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Partnerin wider Willen

Partnerin wider Willen

Titel: Partnerin wider Willen
Autoren: Julia Arden
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war, in dem Dana Wegener gesessen hatte. Der blieb Marco vorbehalten.
    »Zuerst einmal, indem Sie uns helfen, uns ein Bild von ihm zu machen«, sagte Marco. »Was war er für ein Mensch? Wie sah es in seiner Ehe aus? Wer waren seine Freunde?« Kurze Pause. »Seine Feinde . . .?«
    »Genau das wollte Frau Wegener auch wissen. Ich sage Ihnen dasselbe wie ihr. Karl war das, was man einen Glückspilz nannte. Ihm gelang alles. Egal, was er anpackte, es wurde ein Erfolg. Sein Partner zu sein, war für mich der Hauptgewinn. Was Karls Ehe betrifft, sie war . . . ausgeglichen. Er hatte zwei Kinder, mittlerweile erwachsen. Der Junge studiert BWL, das Mädchen ist Lehrerin. Natürlich gibt es Leute, die nicht gut auf Karl zu sprechen waren. Auf dem Immobilienmarkt geht es ab und an mal rabiat zu. Wenn Sie Erfolg haben wollen, dürfen Sie sich nicht zu fein sein, die Ellenbogen zu gebrauchen.«
    »Wie ist das zu verstehen?«
    »Dazu müssen Sie wissen, dass unsere Firma nicht nur Immobilien vermittelt. Wir erwerben auch Objekte, bevorzugt aus Zwangsauktionen, setzen sie instand und verkaufen sie wieder. Mit einem, zugegeben, satten Gewinn.« Gerstäcker machte eine Pause und hob entschuldigend die Hände. »Karl hat da schon mal den einen oder anderen Mitbieter unsanft ausgeschaltet. Zu Lasten des Verkäufers, denn wir haben die Immobilie dann zu einem Spottpreis abgeschossen.«
    »Das heißt, es gab sowohl verärgerte Konkurrenten als auch Verkäufer.«
    »Besonders Letzteres. Die meisten Leute reagieren nämlich gereizt, wenn sie erfahren, dass ihre Zwangslage ausgenutzt wird.«
    »Haben Sie mal Drohungen erhalten?«, erkundigte sich Ellen.
    »Ab und an. Aber wir maßen dem nie Bedeutung bei.«
    »In letzter Zeit?«
    Gerstäcker überlegte kurz. »Doktor Gruber. Er stürmte vor einer Woche in Karls Büro. Es fielen unschöne Worte. Gruber war stocksauer, schlug Karl sogar ins Gesicht.«
    Marco, der eifrig notierte, sah kurz von seinem Block auf. »Haben Sie die Adresse des Mannes?«
    »Nur die alte. Die kann ich raussuchen lassen. Aber da wohnt er ja jetzt nicht mehr.«
    »Gab es weitere solche Zusammenstöße?«, fragte Marco.
    »Nicht so drastische. Zwei, drei verärgerte Anrufe in den letzten Wochen.«
    »Machen Sie uns eine Liste mit allen Objekten, die Sie im letzten Jahr aus solchen Zwangsversteigerungen erworben haben«, bat Ellen. »Wir werden mit den ehemaligen Besitzern sprechen.« Die neuen Anschriften würden sie über das Einwohnermeldeamt bekommen.
    »Sie sagten, die Ehe der Kesslers war ausgeglichen«, griff Marco sein Lieblingsthema auf. »Was verstehen Sie darunter?«
    »Na ja, also . . .« Gerstäcker druckste. »Ich möchte nicht, dass Sie ein falsches Bild von Karl bekommen. Er war sicher kein Engel, aber auch kein schlechter Mensch. Das Leben meinte es eben gut mit ihm, auch die Frauen.«
    »Und wusste seine Frau davon?«, forschte Marco.
    »Natürlich.«
    »Wie kam sie damit klar?«
    »Es machte ihr nichts aus. Sagte er . Aber ich glaube, sie . . .«, Gerstäcker zögerte, ». . . fühlte sich verletzt. Nicht zuletzt, weil Karl keinen Hehl aus seinen Affären machte.«
    Marco sandte einen kurzen, triumphierenden Blick zu Ellen. »Wie verletzt?«
    »Ich glaube, über die Jahre ist sie verbittert.«
    »Hat sie ihn immer noch geliebt?«
    »Das weiß ich nicht. Aber wenn ja, dann muss sie sehr unter der Situation gelitten haben.«
    »Haben Sie mal einen Streit zwischen den beiden mitbekommen?«
    »Nein. Und ich wette, auch niemand anders. Elvira ist eine viel zu distinguierte Frau, um vor anderen zu streiten. Sie bewahrt immer die Haltung.«
    Ellen stutzte. Immer? Gestern hatte Frau Kessler Tränen in den Augen gehabt! Waren die gespielt gewesen? Oder ließ sie der Tod ihres Gatten doch die Fassung verlieren?
    »Dann hat Kessler vielleicht mal was von einem Streit erzählt?«, stocherte Marco weiter.
    »Auch nicht.«
    »Hm«, machte Marco. Die Befragung führte nicht recht weiter. Er änderte etwas die Richtung. »Kennen Sie Kesslers letzte Affäre? Den Namen? Oder sogar mehr?«
    »Karl erwähnte mal eine Simone. Aber ob das eine Verflossene oder die Aktuelle ist . . . keine Ahnung.«
    »Simone. Und weiter?«
    Schulterzucken.
    »Hat er vielleicht erzählt, was sie beruflich macht?«
    Kopfschütteln. »Tut mir leid«, bedauerte Gerstäcker.
    »Wie standen Sie persönlich zu Kessler?«, mischte Ellen sich ein. Marco hatte jetzt lange genug mögliche Eifersucht als Motiv strapaziert; es gab
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