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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman
Autoren: Brigitte Blobel
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melte sie schon und versuchte verzweifelt, ihr Gleichge wicht zu halten, als jemand sie fest um die Taille fasste und in ihr Ohr raunte: »Immer schön aufpassen im Straßenver kehr. Denn das Leben ist voller Fallgruben.«
    Mona wandte den Kopf und blickte in zwei kohleschwar ze Augen, die lustig blitzten. Als Nächstes nahm ihre Nase einen Geruch wahr, der ihr Herz ein bisschen schneller schlagen ließ. Wie eine Mischung aus Dennis und Benja min, aber dennoch ganz anders. Aufregender.
    Und deshalb störte es sie auch nicht, dass der Junge mit den kohleschwarzen Augen sie etwas länger festhielt als nö tig, und sie fragte sich auch nicht, was er sich dabei gedacht hatte, ihr ein Bein zu stellen, und was er überhaupt hier vor ihrer Haustür wollte.
    Und wer er überhaupt war.
    Sie fand alles gut so, wie es war. Als hätte sie insgeheim immer damit gerechnet, dass es eines Tages genau so passie ren würde. Mehr noch: Als hätte sie schon ungeduldig da rauf gewartet. Sie stellte keine Fragen, sie war nicht verwun dert, nicht misstrauisch, ihre Antennen, die sonst so gut funktionierten, waren abgestellt. Sie verhielt sich wie ein Schaf, das sich freut, weil es auf eine saftige Kleewiese ge führt wird. Das Schaf weiß nicht, dass am Ende der Wiese ein Abgrund lauert. Es blökt fröhlich, saugt den saftigen Kleegeruch ein und beginnt zu grasen. Und bewegt sich da bei unmerklich immer weiter auf den Abgrund zu.
    Der Junge lächelte, streckte die Hand aus und sagte: »Hi, ich bin Mirko.«
    »Und ich bin Mona«, sagte sie. Und lächelte dabei wie ein Schaf.
    Mirko wohnte nicht in ihrem Viertel. Er sagte, er wohne weiter draußen, am Stadtrand, und deutete vage mit der Hand nach Norden. Er besuchte deshalb natürlich auch eine andere Schule, aber was für eine Schule das war, erfuhr Mona nicht.
    Sie waren ans Isarufer gegangen. Er hatte es vorschlagen und Mona hatte genickt, als ob sie jeden Tag mit einem fremden Typen am Isarufer spazieren gehen würde.
    Mirko hatte sich Monas Sporttasche über die Schulter ge hängt. Sie hatten fast direkt vor ihrer Haustür umgedreht, auf der Maximilianbrücke die Isar überquert und gingen nun auf der anderen Seite durch die Grünanlagen.
    »Was machst du für Sport?«, fragte er.
    »Nur schwimmen. Im Olympiabad.« Sie lächelte.
    »Sport ist Mord«, sagte Mirko. »Hat Churchill gesagt. Englischer Politiker.«
    »Ich weiß, wer Churchill war«, sagte Mona. »Jedenfalls ungefähr. Wir sind in Geschichte gerade beim Zweiten Weltkrieg. Was nehmt ihr gerade durch?«
    Mirko überhörte die Frage.
    »An dem Typ gefällt mir nur der Satz über den Sport. An dererseits – Churchill hat geraucht wie ein Schlot. Und Whisky gesoffen. Macht ihn sympathisch, findest du nicht?«
    Mirko trug teure silberne Nike-Sneaker und eine dunkelgraue Fleecejacke mit Kapuze, darunter ein weißes T-Shirt. Und zwar ein richtig weißes T-Shirt. Er stopfte seine weißen Klamotten also nicht mit den Farbsachen zusammen in die Maschine. Solche Dinge fielen Mona auf, als sie neben ihm herging. Sie versuchte, sich diesem Typen, der dadurch in ihr Leben getreten war, dass er einfach ein Bein ausgestreckt hatte, irgendwie von außen nach innen zu nähern. Sie wusste von ihm ja nichts. Außer, dass er gut roch. Und eine schöne dunkle Stimme hatte, irgendwie samtweich.
    Irgendwann machte er Halt, zog seine Fleecejacke aus, um sie am Isarufer auf den Kieselsteinen auszubreiten.
    »Ist schön hier, oder?«, fragte er, nachdem er sich umge schaut hatte und alles zu seiner Zufriedenheit war. »Hier sind nie viele Leute. Weiter vorn, am Isartor, da ist es immer so voll. Da hängen immer schräge Typen rum, die versuchen, Mädels abzuschleppen.« Er verzog abfällig sein Gesicht.
    Mona verstand. Sie lächelte. Er war nicht so einer. Und sie auch nicht.
    Sie beobachtete Mirko, während er dastand und kleine Kieselsteine über das flache Wasser flitzen ließ. Sie sah, wie sich seine Schultermuskeln, wenn er zum Wurf ausholte, unter dem T-Shirt bewegten. Mirko hatte eine Figur wie die Typen, die viel im Fitnesscenter trainierten. Unter dem rechten Ärmel lugte ein Stückchen von einem Tattoo her vor. Mona kannte niemanden, der ein Tattoo hatte, aber sie war fest entschlossen, das Gespräch nicht darauf zu brin gen. Sie wollte nicht neugierig sein.
    Er drehte sich zu ihr um. Seine Augen wurden ein biss chen schmaler, entweder weil er gegen die untergehende Sonne gucken musste, oder weil er sie ganz genau musterte.
    »Alles in
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