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Partnerschaft und Babykrise

Partnerschaft und Babykrise

Titel: Partnerschaft und Babykrise
Autoren: Wolfgang Schmidbauer
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empfohlen.
    »Ab und zu lese ich Ihre Kolumne auf Zeit online. Leider bin ich bisweilen ziemlich anderer Meinung als Sie. Die (sic) kürzlich unter der Überschrift ›Darf sie eigenmächtig schwanger werden?‹ veröffentlichte Artikel schlägt allerdings allem den Boden aus. Ich sitze vor Wut, Angst und Empörung zitternd da. Frauen dürfen einfach selbst entscheiden? Über das Leben eines Kindes und das Leben eines Mannes? Und das soll in Ordnung sein? Ich kann Ihnen nur sagen, aus tiefster Seele: DAS IST FALSCH! Ist die Würde eines Mannes nichts mehr wert? Dürfen Männer nicht mehr über ihr Leben entscheiden? Warum dürfen Frauen entscheiden? Ich bin ein Mensch, der versucht, anderen nicht zu viel zu schaden, und ich sitze hilflos da, ohne Lobby, ohne andere Männer, die meine Interessen vertreten. Mir bleibt nicht viel, als mich zurückzuziehen. Was ich dieser Gesellschaft vielleicht hätte geben können, wird seit vielen Jahren vernichtet, weil ich mich am Rand halte. Und dazu tragen Menschen wie Sie bei, die solche Ungeheuerlichkeiten verbreiten!«

    Ein zweiter Text:
    »Herr Schmidbauer, Sie schreiben in Ihrer Nr. 79 ›Darf sie eigenmächtig schwanger werden?‹ rein für die Bedürfnisse von Partner und Partnerin. Die des anstehenden Kindes interessieren Sie nicht. In Ihrem Beispiel entwickelt sich der Partner
zu einem ›begeisterten Vater‹. Was für ein Glück. Fataler wäre eine Verneinung und Ablehnung, eine Trennung und Distanzierung. Nicht für die Mutter, sie hat ihren Willen egoistisch unverantwortlich durchgesetzt. Das Kind wird ohne Vater aufwachsen, mit dem Wissen, dass es nicht gewollt war. Eine Bürde, die niemand tragen möchte. Hoffentlich wird das Kind später für andere Kinder, Mitschüler, für sein Umfeld nicht selbst zur Belastung, Ventil für Frustrationen. Und der Vater wider Willens darf sich vor Gericht herumstreiten, in welcher Höhe seine Unterhaltszahlungen für ein von Anfang an klar nicht gewolltes Kind ausfallen wird. Summa summarum: zwei Opfer. Eine glückliche Mutter??
    ›Die meisten Väter können eine handfeste Wirklichkeit besser verarbeiten als die von Perfektionsansprüchen umwaberte Eventualität.‹ Ein sehr pauschalisierender und gefährlicher Satz, der mich emotional sehr erregt hat.«

    Die empörten Reaktionen stimmen mich nachdenklich. Hatte ich diesen Männern Unrecht getan? War mein Beispiel tendenziös? In der langen Geschichte menschlicher Liebesbeziehungen ist das Kapitel einer sicheren Verhütung von Schwangerschaften relativ kurz. Ehe es aufgeschlagen wurde, musste jeder Mann, der mit einer Frau im gebärfähigen Alter Verkehr hatte, mit einer Schwangerschaft rechnen.
    Die meisten Paare werden sich einig darüber, ob sie Kinder wollen oder nicht. Sie sprechen darüber; die Entscheidung ergibt sich aus den Gesprächen, wer verhütet und was geschehen soll, wenn es mit der Verhütung nicht klappt. Beides hängt damit zusammen, wie jeder für sich und beide zusammen
über ihre Zukunft denken. Kinder zu haben ist für viele Männer und vielleicht noch mehr Frauen ein existenzielles Bedürfnis und gleichzeitig eine Quelle von Versagensängsten. Es gibt dann den Kompromiss, die Schwangerschaft aufzuschieben.
    Dieser Kompromiss ist aber kein anständiger oder gerechter Kompromiss. Er benachteiligt die Partei, deren biologische Uhr lauter tickt. Einer Frau nur die Wahl zu lassen zwischen dem Eingeständnis von Wankelmut oder dem Verzicht auf Selbstverwirklichung, ist lieblos, auch wenn es korrekt sein mag.
    Frauen dürfen einfach selbst entscheiden? Über das Leben eines Kindes und das Leben eines Mannes? Einfach ist das nicht, würde ich sagen, für keinen der Beteiligten. Die Entscheidung geht auch nicht primär über das Leben eines Kindes. Ob ein Ei befruchtet wird, ob daraus ein Kind entsteht, das ist ein sehr komplexes Geschehen, in dem viele Faktoren zusammenfinden und zusammenstimmen müssen.
    Entscheidet der Mann, der einer Frau ihren Kinderwunsch verweigert, nicht ebenso über ihr Leben, wie sie über das seine, wenn sie ohne sein Wissen die Pille weglässt? Der eine Versuch, den Partner zu unterwerfen, ist offen; der andere verborgen. Aber macht das den ersten harmlos und gerecht, den zweiten bösartig und heimtückisch? Keinesfalls kann ich meinem moralischen Empfinden die Überzeugung abringen, dass ein Mann, der durch die Drohung, sie zu verlassen, eine Frau zur Abtreibung zwingt, harmloser ist als eine Frau, die ihn über ihre Fruchtbarkeit
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