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Partnerin wider Willen

Partnerin wider Willen

Titel: Partnerin wider Willen
Autoren: Julia Arden
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zu fotografieren.
    »He, lassen Sie das!«, rief Ellen und lief zu der Frau, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen und die Kamera zu beschlagnahmen.
    Marco, der wieder vor der Leiche hockte, erhob sich beim Surren der Bilder schießenden Kamera und Ellens Ruf. Sein Gesicht verzog sich säuerlich, als er die Frau mit der Kamera sah, aber er machte Ellen ein Zeichen, dass alles in Ordnung sei. Dann stapfte er die wenigen Schritte zu der Frau und führte ein kurzes Gespräch mit ihr, wobei er fast unentwegt mit dem Kopf schüttelte. Am Ende jedoch nickte er zweimal. Daraufhin kam die Frau zurück, ging an Ellen vorbei, unter der Absperrung hindurch, stieg auf ihr Motorrad und fuhr davon.
    Statt ihren Weg zu den Kollegen an der Absperrung wieder aufzunehmen, winkte Ellen Marco zu sich: »Wer war das?«
    Marco grunzte merkwürdig. »Dana Wegener«, sagte er mit missmutiger Miene. »Journalistin für den Perleberger Tageskurier. Du wirst dich an sie gewöhnen.« Er feixte. »Wie an einen Schnupfen.«
    »An Schnupfen gewöhnt man sich nicht«, erwiderte Ellen lakonisch. »Man kann nur leider sein Kommen nicht verhindern. Umso schöner, wenn er wieder weg ist.«
    Marco zwinkerte schelmisch. »Du sagst es.«
    Ellen verstand. »So etwas macht sie öfter?«
    »Oh ja. Die Frau hat scheinbar eine Art Radar für Ereignisse wie dieses hier. Oder sie hört den Polizeinotruf ab. Lästig wie eine Schmeißfliege kann die sein, das sage ich dir. Und es macht ihr Spaß, in ihren Artikeln an allem herumzukritteln. Mein Rat: Sei immer vorsichtig mit dem, was du der Wegener gegenüber sagst.« Marco brach ab. Seine Aufmerksamkeit wurde von dem ankommenden Gerichtsmediziner in Anspruch genommen, den er mit den ungeduldigen Worten begrüßte: »Was hat denn so lange gedauert, Doc? Komm schon. Wir brauchen den ungefähren Todeszeitpunkt.« Er zog den Mann mit sich mit.
    Ellen stapfte zur Absperrung, wo sie mit den Kollegen sprach. Die machten sie mit einem Rentnerehepaar bekannt, dem dieser Ostermontagspaziergang mit seinem schaurigen Fund wohl noch lange in Erinnerung bleiben würde.
    Das Grundstück Am Beerteich 15 , die Adresse, die der Computer zu Karl Kessler ausgespuckt hatte, wurde durch eine zwei Meter hohe, eiserne Gartenpforte von der Außenwelt abgesperrt. Hinter ihr hatte Karl Kessler gewohnt bis zu dem Tag, da er in der Stepenitz ertrank. Er wohnte stilvoll, in einer zweistöckigen, modernisierten Stadtvilla, die schneeweiß im Sonnenlicht strahlte. Ellen drückte den Klingelknopf neben dem Tor.
    »Sagst du es ihr?«, fragte Marco genau in dem Moment, als der Türöffnungsmechanismus summte. Er schob den Torflügel auf, und sie schritten den Fliesenweg zum Haus hoch.
    Ellen nickte wortlos. Dies war der unangenehmste Teil ihres Jobs: die Nachricht vom Tod eines Angehörigen an die Hinterbliebenen zu überbringen. Die meisten Leute versuchten ihren Schock, der auf diese Mitteilung folgte, zu überspielen. Einige brachen einfach zusammen. Ellen fühlte sich so oder so unwohl in dieser Situation, in der sie trotz allem darauf bedacht sein musste, Fragen zu stellen. Was sie routinemäßig tat – genauso wie sie jede Reaktion genau beobachtete.
    Die Tür der Villa wurde geöffnet. Eine Frau, die die fünfzig längst überschritten hatte, erschien im Türrahmen. Sie war hochgewachsen, etwa einen Meter fünfundsiebzig; schulterlanges, kupferrot gefärbtes Haar fiel auf ihre Schultern. Das beige Kostüm unterstrich die blasse Färbung des Gesichtes der Frau, aus dem nur die Schatten um die Augen dunkel hervorstachen. Frau Kessler sah müde aus.
    »Kriminalpolizei. Mein Name ist Reuter«, stellte Ellen sich vor, bevor sie auf Marco deutete: »Mein Kollege Fabian. Sind Sie Frau Kessler?«
    In die eben noch müden Augen kam Leben. »Polizei! Sie haben meinen Mann gefunden? Wo ist er? Geht es ihm gut?«
    »Bitte?«, fragte Ellen, aus dem Konzept gebracht.
    »Kommen Sie etwa nicht wegen meinem Mann?«
    »Doch, schon.« Ellen warf einen unauffälligen Seitenblick zu Marco. Dessen Gesicht drückte ebenso Erstaunen aus. »Seit wann ist Ihr Mann denn verschwunden, Frau Kessler?«, fragte sie vorsichtig, unsicher, ob sie die Worte der Frau richtig deutete.
    »Seit Donnerstagabend. Ich habe doch die Vermisstenanzeige bei Ihnen aufgegeben. Vorgestern war das.«
    Natürlich meinte Frau Kessler die Polizeiwache. Ellen seufzte leise. »Können wir reinkommen, Frau Kessler?«
    »Ja, bitte.« Die Dame des Hauses trat beiseite und führte beide
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