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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L.
Autoren: Der Zauber von Erin
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Fuchs zügelte, um nicht den König zu überholen, und wie er Prinz Curnans Grauen zu Seite schob. Im Fackelschein glänzten sein Haar und Bart wie pures Gold. Ich sah auch, wie Esseiltes Augen strahlten, da erkannte ich, daß ein wenig Wahrheit aus den Worten Eithnes von Mumu gesprochen hatte. Esseilte hatte den Morholt mit der Bewunderung eines Kindes angebetet, doch inzwischen war sie kein Kind mehr. Und in diesem Augenblick fühlte ich mich viel erwachsener als sie, obwohl wir gleich alt waren.
    Ich sollte sie warnen, dachte ich. Die Königin zog mich auf, damit ich mich um sie kümmere. Doch Esseilte war ebenso leicht zu lenken wie der Sturmwind, der aus der anderen Richtung bläst, wenn der Seemann glaubt, sein Segel richtig gesetzt zu haben. So seufzte ich nur und schwieg.
    Und dann waren die Reiter rings um uns. Hufschlag donnerte in unseren Ohren, und die Fackeln versprühten Funken wie Sternschnuppen. Des Königs Wagenlenker zügelte die Schimmel, und Männer sprangen herbei, um sie zu halten. Aufbäumendes Weiß füllte mein Blickfeld, und ich dachte an mächtige weiße Vögel, die sich im Dunkeln schreiend in die Lüfte hoben.
    Diarmait MacCearbhaill hielt hochaufgerichtet sein Gleichgewicht auf dem schwankenden Boden seines Prunkwagens und hob die flackernde Fackel. Seinen scharlachroten Umhang hatte er zurückgeworfen. Das zuckende Licht schimmerte auf der Goldstickerei seiner weißen Tunika, auf den goldenen Ebermasken seiner Gürtelschließe, auf seinen Armreifen, seinem Halsring und dem goldenen Stirnreif, der sein rotbraunes Haar zusammenhielt.
    Er lachte, und sein Gesicht war noch gerötet von der brausenden Wagenfahrt und der Hitze des Feuers. Die Männer wichen allein schon vor der puren Macht zurück, die von ihm ausstrahlte, wie er über uns stand. In diesem Moment erschienen die Lobpreisungen der Barden, die ihn den größten der Könige von Temair nannten – Cormac MacArts wahren Erben – nicht als Schmeichelei.
    Da wurde es etwas ruhiger, denn die Königin näherte sich. Die roten und goldenen Schlangen, die sich über den dunklen Stoff ihres Umhanges wanden, sahen im flackernden Feuerschein aus, als lebten sie. Sie war eine hochgewachsene Frau, deren Körper jetzt fülliger wurde durch die Kinder, die sie geboren hatte. Ihre starken, markanten Züge, nun von strenger Schönheit, traten ins Licht, als sie die Fackel aus des Königs Hand empfing.
    »Das Rad des Jahres dreht sich, der Sommer weicht dem Winter – sehet, das heilige Feuer ist neu entzündet!« Des Königs Stimme hallte über die Jubelrufe, und die Dudelsackbläser echoten seine Stimme mit einem dissonanten, süßen Pfeifen, das sich lieblicher anhörte als jegliche Harmonie.
    Mit der Fackel in der Hand wirbelte die Königin herum, und ihr Umhang flammte um sie, als habe das scharlachrote Gewand darunter Feuer gefangen.
    »Zu Hause erzählt man sich, daß sie eine Zauberin sei«, flüsterte die Prinzessin von Ulaid. »Man munkelt, daß sie ihr goldenes Haar für ihre magischen Kräfte gab, und deshalb trägt sie immer einen Kopfputz. Nun, bei ihrem Pferdegesicht muß sie schon Zauber benutzt haben, um den König an sich zu binden. Und was das Königtum anbelangt…«
    »Still!« unterbrach Eithne sie ungehalten. Es überraschte mich nicht. Eithne klatschte zwar selbst gern, doch Königin Mairenn war eine Prinzessin von Mumu gewesen, und Eithne hatte doch ein wenig Familienzugehörigkeitsgefühl.
    Esseilte rannte bereits vor uns durchs Gras, so hatte sie die beiden Mädchen nicht hören können. Darüber war ich froh, denn auch wenn wir nicht davon sprachen, zweifelten wir nicht, daß einige der Geschichten über die Königin der Wahrheit entsprachen. Von unserer alten Amme wußten wir, daß der König eine zweite Gemahlin gehabt hatte, die auf Mairenn eifersüchtig gewesen war. Diese Frau hatte eine Hofnärrin dazu gebracht, Mairenn auf dem Fest von Lugnasad vor allen Leuten den Kopfputz herunterzureißen. Messach erzählte, daß Mairenn ihre Rivalin zu einer Reihe von Fehlgeburten verflucht hatte, und erst die Gebete des Abtes Ciaran hatten ihr die Lebendgeburt eines Sohnes ermöglicht.
    Ich beeilte mich, Esseilte einzuholen, denn sie näherten sich bereits dem Grabhügel, wo König Loegaire gerüstet und aufrecht beerdigt war, um Temair gegen die Männer von Laigin zu verteidigen. Die Trankopfer wurden in die Erde gegossen für die Geister, die in ihr hausten, die Opfergaben für die Ahnen dagegen stellte man in Tonschalen
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