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Partnerschaft und Babykrise

Partnerschaft und Babykrise

Titel: Partnerschaft und Babykrise
Autoren: Wolfgang Schmidbauer
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finden. Später entdeckt sie, dass diese Urlaubsreisen auch Treffen mit einer anderen Frau waren.

    Die Mutter hat den getrennt von ihr in einer anderen Stadt arbeitenden Vater an den Wochenenden als strafende Instanz aufgebaut. Er ahndete Flegeleien der drei Kinder durch Ermahnungen und Schläge. Der Sohn machte eine untadelige berufliche Karriere, erlebte sich aber sehr einsam, weil er sich seiner Frau und seinen Kindern nicht nahe fühlte und bei diesen auch wegen einer unvermittelten, verletzenden Kritik gefürchtet war. Er achtete darauf, dass er entweder mit Freunden oder mit der Familie in der Freizeit immer etwas unternahm, um sich abzulenken; später kamen auch sexuelle Eroberungen dazu. Er kam in Therapie, weil er eine Frau, in die er sich verliebt hatte und die seine Gefühle nicht erwiderte, nicht vergessen konnte. Seine Depression fand er dabei »eigentlich normal, so bin ich immer, aber ich habe im letzten halben Jahr zehn Kilo verloren, das ist nicht mehr normal!«

    Die Mutter eines Geschäftsmanns hatte den gewalttätigen Vater früh verlassen. Er heiratete eine Frau, die ebenfalls keine Triangulierung erlebt hatte, weil ihre Mutter immer mehr an den eigenen Vater gebunden blieb und ihren Ehemann entwertete, der sich völlig aus der Familie zurückzog und von den Kindern nur als Störenfried erlebt wurde. Der Ehemann fuhr extrem schnell und suchte in jeder Situation zu überholen. Die Frau saß neben ihm und erinnerte ihn an seine Verkehrsstrafen.
    In diesem Beispiel zeigt sich, wie moderne Geräte symbiotischen Bedürfnissen entgegenkommen. Das Auto war für den Fahrer das primäre symbiotische Objekt, mit dessen Hilfe er sein Selbstgefühl dadurch steigerte, dass er schneller war als alle anderen. Umgekehrt verlangte sie von ihm, er müsse sie als einziges Liebesobjekt wählen und sich ihren korrekten Fahrstil aneignen. Das Scheitern der Triangulierung in der Kindheit der so Verstrickten erschwerte eine realistische Lösung, in der drei Pole integriert werden: Entweder entwickelt der Mann Verständnis für andere Autofahrer und für seine Frau, oder sie setzt sich mit ihm nur in ein Auto, das sie selbst lenkt.
    Die wichtigste Botschaft der Triangulierung an die Symbiose ist, dass es nicht nur möglich, sondern wohltuend ist, ein Liebesobjekt loszulassen und dadurch Platz für eigene Wünsche zu gewinnen. In der Symbiose muss alles gemeinsam sein; Trennung und Beziehungsverlust sind identisch, daher muss beispielsweise der Partner auch alles Wichtige wissen – was auch bedeutet, dass ich ihn nicht schonen darf, wenn ich erlebe, dass ihn verletzt, was mir wichtig ist.
    In der Welt der Triangulierung hingegen bleibt das Gute
gut, auch wenn ich mich für Stunden, Tage, selbst Jahre von ihm trenne. Trennen ist hier etwas anderes als verlassen. Die Möglichkeit, zwischen Liebesobjekten zu pendeln und mehrere von ihnen zu verbinden, wird zum Weg, Raum zu schaffen, in dem die für mein Erleben »guten« Seiten eines Partners mit seinen »schlechten« integriert werden können.
    Wenn ich den verhinderten Rennfahrer, um das Beispiel oben aufzugreifen, mit freundlichen Gefühlen in einen Rennclub entlassen kann, stabilisiert sich auch das Bild des aufregenden Liebhabers wieder, wird ein Aspekt seines Draufgängertums akzeptabel. Es gelingt eher, das Perverse, Schrullige, Verrückte eines Partners anzunehmen, wenn ich gleichzeitig dafür sorgen kann, dass nicht ich, sondern der Partner die Folgen seiner Aktionen in diesen Bereichen tragen muss.
    So hilft die Triangulierung, Gutes im Erleben einer Beziehung zu erhalten und notfalls zu retten, während die Symbiose dazu verführt, entweder alles Nachteilige zu verleugnen oder – wenn das nicht mehr gelingt – auch das Gute zu entwerten.

6.
DAS KIND ALS CHANCE
    Kinder aus durch ihre Geburt überlasteten Ehen haben sich unschuldig schuldig gemacht. Sie haben den symbiotischen Traum ihrer Eltern zerstört. Diese Kinder tragen später manchmal lange an einer unklaren Überzeugung von schlechtem Ausgang, Scheitern und Ungenügen, die ihre Grundstimmung trübt und ihnen trotz aller Begabungen den Eindruck vermittelt, nichts wirklich Gutes zustande zu bringen.
    Entsprechende Beobachtungen finden sich schon bei Freud, der von Menschen spricht, die »am Erfolge scheitern« 25 oder aber sich und andere mit der Klage belasten, ihnen gelänge nichts, sie könnten Aufgaben nicht zu Ende bringen, müssten ein Studium vor dem Abschluss oder eine interessante Aufgabe noch
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