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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L.
Autoren: Der Zauber von Erin
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brachte sie noch eine Tochter mit Haaren wie der Sonnenschein zur Welt. Am selben Tag gebar die Britin dem Morholt eine Tochter. Sie nannte sie Branwen – weiße Rabin – und starb. Der Vater gab den Säugling seiner Schwester, damit sie ihn als Dienerin der kleine Esseilte erziehe. Ich war dieses Kind. Und wenn die Erzählung von Esseilte zu einer Legende wurde, die der von Grainne ebenbürtig ist, so ist meine eigene Geschichte das Geflecht, das all die leuchtenden Fäden zusammenhält.
    Die Königin gab uns derselben Amme an die Brust, und gemeinsam spielten und stritten wir während all der Jahre, da wir heranwuchsen – Esseilte und Branwen, wie Sonnenschein und Schatten, so daß, wenn eine gesucht, gewiß auch die andere gefunden wurde. Selten vernahmen wir etwas über die Geschehnisse auf der Insel Britannien jenseits des Wassers, wo Artus' Erbe sich um Unterstützung in Armorica mühte, um den sächsischen Wölfen standhalten zu können. Doch selbst, wenn wir davon gehört hätten, es wäre von geringem Interesse für uns gewesen. Wie hätten diese Dinge uns auch berühren sollen, uns, die wir uns Kränze aus Wildblumen flochten, während Diarmait um seinen Thron kämpfte? Aber wir wurden älter, und die Stränge unseres Lebens wurden auf dem Webstuhl des Schicksals gewirkt.
    Daß ein Strang im Muster die Liebe ist, wissen alle Menschen, aber vielleicht gehört auch der Haß dazu, denn der eine ist oft der Schatten der anderen. Die Liebe eines Mannes zu einer Frau war sicherlich Teil des Gewebes, und andere Teile waren die Liebe unter Blutsverwandten, das Bedürfnis eines Kindes nach seiner Mutter, und durch sie zogen sich als rote Fäden die alles bestimmenden Kräfte des ewigen Kampfes um Herrschaft und Reich.
    Zum Samhainfest öffnen sich die Tore zwischen den Welten. Das Muster ist nun fast vollendet, und bald werde ich verstehen…

Samhainabend
    Etwas früher am Tag hatte es geregnet, doch inzwischen klarte der Himmel auf, und im Sonnenuntergang leuchteten die Wolkenfetzen so rot wie die Glut des Feuers der alten Götter. Esseilte und ich warteten auf den Samhainzug bei Carnaits Mühle, wo die Straße sich von Tlachtga zum Berg Temair hochschlängelte, und auf den Fackelschein, der den König ankündigen würde.
    Hinter uns unterhielten sich Eithne von Mumu und eine der Prinzessinnen von Ulaid über Männer. Es war nicht nötig, daß ich mich umdrehte, um mich zu vergewissern – sie hatten bereits in den ersten drei Tagen des Festes von kaum etwas anderem gesprochen.
    »…und Curnan von Connachta wird morgen das große Rennen gewinnen.« Eithnes Stimme schallte wie die einer Krähe unter Amseln heraus. »Sein Pferd ist der Graue, und er ist schön wie Diarmait, der von allen Frauen in Erin verehrt wurde.«
    »Hast du denn kein Auge für irgendeinen anderen als den Connachta-Jüngling?« fragte ihre Gefährtin. »Du darfst Aillel von Dal Raida nicht vergessen und Fergus MacCiaran, das sind beides gute Reiter mit stolzen Rossen. Auch solltest du bedenken, daß nicht die Männer es sind, die laufen, sondern die Pferde.«
    Eithne lachte, doch ich spürte, wie Esseilte neben mir erstarrte, als das Mädchen von Mumu fortfuhr: »Ich sah gestern den Wettlauf, ein sehenswertes Ereignis, doch sind es die Pferde, die einem Mann den größten Ruhm bringen.«
    »Dann wird mein Oheim, der Morholt, Sieger sein!« rief Esseilte.
    Sie warf die leuchtenden Zöpfe zurück und wirbelte zu den Mädchen herum. Die Prinzessin von Ulaid starrte sie an, doch Eithnes Miene war die eines Bären, der Honig wittert.
    »O gewiß, er war ein stattlicher Mann – vor sechs Jahren, als dein Vater Tuathals Thron erklomm. Doch nun schimmert Silber in seinem Bart, und er hinkt bei nassem Wetter!«
    »Von einer Wunde, die er sich zuzog, als Tuathal seine Männer schickte, uns alle zu töten!« entgegnete Esseilte heftig. »Und gibt ihm das nicht ein größeres Anrecht auf den Heldenpreis als irgendeine Tat dieser Milchgesichter mit ihren unerprobten Schwertern?«
    Eithne zog eine dunkle Braue hoch. »Welch eine leidenschaftliche Verteidigung – lobpreist du jetzt deinen Oheim oder deinen Herzallerliebsten? Ich werde einen alten Mann zum Gemahl nehmen, wenn mein Vater es für erforderlich hält – genau wie du –, aber niemand kann es einer Maid verbieten, von starken Armen und einer glatten Stirn zu träumen!«
    Ich verhielt mich stumm, halb belustigt, halb verärgert; denn der Morholt war mein Vater, auch wenn seine einzige
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