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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium
Autoren: Alan Dean Foster
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töten, wenn er es nicht einmal sehen konnte? Das All um sich herum musternd, stellte er fest, dass er kein anderes lebendes Wesen entdecken konnte. Dann sah er nach unten und bemerkte voller Panik, dass er nicht einmal seinen eigenen Körper sah.
    Doch da war etwas vor ihm, das langsam näher kam. Oder er bewegte sich darauf zu. Wie die Erklärung auch lauten mochte, oder die korrekte physikalische Bezeichnung, fest stand, dass die Entfernung zwischen ihm und dem Ding geringer wurde. Es war mehr als nur ein dunkler Fleck in der intergalaktischen Weite – es war das vollständige Fehlen von Licht und Leben, das alles, was er bisher über die Leere wusste, neu definierte. Er begann, um sich zu treten und die Arme zu bewegen, als könne er von dem, was sich da momentan näherte, wegschwimmen. Das Gefühl einer furchtbaren Unruhe begann ihn zu erfassen und machte sich in seinem Inneren breit wie ein spürbares psychisches Gift. Er wusste nur noch, dass er langsamer werden musste, anhalten, umkehren, davon wegkommen …
    Das Böse. Eine Verdorbenheit von unsagbarem Ausmaß, die sein Verständnis bei Weitem überstieg. Er begann erneut zu schreien, wobei seine Stimme anfangs erst tief war, doch dann zu einem derart schrillen Ton wurde, wie er ihn aus seiner Kehle nie für möglich gehalten hätte. Der Schrei war so hoch, dass er staunte, dass ihn seine Lungenflügel, sein Kehlkopf und seine Lippen überhaupt hervorbringen konnten. Er schrie und schrie und hörte nichts. Die Finsternis war nahe. Schon bald war sie in seiner nächsten Nähe. Dann berührte sie ihn.
    Flinx hatte sie berührt und überlebt. Innerhalb des Skimmers kratzte und schabte Halvorsen, der jetzt völlig den Verstand verloren hatte, an den Wänden, bis er sich die Nägel von den Fingern gerissen hatte. Er rammte den Kopf gegen die unnachgiebige Kuppel aus Plexalloy, bis ihm das Blut über die Stirn und die Augen rann. Letztere waren so weit hervorgequollen, dass sie nun halb aus seinen Augenhöhlen hervorstanden. Dann fanden die suchenden blutigen Finger endlich die Türsteuerung.
    Halvorsens schreckliche Schreie hörten erst auf, als er auf dem Boden aufkam. Bis dahin war der Skimmer bereits weitergeflogen und befand sich nicht mehr in Hörweite, er glitt einfach weiter leise durch den sanft fallenden pinkfarbenen Schnee.
    Langsam öffnete Flinx die Augen. Wenn sein Geist derart beschäftigt war, hatte er immer Angst, dass sich ein Teil von ihm zu weit hinausgewagt hatte und nicht mehr zurückkommen könnte. Dass er dort draußen blieb, an der Stelle, an die ihn seine Träume und Projektionen geführt hatten, und auf ewig dazu verdammt war, in der Nähe des galaktischen Schreckens dahinzutreiben, der rasend schnell auf das Commonwealth zukam, oder aber von diesem verschluckt und vernichtet wurde. Unauffällige, aber starke Emotionen brachten ihn dazu, sich umzudrehen und nach unten zu sehen, wo er feststellen musste, dass Pip ihn anstarrte.
    Wenn du doch nur ein größeres Bewusstsein hättest, dachte er. Wenn unsere Verbindung doch nur über die emotionale Ebene hinausreichen würde. Welchen Rat würdest du mir dann geben? Welche Einblicke in andere Perspektiven bezüglich meines Zustands könntest du mir gewähren? Welche Vorschläge hättest du für mich, wie ich diese erbärmliche Existenz fortsetzen kann?
    Aber natürlich konnte sie nichts von alldem tun. Was ihr jedoch gelang, war, ihn zu trösten, allein durch ihre Anwesenheit. Einfach dadurch, indem sie existierte.
    Sein Kopf pochte. Die Anstrengung, Halvorsen das zu zeigen, was eigentlich niemand zu sehen verdient hatte, hatte Flinx’ grenzenlose Kopfschmerzen nur noch stärker entfacht. Was wäre, wenn er dieses Mal nicht versuchen würde, den Schmerz zu bekämpfen? Wenn er diesem einfach gestatten würde, sich weiter auszubreiten, anzuschwellen, sich in seinem Schädel auszudehnen? Würde sein Kopf dann explodieren? Oder würde er letzten Endes einfach verrückt werden, genau wie der Jäger?
    Das Pochen wurde intensiver. Es näherte sich den Grenzen der Erträglichkeit. Mit fest zusammengekniffenen Augen und zusammengebissenen Zähnen saß Flinx auf dem Sitz des Skimmers, während dieser durch die hereinbrechende Nacht sauste. Pip, die an seine Seite geglitten war, sah ihn hilflos an. Durch ihre enge Verbindung konnte sie den Schmerz spüren, ohne ihn direkt mitempfinden zu müssen. Aber sie konnte nichts tun, um ihn zu lindern.
    Flinx sackte auf dem Sitz zusammen und rutschte bewusstlos
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