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Pastetenlust

Pastetenlust

Titel: Pastetenlust
Autoren: Pierre Emme
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des Gespräches
lächeln. „Also ich würde zunächst den Fundort der Leiche sichern und dann
schnell den diensthabenden Kriminalbeamten informieren. Immerhin besteht ja die
Möglichkeit, dass der Mann hier nicht an Altersschwäche gestorben ist.“
    „Genau des woit i a grod vurschlogn“, versuchte der größere
der beiden Polizisten verzweifelt, wieder etwas Boden gut zu machen. Was ihm
aber lediglich ein leises, aber unüberhörbares „Hoit endli die Goschn, du
Suam“, vom Kollegen einbrachte.

     
    *

     
    Inspektor Helmut Wallner, den ranghöchsten
Kriminalbeamten in unserem Bezirkskommissariat habe ich durch meinen Freund
Miki kennengelernt. Dr. Michael Schneckenburger ist einer der acht Juristen,
die ich vor ihren entscheidenden Prüfungen auf dem Weg zum Doktor gecoacht
habe. Er ist quasi der Akademiker, der ich hätte werden können oder sollen , zumindest nach den Vorstellungen gewisser Leute.

    Miki ist ein mittelhohes Tier im Bundeskriminalamt, wofür
genau er zuständig ist, weiß ich eigentlich gar nicht. Als ich nach mehr als
zehnjähriger Tätigkeit in einer großen Versicherung meinen Job losgeworden bin,
hat er mir über die erste Zeit geholfen. Dank seiner freundlichen Vermittlung
konnte ich Paukerkurse für Aspiranten für den höheren Verwaltungsdienst
anbieten und mir etwas zu den nicht allzu reichlichen monatlichen Zahlungen der
Arbeitslosenversicherung dazu verdienen.

    Außer mir schienen alle Beteiligten mit der neuen
Situation gut leben zu können. Die euphemistisch als ›Strukturbereinigung‹
bezeichnete Kündigungswelle bei meinem ehemaligen Arbeitgeber hatte die Aktien
der Gesellschaft um mehr als sechs Punkte in die Höhe schießen und die s hareholder jubeln lassen. Und mein
früherer Chef wurde nicht mehr täglich an seine juristische Inkompetenz
erinnert, da ich eben nicht mehr zu Verfügung stand. Was sich mit der Zeit aber
als kurzsichtig erwies, da er schon bald von seinen Chefs auf seine fachlichen
Schwächen angesprochen und schließlich zur Hausverwaltung versetzt wurde.

    Wilma, deren Einkommen als Französischprofessorin an einem
Gymnasium und als Übersetzerin locker ausreichten, die laufenden Kosten der
Lebenhaltung zu decken, genoss es zunächst sichtlich, mich an der finanziellen
Kandare zu haben. Sie redete mir zu, zunächst gut und geduldig, später wie
einem kranken Ross.

    »Nütze die Chance, die in dieser Situation liegt«,
ermunterte sie mich unermüdlich mit ihren aus Seminaren über ›Positives Denken‹
erworbenen Stehsätzen, »und gestalte dein Leben neu .«

    Nach einigen Monaten,
von zahlreichen amüsanten bis skurrilen, insgesamt aber erfolglosen Bemühungen
geprägter Arbeitssuche habe ich mich endgültig von der Vorstellung
unselbständiger Erwerbstätigkeit verabschiedet. Abgesehen von den wenigen
konkreten und absolut unattraktiven Angeboten, die sich mir eröffnet hatten,
war mir der Gedanke, mich von einem um zehn Jahre jüngeren Schnösel
herumkommandieren zu lassen, unerträglich geworden. Ich stufte mich selbst als
›nicht vermittlungsfähig‹ ein und damit basta. Für Wilma war das angeblich ein
Schock, obwohl gerade sie es eigentlich schon längst hätte wissen müssen. In
jedem Fall nahmen ihre bisher freundlichen Aufmunterungen zunehmend ultimativen
Charakter an. Die leidenschaftliche Phase ging ihrem Ende entgegen. Das war die
Zeit, als ich begann, Kriminalromane zu schreiben.

     
    *
     
    Knapp zwanzig Minuten später traf Inspektor
Wallner mit seinem Team ein. Der knapp 35 Jahre alte Kriminalist, dem nach Miki
Schneckenburgers Aussage eine glänzende Karriere bevorstand, begrüßte Palinski
herzlich.
    „Na, nach der grauen Theorie holt dich jetzt offenbar auch
die Praxis ein“, flachste er. Wallner war seit mehr als zwei Jahren so etwas
wie Palinskis Berater, sein Experte für kriminaltechnische Fragen. Denn diese
mussten in seinen Romanen authentisch beantwortet werden, etwas anderes kam für
den ambitionierten Autor nicht in Frage.
    „Dabei habe ich noch nicht einmal gefrühstückt“, flachste
Palinski zurück, doch Wallner hatte sich bereits dem Opfer zugewendet. Ein
Polizeifotograf machte jede Menge Aufnahmen aus allen erdenklichen
Perspektiven, dann machte sich die Tatortgruppe an die Arbeit. Inzwischen war
auch der Arzt eingetroffen und bestätigte nach einer ersten Untersuchung, was
Palinski schon wusste. „Der Mann ist tot. Keine äußeren Spuren von
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