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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman
Autoren: Brigitte Blobel
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von ihr.
    »Ich ruf dich nachher an«, sagte Mona.
    »WANN IST NACHHER?«
    »Wenn sie weg ist«, antwortete Mona leise und legte auf.
    Fernanda, die inzwischen so getan hatte, als würde sie den Staub auf den Bilderrahmen in den Regalen prüfen, schaute Mona vorwurfsvoll an.
    »Ist wirklich in Ordnung«, sagte Mona, »mach dir keine Sorgen, Fernanda.«
    Fernanda verschwand kopfschüttelnd in Richtung Küche. Mitten im Flur drehte sie sich um. »Hast du überhaupt was gegessen?«
    »Nein, aber ich hab keinen Hunger.«
    »Natürlich hast du Hunger!«
    Fernanda ging in die Küche und öffnete den Kühl schrank. Einen Moment später tönte laute Musik aus dem Radio. Fernanda klapperte mit den Töpfen und sang laut hals mit.
    Mona wollte sich gerade in ihr Zimmer zurückziehen, als es klingelte.
    Mirko! Das konnte doch nicht sein! Hatte er direkt vor der Haustür gestanden, als sie telefoniert hatten?
    Wieder klingelte es, diesmal länger, drängender.
    »Ich mach schon auf, Fernanda. Ist für mich!«
    Einen Augenblick stand Mona unschlüssig vor der ge schlossenen Wohnungstür. Dann blickte sie durch den Spi on. Niemand war zu sehen. Und doch hörte Mona jeman den vor der Tür. Da war ein erst leises Schniefen, dann ein Flüstern. Mona fühlte, dass sie eine Gänsehaut bekam. Da draußen flüsterte jemand ihren Namen, immer wieder.
    »Mona! Mach bitte auf.«
    Das war nicht Mirkos Stimme. Das war . . .
    Vorsichtig öffnete Mona die Tür einen Spalt weit.
    Susi kauerte in der Ecke und schlug den Kopf gegen die Wand. Immer wieder. Dabei wimmerte sie. »Mona. Bitte!«
    Ihre verfilzten Haare standen nach allen Seiten ab wie Igelstacheln. Ununterbrochen rubbelte sie ihre Arme, als wäre ihr kalt. Als Mona sie an den Schultern berührte, durchfuhr es Susi wie ein elektrischer Schlag. »Mona! Mann! Endlich! Du musst mir helfen!« Ihre Zähne schlugen aufeinander. Ihre Augen waren tellergroß. »Die Ärsche geben mir nichts mehr! Das ist ein Dreckspack. Erst fixen sie mich an und nehmen mir mein ganzes Geld ab und dann...« Wimmernd fiel sie in sich zusammen. Merkwürdigerweise geriet Mona nicht in Panik. Sie war ganz ruhig. Sie wusste, dass der Spuk vorbei war. Dass sie ihn beenden würde. Genau jetzt.
    Sie schnappte sich ihre Jacke, half dem klapprigen Bündel Mensch auf die Beine, stützte sie und führte sie die Treppe hinunter. Susi jedoch begriff, was Mona mit ihr vorhatte. Dass Mona ihr nicht helfen wollte. Dass Mona sie los sein wollte. Sie kämpfte, sie riss sich los, krabbelte die Treppen stufen wieder hoch, schlug sich das Kinn, wimmerte und schrie, als Mona sie weiterzerren wollte. Das einzige Wun der war, dass niemand im Haus reagierte. Dass alles still blieb, alle Wohnungstüren geschlossen.
    »Bring mich zu dir! Ich brauch den Stoff!«, flehte Susi. Sie klammerte sich an Mona und küsste sie. Mona wurde ganz übel von dem fauligen Geruch, der aus Susis Mund kam. »Gib mir das Zeug, ich weiß, dass du was dahast. Ich hab’s doch gesehen.«
    Mona antwortete nicht.
    Susi versuchte, sich loszumachen. Ihre Augen flackerten. »Ich brauche das. Hilf mir, Mona. Ich brauch das jetzt gleich. Sonst dreh ich durch.«
    Sie waren jetzt auf der Straße, die Haustür fiel hinter ih nen ins Schloss.
    Mona hielt Susis dünnes Handgelenk eisern umklammert. Einmal noch versuchte Susi, sich loszumachen, aber sie schwankte so sehr, dass Mona sie auffangen musste, sonst wäre sie gestürzt.
    Keiner kümmerte sich um sie. Es kam Mona so vor, als ob die Passanten den Kopf senkten und einen großen Bogen um sie machten.
    Umso besser!
    »Ich brauch was. Sofort. Mann! Siehst du nicht, wie dre ckig es mir geht? Ich bin am Ende! Ich dachte, du hast Mit leid. Du bist doch reich. Du hast doch...«Wie ferngesteu ert wirkte Susi. Als habe sie keinen eigenen Willen mehr. Als ob es in ihrem Kopf nur noch einen Gedanken geben würde: den Stoff, nach dem sie süchtig war.
    Das sind doch nicht nur die Pillen! Das ist etwas anderes, schoss es Mona durch den Kopf. Oder doch nicht?
    Sie hatte keine Ahnung. Überhaupt keine Ahnung!
    Sie wusste nicht einmal, was das Zeug mit einem machte. Sie hatte nur erlebt, was es mit ihr machte. Wie sich die Stimmung änderte. Und man diese unglaublichen Bilder sah.
    Aber konnte das Zeug einen auch richtig krank machen? Lebensgefährlich krank?
    Sie dachte an all die Fernsehberichte, die sie zu dem The ma Drogen gesehen hatte, die Bücher, die sie in der Schule gelesen hatten, die Warnungen, die man ihnen eingebläut
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