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Party Girl - Roman

Party Girl - Roman

Titel: Party Girl - Roman
Autoren: Brigitte Blobel
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in der Prinzregen tenstraße. Es war Charlottes Lieblingsladen.
    Da kostete alles ungefähr dreimal so viel wie im Super markt, dafür, behauptete sie, war alles aber auch dreimal so gut. Wie das für Milch und Butter zutreffen konnte, war Mona zwar schleierhaft, aber egal. Wenn sie sah, wie ihre Mutter, mit schweren Käfer-Tüten bepackt, gut gelaunt aus dem Taxi stieg, wurde ihr klar, dass auch das Einkaufen von Lebensmitteln ein einziges großes Shopping-Glück sein konnte.
    Mona ließ sich auf einen Küchenstuhl fallen und sah ihrer Mutter zu, wie sie Rucolablätter zupfte und Spaghetti ins kochende Wasser gab. Auf dem Küchentisch lagen Strauchtomaten, Büffel-Mozzarella, Lauchstangen, Orangen und Birnen in einem hübschen Stillleben beieinander.
    »Wie war es in Berlin?«, fragte Mona.
    Charlotte war am Morgen mit der ersten Maschine nach Berlin geflogen. Auch wenn sie eine berühmte Schauspiele rin war, blieben ihr Castings nicht erspart. Sie bereitete sich intensiv darauf vor, und wenn sie es einmal nicht schaffte, war sie danach tief deprimiert, hatte große Selbstzweifel und musste sofort zu ihrem Therapeuten.
    »Oh, sie haben mich genommen. Aber ich weiß nicht«, sagte Charlotte. »Tom war nicht so begeistert wie sonst. Im merhin hat er mich fast vier Jahre nicht gesehen. Wahr scheinlich hat er gedacht, dass ich der einzige Mensch auf der Welt bin, der nicht älter wird. Ich glaube, er war er schrocken wegen dieser dummen Fältchen an der Oberlip pe. Die hatte ich vor vier Jahren noch nicht, ich weiß.«
    Charlotte drehte sich zu Mona um, spitzte den Mund und kam ganz nah mit ihrem Gesicht heran.
    »Siehst du?«, flötete sie.
    Mona lachte. »Ja, Tausende und Abertausende Falten«, sagte sie trocken. »Erschreckend.«
    Ihre Mutter zog eine Grimasse. »Danke, Darling«, sagte sie. So kapriziös Charlotte manchmal war – mit Mona konnte sie auch über sich selbst lachen. »Damit hast du meinen Abend gerettet.« Sie küsste Mona flüchtig auf die Stirn, deutete auf den Mozzarella und sagte: »Kannst du den in Würfel schneiden, bitte? Aber vorsichtig, er ist ganz frisch.«
    Während sie beide so in der Küche nebeneinander werkel ten, einträchtig und irgendwie friedlich und ein bisschen al bern, erzählte Charlotte von der Maskenbildnerin, die ihr empfohlen hatte, die Lippenfalten mit Collagen zu unter spritzen.
    »Iih!«, sagte Mona.
    Und die ein paar neue Tricks draufhatte, um ihr Gesicht noch vorteilhafter wirken zu lassen.
    »Wehe, du lässt dir Leukoplast hinter die Ohren kleben«, sagte Mona. Sie wusste, dass inzwischen bei allen Fotos ge schummelt wurde. Dass man Falten wegretuschieren, die Augen vergrößern, die Haare dichter wirken lassen konnte.
    »Fred will mir für den Dreh das Licht anders setzen«, sagte Charlotte. »Ich bekomm ein Licht direkt von vorn, da sieht man keine einzige Furche, keine Unebenheit. Sie wollen das in möglichst jeder Szene machen.«
    »Verrückt«, sagte Mona.
    »Na ja, immerhin ist es ein Film, in dem ich eine Vierzig jährige spiele, die ihrer Tochter den siebzehnjährigen Freund ausspannt.« Charlotte lächelte in sich hinein.
    Mona legte das Messer hin.
    »Was für ein Film?«, fragte sie.
    »So etwas wie die Reifeprüfung , damals mit Dustin Hoff mann.«
    »Kenn ich nicht«, sagte Mona.
    »Es war Dustins Durchbruch.« Charlotte legte den Kopf in den Nacken und summte. »Hey, Missis Robinson . . .« Für eine Schauspielerin war sie eine miserable Sängerin.
    »Mama, hör auf«, stöhnte Mona. »Das ist nicht der richti ge Ton.«
    »Wieso?«, fragte ihre Mutter empört. »Du kennst den Song doch gar nicht. Nachher guck ich mal unsere CDs durch. Ich spiel dir das mal vor. Wir könnten uns auch zu sammen den Film angucken.«
    »Ich hab keine Lust auf einen Film, in dem eine Mutter ihrer Tochter den Freund ausspannt«, sagte Mona. Sie stell te sich nur eine Sekunde lang vor, dass sie Mirko mit nach Hause brächte und er Kulleraugen beim Anblick ihrer be rühmten schönen Mutter bekommen würde. Nicht auszu halten, der Gedanke.
    Monas Mutter lachte. Ihr Lachen war tief und zärtlich, es war wieder dieses Ich-hab-dich-lieb-Gurren. Dennoch ging es Mona plötzlich auf die Nerven.
    Sie nahm sich vor, Mirko nie mit nach Hause zu nehmen. Besser, man ließ es nicht darauf ankommen.
    Mona lehnte am Küchentisch und beobachtete ihre Mut ter, wie sie geschäftig das Essen vorbereitete.
    Charlotte war groß, blond und schlank. Sie hatte ein edles, irgendwie vornehmes Gesicht und
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