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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman
Autoren: Brigitte Blobel
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sie.
    Er nahm die Jacke, aber er zog sie nicht an. Er trug sie zu sammengeknüllt in der Hand, während er neben ihr herging.
    Sie liefen über die Brücke und schauten auf die Silhouette der Münchner Türme. Die Kuppel der Theatinerkirche leuchtete grün. Die Straßenlampen gingen an, eine nach der anderen, und die Autos fuhren auf einmal mit Licht. Dabei war der Himmel noch hell und klar wie Porzellan.
    Am Ende der Brücke, als sie nach links abbiegen musste, deutete er nach rechts und sagte: »Ich muss da lang.«
    Sie zeigte nicht, dass sie enttäuscht war. Irgendwie hatte sie angenommen, dass er sie wieder genau zu der Stelle brin gen würde, an der sie sich kennengelernt hatten. Vor ihrem Haus.
    Mirko blieb stehen, nahm ihren Kopf in beide Hände und gab ihr einen Kuss. Auf den Mund. Einfach so. Ohne Vor ankündigung. Ohne Augenkontakt. Sogar ohne vorher zu lächeln. Seine Lippen waren heiß und trocken.
    »Wir sehen uns«, sagte er.
    Und dann sah sie ihm nach, wie er mit großen Schritten davonging. Sie dachte: Gleich dreht er sich noch einmal um. Und winkt.
    Es wäre zwar peinlich, wenn er sähe, dass sie darauf gewar tet hatte, aber sie musste es einfach wissen.
    Bestimmt dreht er sich um , dachte sie.
    Aber er tat es nicht.
    Er ging einfach weg.

3. Kapitel
    Sibirische Tiger leben gefährlich
    Euroasiatisches Magazin, Ausgabe 11/03 Sie sind die größten Katzen der Erde und kennen nur einen Feind: den Menschen. Er nennt die Tiere zwar respektvoll »Herrscher der Taiga«, aber das hat ihn bisher nicht daran ge hindert, sie gnadenlos abzuschießen. Nur 450 Exemplare der prächtigen Raubtiere leben heute noch in ihrem angestammten Reservoir, den Wäldern am Amur. In der Sowjetunion herrschten strenge Gesetze gegen unerlaubten Holzeinschlag und zum Schutz der Tiger. Im benachbarten China dagegen werden schon immer hohe Preise für Tigerblut und fast alle Körperteile der stolzen Raubkatzen gezahlt. Sie finden in der traditionellen chinesischen Medizin Anwendung und dienen auch als vermeintliches Potenzmittel. Selbst im Westen wird Tigersalbe gegen Rheuma verkauft. (...) Mitte der Neunzigerjahre drohte sich eine Situation zu wiederholen, die fünfzig Jahre zuvor schon für Aufsehen gesorgt hatte: Damals waren die Tigerbestände in Sibirien bis auf dreißig Exemplare zusammengeschossen worden. (...) Sibirische Tiger meiden den Menschen gewöhnlich und töten nur selten Vieh. Wenn doch, handelt es sich meist um jüngere Tiere, die noch über kein eigenes Jagdrevier verfügen. Nach Angaben des WWF (2005) leben heute noch geschätzte 451 bis 529 Exemplare in den Wäldern am Amur, darunter 97 bis 112 Jungtiere. Demnach hat sich der Bestand in den letzten zehn Jahren stabil gehalten. Allerdings sind diese Zahlen nur Anhaltspunkte. Die Zählungen werden mithilfe von Spuren im Schnee durchgeführt, aufgrund ihrer Größe verglichen und verschiedenen Tigern zugeordnet. Dadurch können zwei Tiger gelegentlich für ein einziges Tier gehalten werden. Weitaus schlimmer jedoch ist die Tatsache, dass schon einstündige Sonneneinstrahlung einen Fußabdruck bereits um einen Zentimeter vergrößern kann. (...) Der Tiger verbringt viel Zeit mit der Jagd, da nur zehn Prozent seiner Angriffe erfolgreich sind. Ein Angriff beginnt immer mit dem Anschleichen an die Beute . . .
    Mona ging mit der Maus auf das Symbol für »Drucken«, schaltete den Laserdrucker ein, den sie sich zu Weihnach ten gewünscht hatte, klickte und wartete, dass der Drucker ansprang.
    Sie würde die Erklärungen zum Sibirischen Tiger in eine Klarsichtfolie stecken und sie bei ihrem nächsten Treffen ir gendwann Mirko überreichen. Als kleiner Scherz.
    Als verstohlener Hinweis darauf, dass sie ihn nicht verges sen hatte, und auch, weil sie sich vorstellte, dass Mirko sich darüber freuen würde.
    Falls es je zu einem Wiedersehen käme.
    »Darling! Hier sitzt du. Und meldest dich nicht, wenn ich dich rufe . . .«
    Mona spürte die Arme ihrer Mutter um ihre Schultern. Sie roch das bekannte Parfum, Haarspitzen kitzelten ihren Hals.
    Obwohl Mona seit Jahren ein Bitte-anklopfen!- Schild an ihrer Tür hatte, richtete Charlotte sich nicht danach. Sie glaubte, der Hinweis gelte nicht für sie.
    Das hatte, dachte Mona manchmal, vielleicht etwas mit ihrem Beruf zu tun. Schauspieler, Sänger und Musiker, überhaupt alle Künstler, werden oft so angehimmelt und gefeiert, dass sie abheben und glauben, normale Gesetze gelten für sie nicht.
    »Hallo Mami, ich hab gar nicht
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