Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Partnerschaft und Babykrise

Partnerschaft und Babykrise

Titel: Partnerschaft und Babykrise
Autoren: Wolfgang Schmidbauer
Vom Netzwerk:
täuscht und ihm eine Vaterschaft aufnötigt.

    Ich bin ein Praktiker der Therapie und kein Experte für Moral. In dem zweiten Einwand, der vom Kind auszugehen behauptet, scheint die psychologische Expertise eher gefragt. Freilich wird auch hier vom gekränkten Narzissmus des in die Vaterschaft betrogenen Mannes wie von einer Naturmacht gesprochen, vergleichbar dem überwältigenden Geschehen von Schwangerschaft und Geburt. Ich kann nicht leugnen, dass es diese Naturmacht gibt; ich bin ihr selbst oft genug begegnet. Die Schwäche aller Einwände angesichts einer derartigen Kränkung in Liebeserwartungen spiegelt sich in einer therapeutischen Ohnmacht, eine so zerfallene Beziehung zu kitten.
    Allerdings wäre es unsinnig, das über die Schwangerschaft einige Paar als Garanten hinzustellen, dass hier die Vaterschaft verantwortungsbewusst angenommen wird. Ich kenne keine brauchbare Statistik, welche das Schicksal der aufgezwungenen Vaterschaft mit dem der frei gewählten vergleicht, wohl aber die belegte Erfahrung, dass Ehen an keinem Ereignis öfter zerbrechen als gerade an dieser in gemeinsamer Entscheidung – sollten wir nicht lieber sagen: in gemeinsamer Illusion? – riskierten Schwangerschaft.
    Ich selbst bin, wie viele Kriegskinder, vaterlos aufgewachsen. Ich kann nicht behaupten, frei von seelischen Problemen zu sein, bin aber damit der Gesellschaft nicht zur Last gefallen. Das Kind wird ohne Vater aufwachsen, mit dem Wissen, dass es nicht gewollt war. Eine Bürde, die niemand tragen möchte. Hoffentlich wird das Kind später für andere Kinder, Mitschüler, für sein Umfeld nicht selbst zur Belastung.
    Hier greift die Kränkung zur Prophetie und übertreibt, wie
das Propheten so an sich haben. Sicherlich ist es schöner für ein Kind, mit zwei Eltern aufzuwachsen, die in Liebe verbunden bleiben. Aber niemand konnte bisher nachweisen, dass Kinder geschädigt sind, wenn sie nur eine erwachsene Bezugsperson haben; es kommt darauf an, wie zufrieden diese Person mit sich und mit ihrem Leben ist.
    Eine Mutter, die trickst, um schwanger zu werden, macht sich weniger Illusionen über Liebe und verlässliche Bindungen. Wenn es ihr nicht gelingt, durch das Kind die Beziehung zu dessen Vater zu festigen, wird sie wohl nicht schlechter als von Streitehen und Rosenkriegen zermürbte Mütter und Väter ihrem Kind den Halt geben können, den dieses braucht.
    Diese Mutmaßungen haben ihren Zweck erreicht, wenn die düstere Kunde vom Schaden fürs Leben zur ungesicherten Behauptung wird. Die empirischen Ergebnisse entsprechen den Beobachtungen in der Familientherapie. Ein zufriedener und ausgeglichener Elternteil ist besser als zwei streitende Eltern. Kinder finden eine Scheidung schrecklich, aber angesichts von Eltern, die sich gegenseitig entwerten und dem Kind mehr aufbürden als es tragen kann, sehnen Kinder die Trennung der Eltern herbei und bedauern später, dass es so lange gedauert hat, bis die Eltern auseinander waren.
    Woher die Empörung? Warum wird etwas, das ich für eine abwägende Suche nach dem kleineren Übel halte, zur dämonischen Aufforderung zu größtmöglichem Unrecht? Das Hauptargument ist in beiden Fällen, dass es schlimmste Folgen hat und das Leben des Mannes und des Kindes zerstört, wenn eine Frau eigenmächtig entscheidet, schwanger zu werden.

    Die Frau schenkt der Zukunft ein Kind; sie realisiert ihre Potenz. Im Erleben des Mannes raubt sie ihm auf diesem Weg seine Potenz, legt ihn fest auf eine abgelehnte Rolle, zwingt ihn, für ein Kind zu zahlen, das er nicht will. Das Ganze kann nur geschehen, weil der Mann zuerst der Frau grenzenlos vertraut hat – und nun ebenso grenzenlos enttäuscht ist. Frauen erzählen manchmal von Männern, denen kein Kind abzuluchsen ist, weil sie selbst dann sorgfältig verhüten, wenn ihre Partnerin eine Spirale trägt oder die Pille nimmt. Auf der anderen Seite gibt es Männer, die sich zwar nicht viel um die von ihnen gezeugten Kinder kümmern, aber doch jedes dieser Kinder als Bestätigung ihrer Potenz erleben und sich nichts weiter dabei denken, Alimente für sie zu bezahlen.
    Wie aber kommt es, dass ein Mann das von ihm gezeugte Kind mit einer Art Fluch verfolgt, weil die Mutter ihn über ihren Plan getäuscht hat, schwanger zu werden? Zunächst fällt auf, dass hier die Tücke der Mutter vollständig in den Vordergrund rückt und jede Möglichkeit abgelehnt wird, das Kind als Bereicherung anzunehmen.
    Sind diese Männer unbewusst an das Bild einer idealen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher