Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pauschaltourist

Pauschaltourist

Titel: Pauschaltourist
Autoren: T Liehr
Vom Netzwerk:
ich richtig unruhig. Bimbo lief den Strand auf und ab
     und schien unschlüssig, ob er ins Wasser gehen und nach Frauchen tauchen sollte. Stattdessen kehrte er irgendwann in den Schatten
     zurück und hechelte anklagend. Dabei warf er mir hündische Tu-du-was-Blicke zu.
    Ich brauche ein Boot,
sagte ich mir. Ich musste nach Nina suchen. Küstenwache. DLRG. Baywatch. Wo waren diese Leute, wenn man sie brauchte? Wie
     lautete die Notrufnummer in Ägypten? Wo waren wir überhaupt? Ich wusste nicht einmal den Namen der verdammten Insel (sie war
     nie Antwort bei einem meiner Magazinrätsel gewesen). Ich ging bis zu den Hüften ins Wasser und rief nach ihr. Währenddessen
     spielten sich Horrorszenen in meinem Kopf ab. Identifikation im Leichenschauhaus, ein zerfetzter Nina-Körper, an dem nur noch
     Reste eines Designerbikinis hingen. An den Strand getriebene Körperteile. Aufgeschnittene Monsterhaie, in deren Magen man
     Ninas Porschebrille fand. Aber sie war sicher nicht mit Sonnenbrille tauchen gegangen. Ich rief noch ein paar Mal, stapfte
     dann zum Strand zurück und schnappte mir mein Telefon. Auskunft in Deutschland. Die würden das wissen –
da
werden sie schließlich geholfen! Ich tickerte durch meine Kontaktlisten, fand aber keine beschissene Auskunft. »Nina!«, rief |319| ich abermals, erst zur Düne gewandt, um es dann in Strandrichtung zu wiederholen. Da stand sie plötzlich vor mir.
    »Ja?«
    »Verdammt, wo warst du?«, stieß ich hervor, um sie gleich darauf zu umarmen. »Großer Gott, wir haben uns solche Sorgen gemacht?«
    »Wir?« Das klang unangemessen belustigt. Ich wies auf Bimbo, der aufgeregt um ihre Beine tänzelte.
    »Ich habe mich verschwommen. Das ist wirklich toll hier, musst du auch mal machen. Fische, Korallen und dieses Zeug. Richtig
     hübsch.«
    »Du hast dich
verschwommen

    »Plötzlich war ich ziemlich weit vom Strand weg«, gab sie zu. »Ein netter Herr mit einer kleinen Yacht hat mich aufgelesen.«
     Sie zeigte auf ein Schiff, das hinter uns Kurs aufs Meer nahm.
    »Tu das nie wieder!«
    »Okay«, sagte sie grinsend und nahm ihr Bier zur Hand.

|320| 6.
    Wir verplemperten unsere Zeit am Pool, der, wie ich erst jetzt, am dritten Tag, feststellte, mit
Salzwasser
gefüllt war. Nina startete mehrere Gesprächsversuche, wobei es in der Hauptsache um meine Motivation für das organisierte
     Sitz-Treffen ging, aber ich schwieg mich beharrlich aus. Stattdessen schaffte ich es endlich, mehr als zwanzig Seiten am Stück
     zu lesen. Das Buch war doof, langweilig und vorhersehbar. Nach den zwanzig Seiten blätterte ich zum Ende und fand genau das
     vor, was ich erwartet hatte. Ich warf es beiseite.
     
    Der Taxifahrer brachte mich in das Reservat, ein gewaltiges Areal mit bewachtem Zugang und Passkontrollen, das eine unüberschaubare
     Fläche einnahm. Es bestand aus vielen, ineinander übergehenden Hotelkomplexen, Ferienwohnungen, Ladenpassagen und Restaurants.
     Alleine der Club, in dem Steini und Silke logierten, reichte über mehrere Hektar. Kleine, beschauliche Villen verteilten sich
     über eine mit tropischen Pflanzen bewachsene und mit Marmorstatuen vollgestellte Gartenanlage. Es musste ein Heidenaufwand
     sein, diese Anlage zu bewässern – irgendwo im Hinterland befand sich wahrscheinlich eine gigantische Entsalzungsanlage, und
     ich war sicher, dass der Kaffee hier trotzdem nicht nach Maggi schmeckte. Ich stieg vor dem Portal aus, nachdem ich mich vorsichtig
     umgesehen hatte. Der Taxifahrer betrieb gehörige Anstrengungen, mich davon zu überzeugen, ihn später zwecks Abholung anzurufen.
     Ich nahm ihm die Visitenkarte ab und versprach mein Möglichstes, um ihn endlich loszuwerden.
    Das Restaurant – eins von insgesamt fünf Nobelfressplätzen – bestand aus einer riesigen überdachten Terrasse in unmittelbarer
     Strandnähe – weißer Sand, edle Sonnenschirme, mehrere Bars und |321| knallblaues Wasser. Die Sitzgruppen waren so angeordnet, dass man trotz der enormen Größe seine Ruhe hatte. Kleine Palmen
     standen herum, und bunte Vögel durchflogen das Arrangement. Als ich um halb acht eintraf, waren nur wenige Tische besetzt.
    Ich ignorierte die Kellner, die mich zu Tischen in ihren jeweiligen Bereichen führen wollten, und fand eine junge Europäerin,
     die an einem Computer stand und offenbar für die Reservierungen zuständig war. Sie zeigte mir den Tisch für Blume, als ich
     aber gleich anschließend den Steinmann-Tisch sehen wollte, wurde sie skeptisch.
    »Das wird
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher