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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium
Autoren: Alan Dean Foster
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Talent, das sporadisch in Aktion trat, um ihn zu verteidigen, wenn er kurz davor war, getötet zu werden, hatte er nicht erwähnt. Sein impulsiver und instinktiver Versuch, Pip zu beschützen, hatte ihn erneut in diese Lage gebracht und dafür gesorgt, dass der mysteriöse Mechanismus ausgelöst wurde.
    Er fragte sich, ob Anayabi lange genug überlebt hatte, um diesbezüglich erleuchtet zu werden.
    Pip war verletzt, aber am Leben. Sie lag zusammengerollt auf dem Boden und leckte sich den perforierten Flügel. Vorsichtig hob Flinx sie auf und hielt sie im linken Arm, während er sie mit der anderen Hand sanft streichelte und ihr beruhigende Worte zuflüsterte. Während er damit fortfuhr, sie zu beruhigen, sah er sich um und studierte den Schaden, den er in dem Zimmer angerichtet hatte. Er hatte zwar eine ungefähre Vorstellung davon, was geschehen war, doch konnte er sich nicht erklären, wie es ihm gelingen konnte, ein derartiges Chaos anzurichten. Wie bei all den anderen Vorfällen hatte der unbekannte, ihm offenbar angeborene Mechanismus, der sich ohne sein Zutun aktivierte, um sein Leben zu schützen, ihm offenbar erneut das Bewusstsein geraubt.
    Ein vollkommen rundes Loch von etwa zwei Metern Durchmesser war in der hinteren Wand erschienen, etwa einen Meter oberhalb des Bodens und zwischen der Feuerstelle, in der immer noch ein wenig Glut schwelte, und einer weiteren Tür. Als er sich diesem Durchbruch näherte, entdeckte er, dass sich hinter dem Zimmer, in dem er sich aufhielt, eine weitere Kammer befand. Verdächtig war, dass sich in der hinteren Wand des zweiten Raumes ebenfalls ein Loch abzeichnete. Es war das perfekte Abbild der Aushöhlung, durch die er gerade blickte. Dahinter konnte er noch ein Zimmer mit einem weiteren den anderen Durchbrüchen gleichenden Loch erkennen. Durch diese dritte runde Lücke sah er die felsige Landschaft, die sich außerhalb der Behausung befand. Über das Knistern des Feuers war das leise, ständige Rauschen des Windes in der Ferne zu hören. Falls seine seltsame Verteidigungsfähigkeit das Wetter ebenfalls durchlöchert hatte, so war das von seiner Position aus nicht zu erkennen.
    Und von Anayabi war ebenfalls nichts zu sehen. Von dem Ex-Meliorare fehlte jede Spur – wenn man von den aussagekräftigen Verfärbungen absah, die sich an den Rändern des ersten Loches abzeichneten. Diese breiteten sich von der immer noch bröselnden Peripherie in einem schwachen, strahlenförmigen Muster nach außen aus. Einige der Flecken waren schneeweiß, andere eher rötlich getönt. Das explosive Medium, das einst aus Knochen und Blut bestanden hatte, war zu Pulver zerfallen und verdampft.
    Unerklärlicherweise wurde Flinx ganz flau im Magen. In seinem erst relativ kurzen Leben hatte er bereits zu viele unschöne Todesfälle miterleben müssen und schon mehr als genug Blut zu sehen bekommen. Für einen Teil dieser Verluste war er sogar selbst verantwortlich gewesen. Warum sollte ihn dieser spezielle Zwischenfall dann derart mitnehmen?
    Schließlich war Anayabi nicht einmal sein biologischer Vater gewesen. So viel hatte der Meliorare-Gentechniker zugegeben, als er Flinx’ Herkunft ziemlich präzise umrissen hatte. Er war nicht näher mit Flinx verwandt, als es Theon al-bar Cocarol gewesen war. Die »Beziehung« dieser beiden Männer zu ihm war die eines Herstellers zu seinem Produkt oder die eines Wissenschaftlers zu seinem Experiment gewesen. Oder waren sie etwa das Nächste, was Flinx hinsichtlich eines Elternteils je haben würde?
    Sarkastisch überlegte er, wie viele Männer wohl die Gelegenheit bekämen, ihren Vater zweimal hintereinander umzubringen.
    Die beiden Meliorare waren nicht alles, was durch seine Besuche auf Visaria und Gestalt ausgelöscht worden war. Nach Anayabis grober und kompromissloser Erklärung war auch etwas in Flinx selbst gestorben. Wo er sich zuvor auf schreckliche, schaurige Weise fremdartig gefühlt hatte, befand sich nun eine gewaltige Leere, als hätte man ihn innerlich ausgehöhlt. Du wurdest geschaffen, hatte der verstorbene und unbetrauerte Anayabi gesagt. Du bist ein Produkt.
    Ein Produkt. Ein menschliches Produkt. War das nicht ein Widerspruch in sich? Aber andererseits, überlegte er, war der Homo sapiens, wenn man ihm seine Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit nahm, auch nichts anderes als eine organische Maschine. War es denn letzten Endes der Prozess der Herstellung, der von Bedeutung war, oder das Produkt selber? Die Meliorare hätten sich
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