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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust
Autoren: Pierre Emme
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einige Male auf und ab.
Dabei fiel ein zusammengelegtes Blatt Papier zu Boden. Die Kopie eines
Schreibens, das sie vor mehr als einem Jahr anonym versandt hatte. Sie hob das
Papier auf, entfaltete und legte es auf den Tisch, um es zu glätten. Ihre
Blicke flogen
    nochmals über das, was sie damals an Sophie
Lettenberg geschrieben hatte:

     
    Liebe Frau Lettenberg,

     
    Ihr Mann hat einen Bruder, der in Reschitz oder
Resita in Rumänien lebt. Thomas ist aber kein gewöhnlicher Bruder, sondern der
eineiige Zwilling von Jürgen Lettenberg. Aus verschiedenen Gründen, die in
seiner bewegten Geschichte liegen, lebt er heute unter dem Namen Roman
Schuster.
    Ich finde, Sie sollten das wissen. Denn es gibt
Situationen im Leben, in denen es gut ist, ja entscheidend sein kann, dass man
einen Zwilling hat. Oder einen Mann mit Zwillingsbruder. Besonders, wenn sie
eineiig sind. Machen Sie etwas daraus und viel Glück

     
    Ein Freund

     
    P.S. Als Anlage sende ich Ihnen die Kopie des
entsprechenden Taufregisterauszuges. So etwas kann man immer brauchen.
    Die Frau nahm ein Feuerzeug aus der Tischlade,
hielt es an die linke untere Ecke der Kopie und zündete sie an. Nach einigen
Sekunden legte sie das brennende Papier in die große Obstschale aus
geschliffenem Kristallglas und beobachtete, wie es sich rasch in Asche
verwandelte. Es war wirklich erstaunlich, wie berechenbar manche Menschen
waren, fand Marion Waldmeister.

     

Epilog
    Aufmacher der „Wiener Zeiten” vom 19. Mai 2004

     
    »MÜSLI-ERPRESSER« –
SPUK VORBEI?
     
    WIEN (Eigenbericht): Können Österreichs Konsumenten wieder
ohne Angst in den Supermärkten einkaufen, Einen Krapfen, ein Müsli oder ein
Nußbeugerl essen, ohne Gefahr zulaufen, sich damit zu vergiften oder gar
umzubringen? Die Antwort des zuständigen Ministers auf diese Fragen lautet
»Ja«, Er empfiehlt aber, auch in Zukunft gewisse Vorsichtsmaßnahmen nicht außer
Acht zu lassen.
     
    „Dank der Mithilfe der Bevölkerung ist es
gelungen, die Drahtzieher dieser miesen Erpressung dingfest zu machen” freute
sich Innenminister Dr. Josef Fucheè bei der gestrigen Pressekonferenz. „Wir
haben aber auch zahlreiche Nachahmungstäter ausgeforscht und dingfest gemacht.”
Er erinnerte vor allem an die zu trauriger Berühmtheit gelangte Frau des
ermordeten deutschen Schauspielers Jürgen Lettenberg.
    Dank eines umfassenden, von der Soko „Vergiftetes Müsli” und
privaten Fachleuten eben fertig gestellten Konzepts könne jetzt gewährleistet
werden, „dass der Weg der Nahrungsmittel vom Hersteller bis in die Regale Ihres
Supermarktes an der Ecke absolut sicher ist und gesundheitsgefährdende
Veränderungen ausgeschlossen werden können”, versicherte Fucheè nachdrücklich.
    Als einzige Schwachstelle verbleibe somit der Transport der
Lebensmittel vom Ort des Einkaufs bis nach Hause.
    „Hier empfehlen wir allen Kosumenten, niemand Unbekannten an i hre Einkäufe heranzulassen, keine
nicht selbst eingekauften Lebensmittel mitzunehmen oder sich schenken zu
lassen.” Jenen Personen, die ihre Einkäufe nicht selbst erledigen, sich
Lebensmittel aus gesundheitlichen oder zeitlichen Gründen mit- oder ins Haus
bringen lassen müssen, riet der Minister, sich nur absolut vertrauenswürdiger
Personen zu bedienen. Das sei zwar auch keine 100 %ige Garantie, räumte er ein.
Aber „wenn Sie Ihre Alte umbringen will, können’s eh nichts machen”, scherzte
das für seinen feinsinnigen Humor bekannte Regierungsmitglied.
    Durch die ›Austrocknungs‹-Strategie des Lebensmittelhandels
sei potenziellen Erpressern die Zugriffsmöglichkeiten so erschwert, ja
unmöglich gemacht worden, dass nach Ansicht der Experten volle Entwarnung
gegeben werden konnte.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     
    Schreiben Palinski an die »Münchner Leben«
Versicherung AG

     
    „Münchner Leben”
    Versicherung AG
    z.H.Herrn Dr.
Wassilievits
    Am Englischen
Garten 5 – 9
    München
     
    Wien, 23. Mai 2004
     
    Betrifft: Ihr
Schreiben vom 18. Mai 2004
     
    Sehr geehrter Herr
Doktor Wassilievits,
    besten Dank für
Ihr freundliches Schreiben vom 18. d. M. Über Ihre anerkennenden Worte zu
meinem Beitrag bei der Verhinderung des Versicherungs-Betruges in Verbindung
mit dem Fall „Lettenberg” habe ich mich sehr gefreut. Natürlich stehe ich Ihrem
Haus in Zukunft gerne zur Verfügung, wenn mein spezielles Wissen gebraucht
werden sollte.
    Herzlichen Dank
auch für
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