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Patria

Patria

Titel: Patria
Autoren: Steve Berry
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glaube, wir alle wissen, wer das ist.«

    Malone lauschte, wie die Glocken von Kopenhagen laut fünfzehn Uhr schlugen. Der Højbro Plads war wie jeden Mittag voller Passanten. Malone, Pam und Gary saßen vor einem Restaurant an einem Tisch und beendeten gerade ihr Mittagessen. Malone und Pam waren am Vortag aus Ägypten zurückgekehrt, nachdem sie den Samstag zusammen mit den Hütern im Gedenken an George Haddad verbracht hatten.
    Malone bat um die Rechnung.
    Thorvaldsen stand fünfzig Meter von ihnen entfernt und überwachte den Wiederaufbau von Malones Antiquariat, mit dem noch während ihrer Abwesenheit begonnen worden war. Ein Gerüst zog sich jetzt die vierstöckige Fassade hinauf, und die Handwerker waren innen und außen am Arbeiten.
    »Ich verabschiede mich jetzt von Henrik«, sagte Gary, stand auf und stürzte durch die Menschenmenge davon.
    »Traurig, das mit George am Samstag«, sagte Pam.
    Er wusste, dass sie noch eine Menge auf dem Herzen hatte.
    »Kommst du klar?«, fragte er.
    »Ich habe einen Menschen getötet. Er war ein Dreckskerl, aber das ändert nichts daran, dass ich ihn getötet habe.«
    Malone erwiderte nichts.
    »Du bist aufgestanden«, sagte Pam. »Du hast dich ihm gestellt, weil du wusstest, dass ich da war. Du wusstest, dass ich schießen würde.«
    »Ich wusste nicht genau, was du tun würdest. Aber ich wusste, du würdest irgendwas tun, und das reichte mir.«
    »Ich hab noch nie zuvor mit einer Waffe geschossen. Als Haddad mir die Pistole gab, sagte er, einfach nur zielen und abdrücken. Er wusste auch, dass ich es tun würde.«
    »Pam, du darfst dir das nicht zu Herzen nehmen. Du hast getan, was du tun musstest.«
    »Genau wie du in all diesen Jahren.« Sie stockte. »Ich möchte etwas sagen, aber es fällt mir nicht leicht.«
    Er wartete.
    »Es tut mir leid. Wirklich, das alles tut mir leid. Ich wusste nicht, was du da draußen immer durchmachen musstest. Ich dachte, es ging nur um dein Ego, und das alles wäre eine Art männliches Machogehabe. Ich hab es einfach nicht kapiert. Aber jetzt verstehe ich es. Ich hatte unrecht. In vielerlei Hinsicht.«
    »Dann sind wir schon zu zweit. Mir tut es auch leid. Alles, was zwischen uns in all diesen Jahren falsch gelaufen ist.«
    Sie hob die Hände, als wenn sie sich ergeben würde. »Okay, ich glaube, das reicht erst mal für beide Seiten mit den Gefühlsergüssen.«
    Er streckte ihr die Hand hin. »Frieden?«
    Sie ergriff sie. »Frieden.«
    Doch dann beugte sie sich zu ihm und küsste ihn sanft auf die Lippen. Das hatte er nicht erwartet, und ihm wurde erst heiß und dann kalt.
    »Wofür war das denn?«
    »Nicht, dass du jetzt auf falsche Gedanken kommst. Ich glaube immer noch, dass es besser für uns ist, geschieden zu sein, aber das heißt nicht, dass ich mich nicht erinnern würde.«
    »Dann könnte man wohl sagen, dass wir beide nichts vergessen haben?«
    »Einverstanden«, erwiderte sie. Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: »Und was ist mit Gary? Was machen wir? Er muss die Wahrheit erfahren.«
    Malone hatte über das Problem nachgedacht. »Das wird er auch. Lass uns noch ein bisschen warten, und dann unterhalten wir uns zu dritt darüber. Ich weiß nicht, ob es für irgendjemanden von uns dann noch eine große Rolle spielt. Aber es stimmt. Er hat ein Recht auf die Wahrheit.«
    Er bezahlte, und dann gingen sie zu Thorvaldsen und Gary hinüber.
    »Der Junge wird mir fehlen«, sagte Henrik. »Wir beide sind ein gutes Team.«
    Malone und Pam hatten alles erfahren, was in Österreich vorgefallen war.
    »Ich würde sagen, mit den Abenteuern reicht es jetzt erst mal«, meinte Pam.
    Malone stimmte ihr zu. »Jetzt heißt es, wieder zur Schule zu gehen. Schlimm genug, dass du all das hast erleben müssen.« Er sah, dass Thorvaldsen verstand, worauf er anspielte. Sie hatten sich gestern darüber unterhalten. Und obwohl die Vorstellung, dass Gary sich auf einen mit einer Pistole bewaffneten Mann gestürzt hatte, ihn aus der Fassung gebracht hatte, war er doch insgeheim stolz auf ihn. Auch wenn in den Adern des Jungen nicht sein Blut floss, hatte er doch alles, was zählte, an seinen Sohn weitergegeben. »Zeit für die Heimreise, ihr beiden.«

    Zu dritt gingen sie zum Rand des Platzes, wo Jesper sie in Thorvaldsens Wagen erwartete.
    »Sie haben bestimmt auch genug von den Abenteuern«, meinte Malone zu Jesper.
    Dieser nickte nur lächelnd. Thorvaldsen hatte gestern erwähnt, dass die zwei Tage mit Margarete Hermann Jesper völlig geschafft hatten.
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