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Peehs Liebe

Peehs Liebe

Titel: Peehs Liebe
Autoren: Norbert Scheuer
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heftiger, ungewöhnlich scharfer Südwind stürmt und führt gewaltige Sanddünen mit sich. Einst sind Heere und prunkvolle Städte in solchen Sandstürmen versunken. Tagelang bleibt es vom umherwirbelnden Sand dunkel. Als der Sturm sich gelegt hat, ist die Bergkette am Horizont verschwunden. Eine schnurgerade, sich bis zum Horizont erstreckende, sechs Meter breite Handels- und Heerstraße, eingefasst in ein Fundament aus großen Granitquadern. Er bleibt, solange sein Wasservorrat reicht, dann baut er das Zelt ab, verstaut alles im Wagen und macht sich auf nach Damaskus.
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    A nfang Mai 1998, als es wärmer wurde, wuchtete Strohwang die Eisenplatte beiseite und suchte im darunterliegenden Schacht nach seinem Schatz. Der Broog war durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Strohwang traute niemandem mehr und schaffte sich einen weiteren Hund an. Die beiden Hunde verbündeten sich gegen Socke, der bereits zehn Jahre alt war und nur noch seine Ruhe haben wollte. Ich bot Strohwang immer wieder Geld für den Hund, aber er verkaufte ihn nicht, wollte nur, dass ich ihm weiterhin half. Ich drückte mich so oft wie möglich, begleitete sogar lieber Vincentini, obwohl es inzwischen sehr gefährlich war, mit Vincentini im Auto zu fahren, denn er schlief manchmal am Steuer ein. Immerhin war er mittlerweile weit über achtzig. Ich las ihm, damit er wach blieb, aus dem «Hyperion» vor.
O Seele! Seele! Schönheit der Welt! du unzerstörbare! du entzückende! mit deiner ewigen Jugend! du bist; was ist denn der Tod und alles Wehe der Menschen?
Wenn er wieder einzuschlafen drohte und ich nicht weiter vorlas, sprach er selbst weiter:
Ach! viel der leeren Worte haben die Wunderlichen gemacht. Geschiehet doch alles aus Lust, und endet doch alles im Frieden.
    Manchmal fuhren wir zu den Vulkanmaaren, seinem Jungborn, wie Vincentini sagte. Er zog seinen Anzug aus, stakste mit schmutziger Unterhose den Hang hinab und schwamm auf das Maar hinaus. Er lag dort lange auf dem Rücken im Wasser.
    Im Sommer kam auch Karl Höger von seiner letzten Auslandstour zurück. Er war jahrelang weg gewesen,hatte viel Geld verdient und endlich die Kredite für das Haus abbezahlt. Kurz nachdem er zurückkam, wurde seine Frau Ingrid schwer krank. Sie starb bald darauf. Im Lastwagen erzählte Höger wieder von Ortschaften und Kontinenten, fernen Ländern und Städten. Er redete davon, als würde er das alles genau kennen, wäre tatsächlich überall auf der Welt gewesen. So kreisten wir an einem Tag, manchmal auch nachts, bis zu zwanzig Mal um die Erde. Höger erzählte mir, wie schön es an all den verschiedenen Orten in der Welt sei. Aber jetzt wolle er nicht mehr weg. An den Wochenenden gingen wir wieder an die Teiche zum Angeln.
    Strohwang verkaufte mir irgendwann doch noch Socke. Alle sagten, ich sei verrückt, für einen Köter so viel Geld zu zahlen. Aber Strohwang hätte Socke sonst krepieren lassen, der von den beiden anderen Hunden immer brutaler angefallen wurde. Evros hatte nichts dagegen, dass ich den Hund auf meinem Zimmer hielt. Wenn ich mit Höger im Lastwagen fuhr, schlief er auf dem Boden, seine Schnauze auf meinen Schuhen. Kamen wir beim Broog vorbei, wo Strohwang immer noch nach seinem Schatz wühlte, hob Socke den Kopf und wimmerte leise. Zwei- oder dreimal in der Woche, je nachdem, wie der Supermarktchef es verlangte, sammelte ich auf dem Parkplatz herumliegende Papierfetzen auf. Socke lief freudig Papierschnipseln hinterher, die im Wind umhertrieben, brachte sie mir und ich steckte alles in einen Plastiksack.
    Im Sommer döste Socke gern im Schatten unter derMarkise vor der Cafeteria. Wir bekamen von den Verkäuferinnen belegte Brötchen, die übrig geblieben waren. Ich blieb bis zum Feierabend, stellte Stühle und Tische zusammen. Danach ging ich zu Evros in die Gaststätte. Ich bediente die Gäste, spielte mit Delamot und Kleenbeen Kicker oder saß da und lauschte Gästen an der Theke. Sie sagten, Vincentini sei nach China und Amerika gereist, um dort neue medizinische Wundergeräte zu besorgen. Sie sprachen von Strohwangs Goldschatz und Skeletten, die Strohwang angeblich in einem Verlies gefunden haben sollte, erzählten von Geistern und augenlosen Lurchen, die unten in einem Labyrinth aus verwinkelten Gängen lebten und niemals Sonnenlicht gesehen hatten. Nachdem die letzten Gäste gegangen waren, räumte ich
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