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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium
Autoren: Alan Dean Foster
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Lupe nahm, desto deutlicher wurde die Erinnerung an seine vorherige Begegnung mit diesen, es war, als würde man ein verschwommenes Bild langsam scharf stellen.
    »Sie sind doch derjenige, der den Skimmer abgeschossen hat, den ich gemietet habe, um hierherzukommen«, knurrte er anklagend. »Und Sie sind auch verantwortlich für Bleshmaas Tod.«
    Eine Mischung aus Belustigung und Verachtung zeichnete sich auf Halvorsens Gesicht ab, ebenso wie in seinen anderen Gefühlen. »Sie hatten eine Tlel bei sich? Natürlich – als Eskorte. Das gehört sich ja so. Tja, wenn sie tot ist, dann ist der Planet doch gleich ein wenig sauberer geworden. Er mag zwar laut Geburtsrecht ihnen gehören, aber ehrlich gesagt ist Gestalt viel zu gut für diese stinkenden kleinen Flachköpfe.« Die Mündung seiner Pistole bewegte sich nicht einen Millimeter. Flinx konnte ebenso spüren wie sehen, dass sich dieser Mann nicht so leicht ablenken ließ. Ihm war klar, dass er sehr vorsichtig vorgehen musste.
    Er wusste, wieso es ihm nicht gelungen war, die wahre Natur des Piloten zu erkennen, als dieser nähergekommen und gelandet war, oder auch direkt nach Betreten des Skimmers: Da Halvorsen nicht bewusst gewesen war, dass es sich bei dem Passagier, den er laut seines Auftrags abholen sollte, um genau die Person handelte, die er zuvor vergeblich zu töten versucht hatte, waren seine Emotionen frei von jeglicher Aggression gewesen. Hätte er jedoch gewusst, dass es sich bei seinem nächsten Fluggast um Flinx handeln würde, wäre er nicht in der Lage gewesen, seine Empfindungen zu maskieren, und Flinx’ Talent hätte ihn rechtzeitig warnen können. Es war schon ironisch, dass sich Halvorsens Unwissenheit zu seinem größten Vorteil ausgewirkt hatte.
    »Ich war in letzter Zeit sehr beschäftigt und halte mich kaum noch an Orten wie Tlossene auf«, sagte der Mann mit der Waffe gerade. »Meine automatische Überwachungssoftware hat die Anfrage nach einem Transporter für einen Passagier aufgefangen, der von diesem Ort zurück in die Stadt gebracht werden sollte. Da ich ohnehin in dieser Gegend unterwegs war – eigentlich um nach Ihrer Leiche zu suchen –, bin ich einfach auf das Angebot eingegangen. Es bot mir die Gelegenheit zu einer kurzen Pause und zu einem leicht verdienten Extra-Einkommen. Das zeigt doch mal wieder, dass es sich auch auf unerwartete Weise gut auf das Geschäft auswirken kann, wenn man der Erste ist.«
    »Warum haben Sie immer noch nach mir gesucht?« Flinx war sich ziemlich sicher, dass er die Antwort auf diese Frage bereits kannte, doch alles, was den Mann weiterreden ließ und somit vom Schießen abhielt, verschaffte ihm mehr Zeit, um darüber nachzudenken, wie er am besten vorgehen sollte.
    »Gewisse Leute sind bereit, eine ansehnliche Summe für Ihren Tod zu bezahlen. Hier auf Gestalt würde mein Ruf ausreichen, um einen Klienten zufrieden zu stellen. Aber sie kommen nicht von hier, und sie wollen unanfechtbare physikalische Beweise dafür, dass Ihre Lebenszeit endgültig abgelaufen ist. Daher musste ich mir die Mühe machen und noch mehr Geld ausgeben, um zu versuchen, Ihre Überreste zu bergen.« Im Vergleich zu Halvorsens Lächeln hatte das schiefe Grinsen des jetzt toten Anayabi richtig freundlich und fröhlich gewirkt. »Und da haben wir sie ja schon. Die notwendige Leiche.« Bei diesen Worten bewegte sich der Lauf der Waffe ein wenig, sodass er jetzt direkt auf Flinx’ Stirn zeigte.
    »Das hier ist sogar noch besser. Der interne Rekorder des Skimmers wird nicht nur Sie als toten Mann aufzeichnen, sondern auch, wie ich Sie umbringe, und er nimmt außerdem auch diese Unterhaltung auf. Das sollte ausreichen, um die widerlichen, engstirnigen Pisser zufrieden zu stellen.«
    Warum bringe ich es nicht einfach hinter mich und lasse ihn schießen?, meinte ein Teil von Flinx niedergeschlagen. Dadurch würde ein Leben beendet, das jetzt weitaus leerer geworden war als jemals zuvor. Mach den Qualen ein Ende, lass die Verzweiflung aufhören – die Sorge, die Trostlosigkeit, die Verantwortung. Zumindest würde dann noch jemand von seinem Tod profitieren, selbst wenn es nur so ein widerlicher gemeiner Kopfgeldjäger war. Er drehte den Kopf, um Pip ein letztes Mal anzusehen, und hörte sich selbst murmeln: »Nur zu. Ich werde Sie nicht aufhalten.«
    Da er sich zuvor schon in ähnlichen Situationen bei vergleichbar mörderischen Zwischenfällen befunden hatte, kannte Halvorsen bereits eine umfangreiche Auswahl an letzten Worten.
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