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Patria

Patria

Titel: Patria
Autoren: Steve Berry
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gewöhnt, nicht wahr, Alfred?«
    »Ihr Spott wird Ihnen jetzt auch nicht helfen.«
    Aber Thorvaldsen konnte damit Zeit schinden, und mehr fiel ihm im Moment leider nicht ein. Er wandte sich an den Vizepräsidenten. »Brent Green war ein anständiger Mann. Was ist ihm zugestoßen?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich bin nicht sein Priester. Wahrscheinlich hat er die Vorteile gesehen, die meine Position ihm bieten würde. Amerika braucht eine starke Hand, Leute, die Macht haben und keine Angst, sie zu nutzen. Brent ist so ein Mann. Genau wie ich.«
    »Und wie wären Männer mit Charakterstärke?«
    »Darunter kann jeder was anderes verstehen. Mein Ziel ist es, die Vereinigten Staaten in einer Partnerschaft mit der internationalen Geschäftswelt zu sehen, die zum beiderseitigen Nutzen auf gemeinsame Ziele hinarbeitet.«
    »Sie sind ein Mörder«, sagte Gary.
    Draußen klopfte es leise an der Tür, und Hermann ging hin und öffnete. Einer der Sicherheitsleute des Vizepräsidenten flüsterte Hermann etwas zu. Ein verwirrter Ausdruck zeigte sich auf dem Gesicht des Österreichers, dann nickte er, und der Leibwächter ging wieder.
    »Der Präsident ist am Telefon«, sagte Hermann.
    Das Gesicht des Vizepräsidenten war ein einziges Fragezeichen. »Was zum Teufel?«
    »Er hat Sie von Geheimdienstagenten verfolgen lassen. Deren Bericht hat er entnommen, dass Sie mit mir und zwei weiteren Personen, von denen eine ein Junge ist, hier sind. Der Präsident möchte mit uns allen reden.«
    Thorvaldsen begriff, dass dem Vizepräsidenten und Hermann keine Wahl blieb. Der Präsident war offensichtlich sehr gut informiert.
    »Außerdem wollte er wissen, ob mein Telefon einen Lautsprecher hat«, sagte Hermann, während er zu seinem Schreibtisch trat und zwei Schalter drückte.
    »Guten Tag, Mr. President«, sagte Hermann.
    »Ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind. Danny Daniels aus Washington.«
    »Nein, Sir, bisher nicht. Sehr erfreut.«
    »Ist mein Vizepräsident bei Ihnen?«
    »Ich bin hier, Mr. President.«
    »Und Sie, Thorvaldsen, sind Sie auch da? Mit dem kleinen Malone?«
    »Er steht hier neben mir«, antwortete Thorvaldsen.
    »Als Erstes muss ich Ihnen leider eine tragische Neuigkeit mitteilen. Ich bin selbst noch ganz geschockt. Brent Green ist tot.«
    Thorvaldsen bemerkte, dass der Vizepräsident völlig schockiert war. Und selbst Hermann war einen Moment lang total überrumpelt.
    »Es war Selbstmord«, erklärte Daniels. »Er hat sich in den Kopf geschossen. Ich habe es erst vor wenigen Minuten erfahren. Grauenhaft. Wir arbeiten jetzt an einer Pressemitteilung, bevor die Medien die Sache an die große Glocke hängen.«
    »Wie konnte es denn dazu kommen?«, fragte der Vizepräsident.
    »Ich weiß es nicht, aber es ist passiert und er ist tot. Auch Larry Daley ist tot. Durch eine Autobombe ermordet. Die Täter sind uns leider unbekannt.«
    Jetzt zeigte das Gesicht des Vizepräsidenten nacktes Entsetzen, und seine Schultern sackten sichtlich nach unten.
    »So sieht die Lage aus«, fuhr Daniels fort. »Unter diesen Umständen kann ich nächste Woche nicht nach Afghanistan reisen. Amerika braucht mich hier, und deswegen muss ich meinen Vizepräsidenten statt meiner schicken.«
    Der Vizepräsident schwieg.
    »Hallo, sind Sie noch da?« fragte Daniels laut.
    »Ja, Sir«, antwortete der Vizepräsident. »Ich bin da.«
    »Wunderbar. Dann schaffen Sie Ihren Hintern hierher, und stellen Sie sich schon einmal darauf ein, dass Sie nächste Woche fliegen. Wenn Sie diesen Truppenbesuch nicht machen wollen, können Sie natürlich auch Ihren Rücktritt einreichen. Ganz wie Sie wollen. Aber ich persönlich würde es vorziehen, Sie fliegen zu sehen.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Da diese Leitung nicht abhörsicher ist, ist es Ihnen bestimmt lieber, wenn ich Ihnen nicht offen sage, was ich wirklich denke. Lassen Sie es mich Ihnen mit einer Geschichte sagen. Die hat mein Daddy früher immer erzählt. Ein Zugvogel war auf dem Flug nach Süden, geriet aber in einen Eissturm und stürzte ab. Er wäre fast erfroren, doch eine Kuh kam vorbei und kackte auf ihn. Der warme Kuhfladen wärmte ihn, und das gefiel ihm so gut, dass er zu singen anfing. Eine Katze kam nachsehen, was das für ein Krach war, bot dem Vogel ihre Hilfe an, sah, dass er ein leckerer Happen war, und fraß ihn auf. Und hier ist die Moral der Geschichte. Nicht jeder, der auf dich kackt, ist dein Feind. Und nicht jeder, der seine Hilfe anbietet, ist dein
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