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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt
Autoren: Agatha Christie
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sich angeeignet haben, nicht ablegen können.»
    Oberst Munro sagte: «Ich verstehe nichts von dem, was ihr da redet.»
    Miss Neumann antwortete: «Er redet Unsinn. Sie müssen Professor Shorehams Antwort akzeptieren. Er darf mit seinen eigenen Erfindungen machen, was er will. Sie können ihn zu nichts zwingen.»
    «Nein», sagte Lord Altamount. «Wir werden dich nicht foltern, Robert, oder zwingen, dein Versteck zu verraten. Du tust, was du für richtig hältst. Das ist abgemacht.»
    «Edward?», sagte Robert Shorham. Seine Stimme versagte ihm wieder etwas, seine Hände gestikulierten, und Miss Neumann übersetzte schnell.
    «Edward? Er fragt, ob Sie Edward Altamount sind?»
    Shoreham sprach wieder und sie übernahm seine Worte.
    «Er sagt, Lord Altamount, wenn Sie definitiv, von ganzem Herzen und mit ganzem Verstand ihn bitten, Ihnen Projekt Benvo unter Ihre Verfügungsgewalt zu geben… Er sagt –», sie machte eine Pause, schaute und hörte zu – «er sagt, sie seien der einzige Mann des öffentlichen Lebens, dem er jemals vertraut habe. Wenn Sie es wünschen –»
    James Kleek stand plötzlich aufrecht da. Eifrig, schnell wie der Blitz, stand er neben Lord Altamounts Stuhl.
    «Lassen Sie mich helfen, Sir. Sie sind krank. Es geht Ihnen nicht gut. Treten Sie etwas zurück, Miss Neumann. Ich – ich muss zu ihm. Ich – ich habe seine Medikamente hier, ich weiß, was zu tun ist –»
    Seine Hand verschwand in der Tasche und kam mit einer Spritze wieder heraus.
    «Wenn er die nicht sofort bekommt, ist es zu Ende mit ihm –»
    Er hatte Lord Altamounts Arm gefasst, rollte den Ärmel auf, kniff die Haut zwischen die Finger und hielt die Spritze bereit.
    Aber jemand anders bewegte sich auch. Horsham war schon quer durchs Zimmer, stieß Oberst Munro zur Seite: seine Hand schloss sich über der Hand von James Kleek, der er die Spritze entwand. Kleek kämpfte, aber Horsham war zu stark für ihn. Und jetzt war auch Munro da.
    «Also Sie waren das, James Kleek», sagte er. «Sie sind der Verräter, ein treuer Diener, der kein treuer Diener war.»
    Miss Neumann war zur Tür gegangen – hatte sie weit geöffnet und rief.
    «Schwester. Kommen sie schnell. Kommen Sie.»
    Die Schwester erschien. Sie warf einen raschen Blick auf Professor Shoreham, aber der winkte ab und zeigte quer durch den Raum zu Horsham und Munro, die den sich wehrenden Kleek festhielten. Ihre Hand reichte in die Kitteltasche. Shoreham stammelte: «Es ist Altamount, eine Herzattacke.»
    «Von wegen Herzattacke», brüllte Munro, «es ist versuchter Mord.» Er blieb stehen.
    «Halt den Kerl fest», sagte er zu Horsham und sprang quer durch den Raum.
    «Mrs. Cortman? Seit wann sind Sie denn Krankenschwester? Wir hatten sie ja fast aus den Augen verloren, als Sie uns in Baltimore entwischt sind.»
    Millie Jean kämpfte noch mit ihrer Kitteltasche. Jetzt erschien ihre Hand mit einer kleinen automatischen Pistole. Sie sah auf Shoreham, aber Munro blockte sie ab und Lisa Neumann stand vor Shorehams Sessel.
    James Kleek schrie: «Auf Altamount, Juanita – schnell, auf Altamount.»
    Ihr Arm schnellte hoch und sie schoss.
    James Kleek sagte:
    «Verdammt guter Schuss!»
    Lord Altamount hatte eine klassische Erziehung genossen. Er sah James Kleek an und murmelte schwach:
    «Jamie? Et tu, Brute!» und fiel zurück gegen die Stuhllehne.
     
    III
     
    Dr. McCulloch sah sich um, etwas unsicher, was er noch tun oder sagen sollte. Der Abend war für ihn eine etwas ungewöhnliche Erfahrung gewesen.
    Lisa Neumann trat zu ihm und stellte ein Glas neben ihn.
    «Ein heißer Grog», sagte sie.
    «Ich wusste schon immer, Sie sind die Beste von allen, Lisa», sagte er anerkennend.
    «Ich wüsste schon gern, was das hier alles zu bedeuten hat – aber ich nehme an, das ist eine so geheime Sache, dass mir niemand etwas darüber erzählen wird.»
    «Es geht dem Professor doch gut, oder?»
    «Der Professor», er blickte freundlich in ihr besorgtes Gesicht. «Ihm geht es gut. Wenn Sie mich fragen, hat ihm das sehr gut getan.»
    «Ich dachte, vielleicht der Schock –»
    «Es geht mir gut», sagte Shoreham. «Ich brauchte Schockbehandlung – ich fühle mich – wie soll ich sagen, wieder lebendig.» Er sah überrascht aus.
    McCulloch sagte zu Lisa: «Merken Sie, wie viel kräftiger seine Stimme ist? Apathie ist der größte Feind in solchen Fällen – was er braucht, ist seine Arbeit, die Anregung einer geistigen Tätigkeit. Musik ist schön und gut – sie hat ihn besänftigt und
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