Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pausen tun uns gar nicht gut

Pausen tun uns gar nicht gut

Titel: Pausen tun uns gar nicht gut
Autoren: Bennecke,Jürgen
Vom Netzwerk:
Krieg
gegen die Taliban suchen die Befehlshaber nach einer neuen Strategie und
glauben allen Ernstes, sie durch personelle Aufstockung des Heeres gefunden zu
haben. Sie beklagen die Art und Weise ihrer Operation, dass sie sich physisch
und psychologisch von den Menschen, die sie beschützen wollten, entfernt
hätten. Genau das ist aber zu allen Zeiten das tiefste Wesen des Krieges, und
um das zu erkennen, brauchte der oberste General der Allianz acht Jahre.
    Gewalt löst langfristig keine
Probleme. Gewalt schafft Misstrauen, Respektlosigkeit, Ausgrenzung und Hass.
    Für mich ist dieser Unsinn ein
Zeichen, sich lieber ins Bett zu legen und meinem Körper die nötige Ruhe zu
gönnen. Buenas noches. — Gute Nacht.
     
     
     
    31.05.2009

Torres
del Río— Navarrete 33 km
     
    Wir kommen kurz nach 7:00 Uhr
in die Gänge und ich habe den Eindruck, wir wandern heute deutlich geruhsamer
als gestern. Der steinige Untergrund und das ständige Auf und Ab bis kurz vor Viana sind einfach zermürbend. Mein Fuß macht sich wieder bemerkbar, er schmerzt
heute noch schlimmer als gestern. Ich mag nicht im Bus sitzend nach Santiago reisen, ich habe mich für diese Pilgerreise entschieden und will jeden dieser
1,2 Millionen Schritte zu Fuß zurücklegen. Ich bin schon sechs Mal einen
Marathon gelaufen, da werde ich doch wohl das bisschen Wandern schaffen. Mir
fallen Schmetterlinge auf, so wie sie Hape Kerkeling in seinem Buch „Ich bin
dann mal weg“ beschrieben hat. Manchmal tanzen sie minutenlang vor uns her. Die
hellblauen Falter stechen besonders heraus, denn sie passen nicht zu dieser
Vegetation. Im kräftigen Sonnenlicht flimmert die Erde rötlich, und man sieht
kaum noch Grünes.
    In Viana machen wir
unsere erste Pause und trinken einen Kakao, der so dick wie Pudding ist.
Hinterher beißen wir genussvoll in ein Salamiweißbrot, dass Heidi in einem
Bäckerladen erwirbt. Vor uns wandern wieder die drei Italiener, die uns schon
vom zweiten Tag an immer wieder über den Weg laufen. Man grüßt sich freundlich
und zieht einfach weiter. Hinter Viana überqueren wir die
Provinzgrenze zwischen Navarra und La Rioja und wandern auf einer schmalen
Teerpiste auf Logroño zu.
    Kurz vor Logroño begegnen wir Klaus, der sich auf einer Bank eine Pause gönnt. Er weist uns
darauf hin, hier unbedingt unseren Pilgerausweis abstempeln zu lassen. Denn wer
sich hier keinen Stempel holt, ist nicht gepilgert. Er erzählt uns, dass bis
vor wenigen Jahren eine sehr alte Spanierin, Doña Felisa, hier die Pilger
begrüßt hat und gegen eine kleine Spende ihren Stempel in die Pässe gedrückt
hat. Eine Gedenktafel an ihrem Haus erinnert an die Verstorbene. Nun hat die
Tochter ihre Aufgabe übernommen. Sie begrüßt uns freundlich unter einem
Feigenbaum sitzend hinter einem uralten Küchentisch.
    Die Rioja ist das wichtigste
Weinanbaugebiet Spaniens. Logroño ist die Hauptstadt der
spanischen Region La Rioja, aber historisch recht unbedeutend. Bemerkenswert
ist auch, das Logroño noch unbedeutender geblieben wäre, wenn
König Sancho im elften Jahrhundert nicht auf die Idee gekommen wäre, den
Jakobsweg durch diese Stadt zu führen.
    Wir überqueren die Brücke, die
über den Fluss Ebro führt, und betreten Logroño auf seiner
ältesten Straße.
    Im Zentrum der Stadt machen wir
bis 13:45 Uhr Mittagspause.
    Das Thermometer steigt wieder
locker über 30°C. Ich bestelle mir auf Spanisch ein großes Bier, una cerveza
grande, denn das geben meine gelernten Vokabeln aus der abendlichen
Volkshochschule gerade so her. Während Heidi einen café con leche trinkt, was
nichts anderes als ein Milchkaffee ist, schreibt sie Postkarten, und ich
notiere mir Stichpunkte in unser Tagebuch und lege meinen rechten Fuß zur
Erholung in Waage.
    Wir verlassen die Stadt, der
Weg führt uns auf eine Allee aus Paradiesbäumen, Mimosen, Pappeln und
Zypressen, die uns zum Stausee Pantano la Grajera führen. Der See ist Teil
eines Naherholungsgebietes und wird um diese Zeit auch dementsprechend genutzt.
Kurz dahinter geht es wieder steil bergauf, wir gelangen an eine Autobahn, die
durch einem Zaun abgesperrt ist. An diesem Zaun haben Pilger, warum auch immer,
unzählige Kreuze aus Holz, Gras und Unkraut in den Zaun geflochten. Die Hitze
wird unerträglich, und entlang der Autobahn wirkt die Strecke auch wenig
abwechslungsreich. Gegen 17:00 Uhr, mit viel Geduld und gutem Zureden,
erreichen wir Navarrete. Die städtische Herberge ist bereits
überfüllt. Wir kriechen durch den Ort
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher