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Partnerin wider Willen

Partnerin wider Willen

Titel: Partnerin wider Willen
Autoren: Julia Arden
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Beamten durch einen großzügigen Eingangsbereich ins Wohnzimmer. »Aber nun erzählen Sie endlich. Was ist mit meinem Mann?«
    »Vielleicht setzen Sie sich lieber, Frau Kessler«, schlug Marco vor.
    »Oh Gott.« Die Frau wurde noch eine Spur blasser. »Das bedeutet nichts Gutes, nicht wahr?« Sie setzte sich in den nahe stehenden Sessel, versank förmlich in dem großen, schweren Möbel, das, wie der Rest der Einrichtung, für Ellens Geschmack etwas zu bieder war. Doch das war jetzt natürlich nebensächlich.
    »Frau Kessler, wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass wir Ihren Mann tot aufgefunden haben.« Ellen sprach langsam, mit gedämpfter Stimme. »Tut mir leid.« Sie wartete, gab der Frau Zeit, die Nachricht zu verarbeiten – so gut das möglich war.
    Elvira Kessler schloss die Augen. »Ich habe es geahnt«, hauchte sie.
    »Warum das?«, fragte Marco wie aus der Pistole geschossen. »War Ihr Mann in Schwierigkeiten? Hatte er Streit mit jemandem?«
    Ellen sandte ihm einen schnellen, unmutigen Blick zu. Beinah hätte sie ihm gegen den Fuß getreten.
    Was denn?, fragten Marcos Augen.
    Das kann man auch etwas pietätvoller machen!, lautete Ellens stumme Antwort. Offenbar war ihr junger Kollege doch sehr unerfahren in solchen Fällen. Ellen vermutete, er wollte die Phase unmittelbar nach der Todesnachricht nutzen, in der die Verwirrung der Frau und damit die Wahrscheinlichkeit einer unverfälschten Aussage am größten waren. Später dachten die Leute zu viel, ließen Details weg, bogen die Dinge zurecht, von denen sie annahmen, dass sie zu ihren Ungunsten ausgelegt würden. Dennoch gab es keinen Grund, die Frau derart zu überfahren.
    Frau Kessler sah Marco mit verschleierten Augen an. »Mein Mann ist . . .« Sie hielt inne, schluckte. »Mein Mann war Geschäftsmann. Er hatte immer mit Problemen zu kämpfen. Aber was Sie meinen . . .« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nicht, dass ich wüsste.«
    »Aber Sie sagten doch eben, Sie hatten eine Ahnung. Worauf begründete sich die?«, forschte Marco, diesmal weniger ungestüm.
    »Mein Mann rief immer an, wenn er sich verspätete«, erläuterte Elvira Kessler. »Und Karl blieb nie unangekündigt über Nacht weg. Ich rief ihn an, als er nicht kam und ich nichts von ihm hörte. Sein Handy war an, aber er ging den ganzen Abend nicht ran. Ich habe es immer wieder probiert, bis drei Uhr morgens. Am Freitag dasselbe.« Sie begann zu schluchzen. »Was ist passiert?«
    »Das wissen wir noch nicht. Ihr Mann wurde am Ufer der Stepenitz tot aufgefunden«, erzählte Ellen behutsam. Sie umging es, auf die näheren Umstände einzugehen, nämlich: in der Böschung, an einer Baumwurzel hängend. Das Rentnerehepaar, mit dem Ellen nach der Unterbrechung durch die Motorradfahrerin gesprochen hatte, hatte den Fund erstaunlich ruhig geschildert. Die alten Leute schienen etwas unwirsch, dass sie von den nach ihrem Anruf eintreffenden Beamten sofort vom Fundort entfernt worden waren. Die Bergung des Körpers aus dem Wasser bekamen sie, wie alle anderen Zaungäste, nur aus der Ferne mit.
    »Karl ist ertrunken?«, fragte Elvira Kessler mit gepresster Stimme.
    »Genaueres werden erst die Untersuchungen ergeben«, sagte Ellen.
    Elvira Kessler rann eine Träne über die Wange.
    »Welcher Art Geschäfte genau ging Ihr Mann nach, Frau Kessler?«, erkundigte sich Marco.
    »Meinem Mann gehört eine Maklerfirma. Kessler Immobilien.«
    »Wo ist sein Büro? Wir würden uns da gern mal umhören.«
    »In der Lenzer Straße.«
    »Danke, Frau Kessler.« Ellen erhob sich. Sie gab Marco ein Zeichen. »Das wäre vorerst alles.«
    Ellens junger Kollege stand nur widerwillig auf.
    »Ich wollte sie noch zu ihrer Ehe befragen«, murrte Marco draußen.
    »Um damit was zu erreichen?«, fragte Ellen spöttisch. »Warten wir doch erst mal den Bericht vom Doc ab, bevor du der Frau irgendwas unterstellst.«
    »Tu ich doch gar nicht. Sind doch reine Routinefragen«, verteidigte Marco sich.
    »Eben. Die laufen dir nicht weg. Vielleicht brauchen wir die Mitarbeit der Frau. Da ist es besser, wir vergraulen sie nicht gleich von Anfang an.«
    »Schon gut.« Marco schniefte. »Fahren wir in die Lenzer Straße. Mal sehen, was man dort so über Kessler sagt. Was war er für ein Mensch . . . wer waren seine Freunde, Feinde . . .« Ein demonstrativer Blick zu Ellen. »Hatte er eine Geliebte«, beendete er seine Aufzählung.
    »Ja, ja. Schon gut. Kannst du alles machen. Allerdings hast du eines vergessen. Es ist immer
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