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Passagier nach Frankfurt

Passagier nach Frankfurt

Titel: Passagier nach Frankfurt
Autoren: Agatha Christie
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sehr glücklich. Da war noch ein massiger Mann mit gelbem Gesicht. Er könnte ein Ausländer sein. Ein Asiate? Was machte der denn hier, in einem Flugzeug nach Nord-Schottland? Der Staffelkapitän sagte sehr höflich zu Oberst Munro:
    «Ist alles bereit, Sir? Der Wagen wartet.»
    «Wie weit ist es genau von hier?»
    «Siebzehn Meilen, Sir, eine schlechte Straße, das ist aber kein Problem. Es sind noch Extradecken im Wagen.»
    «Sie haben Ihre Order? Wiederholen, bitte, Staffelkapitän Andrews.»
    Der Staffelkapitän wiederholte die Order und der Oberst nickte zufrieden. Als der Wagen endlich davonfuhr, sah der Staffelkapitän ihm nach und fragte sich, warum in aller Welt ausgerechnet diese Leute über das einsame Moor zu einem verehrungswürdigen alten Schloss fuhren, wo ein kranker Mann wie ein Einsiedler lebte und im Allgemeinen keine Freunde oder Besucher empfing. Horsham wusste Bescheid, nahm er an. Horsham musste eine Menge seltsamer Dinge wissen. Nun, Horsham würde ihm wohl kaum irgendetwas erzählen. Der Wagen wurde gut und sorgfältig gefahren. Er fuhr schließlich über eine kiesbestreute Einfahrt und hielt vor der Veranda. Es war ein Gebäude mit Türmen aus schweren Quadersteinen. Laternen hingen beiderseits der großen Eingangstür. Die Tür öffnete sich, bevor man noch den Klingelknopf berühren oder Einlass verlangen musste.
    Eine alte Schottin von über sechzig Jahren mit strengem, finsterem Gesicht stand im Eingang. Der Chauffeur half den Insassen heraus.
    James Kleek und Horsham halfen Lord Altamount beim Aussteigen und stützten ihn auf dem Weg die Treppe hinauf. Die alte Schottin trat zur Seite und machte einen ehrfürchtigen Knicks. Sie sagte:
    «Guten Abend, Eure Lordschaft. Der Herr wartet schon auf Sie. Er weiß, dass Sie kommen, wir haben Zimmer vorbereitet und überall Feuer für Sie gemacht.»
    Eine weitere Gestalt erschien nun in der Halle. Es war eine große, magere Frau zwischen fünfzig und sechzig, eine noch hübsche Frau. Ihr schwarzes Haar war in der Mitte gescheitelt, sie hatte eine hohe Stirn, eine Adlernase und gebräunte Haut.
    «Hier ist Miss Neumann, sie wird sich um Sie kümmern», sagte die Schottin.
    «Danke, Janet», sagte Miss Neumann. «Sieh zu, dass das Feuer in den Schlafzimmern nicht ausgeht.»
    Lord Altamount schüttelte Miss Neumann die Hand.
    «Guten Abend, Miss Neumann.»
    «Guten Abend, Lord Altamount. Ich hoffe, die Reise war nicht zu anstrengend für Sie.»
    «Wir hatten einen sehr guten Flug. Das ist Oberst Munro, Miss Neumann. Dies sind Mr. Robinson, Sir James Kleek und Mr. Horsham von der Sicherheitsabteilung.»
    «Ich erinnere mich an Mr. Horsham. Wir sind uns, glaube ich, vor vielen Jahren schon einmal begegnet.»
    «Ich habe es nicht vergessen», sagte Henry Horsham. «Es war bei der Leveson-Stiftung. Sie waren damals schon Professor Shorehams Sekretärin, glaube ich.»
    «Ich war zuerst seine Assistentin im Laboratorium und dann seine Sekretärin. Und ich bin immer noch, soweit er es benötigt, seine Sekretärin. Er braucht auch eine Krankenschwester, die mehr oder weniger dauerhaft hier im Hause lebt. Von Zeit zu Zeit muss man Änderungen vornehmen – Miss Ellis, die jetzt hier ist, hat erst vor zwei Tagen von Miss Bude übernommen. Ich habe vorgeschlagen, dass sie in der Nähe des Raumes, in dem wir uns aufhalten werden, verfügbar ist. Ich dachte, Sie ziehen Zurückgezogenheit vor, aber sie sollte nicht außer Reichweite sein, falls sie gebraucht wird.»
    «Ist er bei sehr schlechter Gesundheit?»
    «Er leidet nicht», sagte Miss Neumann. «Aber Sie müssen sich darauf vorbereiten, wenn sie ihn längere Zeit nicht gesehen haben. Er ist nur noch der Schatten eines Mannes.»
    «Nur noch einen Augenblick, ehe Sie uns zu ihm führen. Seine Geisteskraft ist doch nicht allzu sehr beeinträchtigt? Kann er verstehen, was man zu ihm sagt?»
    «Oh ja, er kann alles genau verstehen, aber er ist halbseitig gelähmt, er kann nicht sehr deutlich sprechen, aber das wechselt oft, und er kann nicht ohne Hilfe gehen. Sein Verstand ist meiner Ansicht nach noch so klar wie früher. Der einzige Unterschied ist, dass er sehr schnell müde wird.
    Nun, hätten sie gern erst noch eine kleine Erfrischung?»
    «Nein», sagte Lord Altamount. «Nein, ich möchte nicht länger warten. Wir sind in einer dringenden Angelegenheit hier, also, wenn Sie uns nun bitte zu ihm führen wollen – Ich denke, er erwartet uns?»
    «Er erwartet Sie, ja», sagte Miss Neumann.
    Sie führte sie
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