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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman
Autoren: Brigitte Blobel
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panische Angst, jemand könnte ihr ansehen, was sie mit sich herum schleppte. Als zwei Kontrolleure einstiegen und von rechts und links die Fahrgäste in die Zange nahmen, war es ihr, als würden die Wände des Waggons auf sie zukommen und ihr die Luft abschnüren.
    Sie hatte eine Monatskarte. Der Mann, der kontrollierte, gab sie ihr zurück und sagte: »Danke schön.«
    Sie merkte, dass sie Schweißperlen auf der Oberlippe hat te. Der Junge, der ihr gegenübersaß, sah es offenbar auch, denn er starrte die ganze Zeit ungeniert auf ihren Mund.
    Mona wischte den Schweiß mit dem Jackenärmel ab. Sie schaute aus dem Fenster, aber sie fuhren unter der Erde. Es gab nichts zu sehen außer ihrem eigenen Spiegelbild. Ein Geist schaute Mona an. Mona drehte sich weg.
    Die Stationen kamen, es wurde gleißend hell, die Namen wurden ausgerufen, Leute stiegen aus und wieder ein, Papierkörbe flogen vorbei, Bänke, auf denen Menschen Zeitung lasen oder einfach nur vor sich hin starrten, ein Junge mit seinem Skateboard unterm Arm stand an der Tür, und als die U-Bahn hielt, warf er das Skateboard auf den Bahnsteig, sprang darauf, so geschickt wie ein Vogel, und rollte davon, mit ausgebreiteten Armen.
    Mona drehte den Kopf, um ihm nachzusehen.
    Susis Gesicht kam ihr in den Sinn, dieses blasse Kinderge sicht mit den riesigen Augen. Susi, die am liebsten Kinder-speisen aß. Susi, die sie angefleht hatte, ihr Drogen zu geben.
    Ob Bobbie weiß, was diese Pillen anrichten können? Ob er überhaupt weiß, was er da tut?
    Und Miriam? Jasper? Verena, Klaas, die alle? Wissen die, was das Zeug aus einem machen kann?
    Endlich hielt die U-Bahn am Olympiaturm.
    Sie rief Mirko an und sagte: »Du willst doch dein Zeug zu rück. Komm zur Olympiahalle. Rechts vom Eingang. Der Papierkorb.«
    »Wohin?«, brüllte Mirko. »Bist du bescheuert? Ich bin in Sendling!«
    »Ist mir doch egal«, sagte Mona, »ich hab Schwimmtrai ning. Ich bin schon auf dem Weg. Dein Zeug hab ich bei mir. Wenn du es haben willst, musst du kommen.«
    »Oh Mann! Diese Frau ist wirklich irre!«, schrie Mirko in sein Handy.
    Mona lächelte, es gefiel ihr, dass Mirko so außer sich war, und sie hatte auf einmal das Gefühl, dass sie die Richtung bestimmen könnte, in der die Dinge liefen.
    »Was ist mit meinem Schlüssel?«, fragte Mona. »Hast du den?«
    »Ja klar, meinst du, ich hab ihn im Gulli versenkt?«
    »Okay. Dann mach es einfach so, wie ich es sagte.«
    »WIE DU ES SAGST?« Mirko brüllte wie ein verwunde ter Stier.
    »Ja«, sagte Mona. »Genau. Und wehe, du hast den Schlüs sel nicht dabei.«
    Sie drückte die rote Taste, während er noch brüllte. Dann tippte sie eine andere Nummer in ihr Handy. Zum zweiten Mal an diesem Tag. Als sich am anderen Ende der Leitung eine Stimme meldete, gab Mona schnell und sicher Aus kunft.
    Als Mona den Rucksack in dem Papierkorb zwischen den zwei Bänken vor dem Eingang der Schwimmhalle versenk te, sah sie keine Polizisten. Es war auch kein Streifenwagen in der Nähe.
    Sie sah Leute, die ihre Hunde ausführten oder ihre klei nen Kinder im Buggy fuhren. Sie sah auf der Spielwiese zwei Männer mit ihren Söhnen Fußball spielen und einen Mann mit Glatze, der im Gehen Zeitung las. Sie sah zwei Männer, die auf einer Bank in der Nähe ihre Butterbrote auspackten, den Ghettoblaster zwischen sich.
    Es sah alles so normal und harmlos aus, dass Mona einen Augenblick Zweifel kamen, ob es klappen würde.
    Aber sie ließ den Rucksack einfach in den Metallbehälter, in dem ein blauer Plastiksack steckte, fallen, betrachtete für eine Sekunde das Wort ABFALL auf dem Eimer und mach te den Deckel wieder zu.
    Dann ging sie schnell, aber nicht hastig auf die Glastür zu und ließ sich in das Foyer der Schwimmhalle drehen.
    Es war vier Minuten vor fünf. Das Training hatte längst begonnen.
    Aber das war egal.
    Sie holte ihr Handy raus und wählte Bobbies Nummer. Bobbie war sofort dran. Er rief atemlos: »Ja? Hallo?«
    »Hier ist Mona«, sagte sie.
    »Oh hallo«, sagte Bobbie eifrig, »gibt’s was Neues?«
    »Ja«, sagte Mona. »Ich soll dir was ausrichten.«
    Bobbie wartete.
    Mona holte tief Luft. »Der Deal ist geplatzt.«
    »Was?« Bobbie klang total verwirrt.
    »Und es wird auch keinen neuen mehr geben.«
    »Was? Aber wie meinst du das denn?«, brüllte Bobbie.
    »Hast du dir einmal überlegt, wohin das führen kann? Hast du einmal nachgedacht?«
    »Spinnst du jetzt? Willst du jetzt einen auf Moralapostel machen?«, hörte sie ihn noch fragen. Aber
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