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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt
Autoren: Agatha Christie
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das Leben in Ruhe genießen lassen. Aber er ist ein Mann von so großer intellektueller Kraft – und er vermisst die geistige Betätigung, die einmal sein Lebenselixier war. Setzen Sie ihn wieder daran, wenn Sie können.»
    Er nickte ihr ermutigend zu, während sie ihn skeptisch ansah.
    «Ich glaube, Dr. McCulloch», sagte Oberst Munro, «wir schulden Ihnen ein paar Erklärungen über die Ereignisse des heutigen Abends, selbst wenn unsere höheren Mächte eine Politik der Geheimhaltung verlangen. Lord Altamounts Tod –»
    «Die Kugel hat ihn nicht getötet», sagte der Arzt. «Der Tod ist durch Schock eingetreten. Die Spritze hätte ihren Zweck erfüllt – Strychnin. Der junge Mann –»
    «Ich habe sie ihm gerade noch entreißen können», sagte Horsham.
    «Er war also der Übeltäter?», fragte der Doktor.
    «Ja – und er wurde mehr als sieben Jahre mit Vertrauen und Zuneigung bedacht. Er war der Sohn eines der ältesten Freunde von Lord Altamount –»
    «Das kann passieren. Und die Dame – sie steckten beide unter einer Decke?»
    «Ja. Sie hat sich die Stelle hier mit falschen Zeugnissen erschwindelt. Sie wird auch polizeilich wegen Mordes gesucht.»
    «Mord?»
    «Ja. Mord an ihrem Mann, Sam Cortman, dem amerikanischen Botschafter. Sie hat ihn auf den Stufen der Botschaft erschossen – und später etwas von maskierten jungen Männern, die ihn attackierten, erzählt.»
    «Warum hatte sie es auf ihn abgesehen? War das politisch oder persönlich?»
    «Wir nehmen an, er hat einige ihrer Aktivitäten entdeckt.»
    «Ich würde sagen, er vermutete Untreue», sagte Horsham, «stattdessen fand er ein Wespennest von Spionage und Verschwörung. Und sein Frau leitete die ganze Geschichte. Er wusste nicht recht, wie er damit umgehen sollte. Ein netter Kerl, aber etwas langsam im Kopf – und sie war intelligent genug, schnell zu handeln. Wunderbar, wie sie Kummer heucheln konnte bei dem Gedenkgottesdienst.»
    «Gedenk –», sagte Professor Shoreham.
    Alle drehten sich verwundert zu ihm um.
    «Schwierig auszusprechen, Gedenk – aber das meine ich so. Lisa, wir müssen wieder mit der Arbeit beginnen.»
    «Aber, Robert –»
    «Ich bin wieder zum Leben erwacht. Frag den Doktor, ob ich mich noch schonen muss.»
    Lisa wandte den Blick fragend zu Dr. McCulloch.
    «Wenn Sie das tun, verkürzen Sie Ihr Leben und werden in die Apathie zurücksinken –»
    «Also», sagte Shoreham. «Mo-Mode, das ist medizinische Mode heutzutage. Jeder, selbst wenn er auf der Schwelle des Todes steht – soll weiterarbeiten –»
    Dr. McCulloch lachte und stand auf.
    «Gar nicht mal so falsch. Ich schicke Ihnen ein paar Pillen zur Unterstützung.»
    «Die werde ich nicht nehmen.»
    «Sie schaffen das schon.»
    An der Tür blieb der Arzt stehen. «Ich würde nur gern wissen, wie Sie die Polizei so schnell hierherbekommen haben?»
    «Staffelkapitän Andrews», sagte Munro, «hatte alles im Griff. Er kam auf die Minute. Wir wussten, dass die Frau hier irgendwo in der Nähe war, hatten aber nicht die geringste Ahnung, dass sie sich schon im Hause befand.»
    «Nun – ich gehe jetzt. Stimmt das alles, was Sie mir erzählt haben? Ich habe das Gefühl, ich werde gleich aufwachen, weil ich mitten im neuesten Krimi eingeschlafen bin. Spione, Morde, Verräter, Spionage, Wissenschaftler –»
    Er ging nach draußen.
    Es war still im Raum.
    Professor Shoreham sagte langsam und deutlich:
    «An die Arbeit –»
    Lisa sagte das, was alle Frauen immer sagen:
    «Du musst vorsichtig sein, Robert –»
    «Nein – nicht vorsichtig. Die Zeit könnte knapp werden.»
    Dann sagte er wieder:
    «Gedenk –»
    «Was meinen Sie damit? Sie haben es schon einmal gesagt.»
    «Gedenken. Ja. Für Edward. Ein Denkmal. Ich habe schon immer gedacht, er hat das Gesicht eines Märtyrers.»
    Shoreham schien in Gedanken versunken.
    «Ich würde Gottlieb gern dabeihaben. Aber vielleicht ist er schon tot. Ein guter Mitarbeiter. Mit ihm und mit dir, Lisa – hol die Sachen aus der Bank –»
    «Professor Gottlieb lebt noch – man findet ihn in der Baker Foundation in Austin, Texas», sagte Mr. Robinson.
    «Wovon redest du überhaupt?», fragte Lisa.
    «Von Benvo, natürlich. Zum Gedenken an Edward Altamount. Er ist dafür gestorben, nicht wahr? Niemand sollte umsonst gestorben sein.»

Epilog
     
    S ir Stafford Nye füllte zum dritten Mal ein Telegrammformular aus.
     
    ZP 354XB91 DEPS. Y.
    HABE HOCHZEITSFEIER ARRANGIERT FUER DONNERSTAG NAECHSTER WOCHE IN ST CHRISTOPHERS IN THE VALE
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