Es ist die Reise wert, glaube ich, wenn du es siehst«, sagte der alte Mann mit keuchend durch seine schlaffen Lippen gestoßenen Zischlauten. »Ich hatte Mühe genug, es zu bekommen«, fügte er hinzu. »Das wird kostspielig. Ich verlange sieben Wintertuniken dafür.«
    Bival zog die Augenbrauen hoch. Aber als er später drinnen an seinem gesüßten Tee nuckelte, hob sie den Deckel des Kästchens und schob das Futter aus Ka-ninchenfell beiseite, und da sah sie eine fremdartige Muschelschale. Mit einem tiefen Atemzug nahm sie sie heraus. Es war offenbar ein genaues Vorbild für den Breiten Turm der Protektorin, eine symmetrische, spiralförmige Muschel, die das Zentrum der Stadt oberhalb der Terrassen krönte. Die Muschelschale war mit blauen Bändern zugebunden. Bival sah, daß man sie sehr sorgfältig gespalten hatte und daß die Bänder sie zusammenhielten. Vorsichtig löste sie sie und nahm die Muschel auseinander. Wieder atmete sie tief ein, als sie die inneren Trennwände der sich schön entfaltenden Spirale sah, jede einzelne genau plaziert, jede einzelne sanft gewölbt. Jetzt verstand sie die Raumaufteilung im Breiten Turm. Craydor, die vor mehr als
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