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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium
Autoren: Alan Dean Foster
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vermutlich für die zweite Variante entschieden. Wenn er dasselbe glaubte, war er dann so wie sie? Gab es in der finalen Analyse irgendetwas, das ihn von seinen kalten, berechnenden Vorfahren unterschied?
    Ethik, vielleicht. Moral. Eine gewisse Zielstrebigkeit. Aber ihm war klar, dass zumindest Letztere drohte, ihm vollständig zu entgleiten. Die Sorge um andere gehörte gewiss auch dazu. Er war davon überzeugt, dass er diese Eigenschaft noch immer besaß, da er das Haus etwa eine Stunde lang gründlich durchsucht hatte, um medizinische Vorräte zur Versorgung von Pips verletztem Flügel zu finden. Eine vorsichtige Prüfung mit dem kleinen Scanner, den er entdeckt hatte, ergab, dass der Schaden auf die Membran begrenzt war. Mit ein wenig Zeit und Pflege wäre der Flügel bald wieder so gut wie neu und Pip könnte erneut abheben. Aber was war mit ihm?
    Durch einen prüfenden Blick auf den Chronometer erfuhr er, dass ihm bis zum Abend noch einige Stunden blieben. Dann sollte der Transporter eintreffen, den Anayabi angefordert hatte, um seinen bis dahin noch unbekannten Hausgast zurück nach Tlossene zu bringen. Flinx würde das Schiff vor der Tür empfangen, sobald es eintraf. Es wäre doch sehr unklug, möglichen neugierigen Besuchern zu gestatten, sich das gewaltsam veränderte Innere des Hauses anzusehen.
    Während er Pip behandelte, schoss ihm ein weiterer unliebsamer Gedanke durch den Kopf. Waren die Meliorare die Einzigen, die die Wahrheit über seine Herkunft kannten? Gab es möglicherweise noch andere, die seine Fortschritte, sein Leben und seine Aktivitäten seit jeher überwachten? Hatte er Eint Truzenzuzex und Bran Tse-Mallory an jenem Tag auf Drallar vor so vielen Jahren wirklich nur rein zufällig kennengelernt? Einen Augenblick lang drohten fieberhafte Verdachtsmomente und akute Paranoia, all seine anderen Gedanken zu überschwemmen.
    Dann kehrten seine Erinnerungen zu Mutter Mastiff zurück. Diese barsche alte Frau war nicht arglistig gewesen, dessen war er sich sicher. Falls ein Teil der tief verwurzelten Gefühlte, die sie für ihn empfand, gespielt war, hätte er das längst gespürt.
    Mach immer einen Schritt nach dem anderen, hatte sie ihm oft gesagt und ihm dabei warnend mit einem Finger gedroht. Seihst wenn es nur ein ganz kleiner Schritt ist.
    In Ordnung. Genau das würde er jetzt auch tun. Sich um Pip kümmern, zurück nach Tlossene fliegen, sein Shuttle besteigen und wieder zur Teacher zurückkehren. Sobald er sich wieder in seiner vertrauten, sicheren Umgebung befand, konnte er immer noch entscheiden, wie es dann weitergehen sollte – hinsichtlich der Aufgabe, die ihm Tse-Mallory und Tru aufgetragen hatten. Hinsichtlich seines Lebens. Falls er sich dafür entscheiden sollte, Erstere wirklich abzuschließen und Zweiteres tatsächlich fortzusetzen.
    Innerlich verloren und auch sonst ziemlich verloren merkte er nicht einmal, wie die Zeit verstrich. Es schien ihm erst Minuten her zu sein, dass er Pip behandelt hatte, als er das Geräusch eines sich nähernden Transportschiffes hörte. Nachdem er ihren verletzten Flügel, so gut er konnte, gerichtet und versorgt hatte, wickelte er sie locker in die Decke, unter der er früher an diesem Tag noch gelegen hatte, und trug sie nach draußen.
    Während er in dem offenen Vorbau wartete, der sich vor dem Eingang des Hauses befand, wirbelten einzelne pinkfarbene Schneeflocken um ihn herum. Sie lösten sich durch die Wärme seines Gesichts auf oder blieben noch ein wenig auf seiner Kleidung liegen. Die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, drehten sich um andere Orte, um Angelegenheiten, Personen und Welten, die weit von Gestalt entfernt waren. Er musste sich entscheiden, ob er zurückkehren und sich darum kümmern wollte, und wenn ja, welche Fragen er stellen sollte, welchen Herausforderungen er bereit wäre, sich zu stellen. Es galt nicht nur festzulegen, wie viel er von sich selbst aufzugeben bereit war, um nicht nur anderen beim Überleben zu helfen, sondern auch sich selbst. Und es würde schwerer als jemals zuvor werden, diese Aufgaben zu erfüllen. Er war in der Hoffnung, seine eigene Wirklichkeit erweitern zu können, nach Gestalt gekommen, musste nun aber stattdessen mit einer leeren Hülle wieder abreisen.
    Der sich nähernde Skimmer machte sich nicht die Mühe einer sanften Landung. Sein zuversichtlicher Pilot setzte ihn direkt auf der kleinen Landeplattform auf, die sich vor einem in der Nähe stehenden Lagergebäude befand. Dem
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