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Partnerin wider Willen

Partnerin wider Willen

Titel: Partnerin wider Willen
Autoren: Julia Arden
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weiß offenbar, wer der Tote ist«, stellte Ellen fest. »Hast du dich verplappert?«
    »Quatsch«, brummte Marco und fluchte erneut. »Sie muss es rausgefunden haben. Du weißt doch, diese Digitalkameras heutzutage . . .« Er machte eine vielsagende Handbewegung. »So winzig sie auch sind, die Dinger zoomen sogar die Mitesser im Gesicht heran. Sie muss den Toten anhand ihrer Aufnahmen erkannt haben.«
    »Du hast das Zeug nicht gelöscht?«
    »Wie hätte ich das anstellen sollen? Du kennst Dana nicht. Sie ist . . . wirklich schwierig.«
    Ellen schaute Marco missbilligend an. Der zog angepiekst die Glastür auf. Sie führte in ein helles Treppenhaus, in dem ein Schild neben dem Treppenaufgang die Firma Kessler Immobilien im zweiten Stock auswies.
    »Na, wie auch immer«, winkte Ellen ab. »Du meinst, sie kannte den Toten?«
    »In ihrem Job kennt sie die halbe Stadt«, brummte Marco.
    Was nicht schwer sein dürfte, bei der überschaubaren Anzahl Menschen in Perleberg, dachte Ellen ironisch. Und es nervte sie langsam, dass diese stichelnden Gedanken ständig ihr Hirn streiften. Finde dich damit ab! Diese Stadt ist jetzt dein Zuhause. Es macht es nicht leichter, wenn du dir ständig vor Augen hältst, was du verloren hast.
    Sie stiegen die Treppe hoch in die zweite Etage. Dort angekommen, standen sie vor einer weiteren Glastür. Unübersehbar der Schriftzug in fetten, goldfarbenen Buchstaben: Kessler Immobilien. Dahinter, gut sichtbar, eine junge Frau um die fünfundzwanzig hinter einem Empfangstresen sitzend.
    Marco öffnete die Tür, und Ellen trat an ihm vorbei in den großzügig geschnittenen Flur, der der Einrichtung zufolge als Empfangs- und Wartebereich diente.
    Die junge Frau erhob sich. Ellen registrierte aus dem Augenwinkel, wie Marco einen interessierten Blick auf den Ausschnitt ihrer Bluse warf, der mehr erahnen ließ als er versteckte. Ellen verkniff sich ein Grinsen. Marco hingegen setzte ein Verführerlächeln auf. »Kriminalpolizei. Fabian, meine Kollegin Reuter«, stellte er sie vor. »Wir kommen wegen Karl Kessler.«
    »Oh ja, Gott, ich hab’s in der Zeitung gelesen«, brach es sofort aus dem Mädchen heraus. »Ein schöner Schock war das, kann ich Ihnen sagen. Da fährt man im Bus zur Arbeit, ahnt nichts Böses, und dann liest man das.« Ihre Stimme zitterte ein wenig.
    War es wirklich der Schock, oder war das Blusenmädchen nervös? Die meisten Leute überfiel eine natürliche Nervosität beim Anblick von Polizisten. Ohne bestimmten Grund. Das beobachtete Ellen immer wieder.
    »Herr Gerstäcker ist ziemlich mitgenommen«, klagte das Blusenmädchen jetzt und informierte die beiden Kripobeamten so gewollt oder ungewollt über den Zustand von . . . ja, von wem eigentlich, fragte Ellen sich.
    »Verständlich«, plapperte es weiter. »Ich meine, die beiden waren ja nicht nur beruflich eng miteinander verwebt, sondern auch Freunde.«
    »Herr Gerstäcker ist jetzt der neue Chef?«, fragte Marco.
    »Ja. Die beiden sind . . . waren Partner.«
    »Wir würden gern mit ihm sprechen«, sagte Ellen.
    »Er hat gerade Besuch. Wenn Sie warten wollen?«
    Ellen verzog spöttisch die Mundwinkel. »Ist dieser Besuch zufällig eine Frau, dunkle, lange Haare, schlank?«, fragte sie. Auf das wortlose Nicken des Mädchens sagte sie: »Die Dame müssen wir auch sprechen. Welches Zimmer?«
    Eine unsichere Geste nach links. »Diese Tür.«
    »Danke.« Ellen ging zielstrebig auf die bezeichnete Tür zu, klopfte kurz, aber energisch an und öffnete. »Guten Tag.« Sie stand in einem kleinen, überladen wirkenden Büro. Drei Aktenschränke aus Kirschholz nahmen die Wand zur Linken ein, kleinere Beistellschränke waren zwischen den Fenstern eingepasst und davor, passend zu den Schränken ebenfalls aus Kirschholz, ein monströser Schreibtisch. Hinter diesem saß ein Mann. Ellen schätzte ihn auf Anfang vierzig. Groß, kräftig gebaut – das sah man, obwohl er saß. Das schwarze Haar war kurzgeschnitten, sein Gesicht glattrasiert. Ein korrekt sitzender Schlips und ein Anzug der gehobenen Preisklasse vervollständigten sein Äußeres. Dieser Mann unterbrach jetzt das Gespräch, das er bei Ellens Eintreten geführt hatte, und sah von seiner Gesprächspartnerin auf, die vor seinem Schreibtisch mit dem Rücken zu Ellen saß. Dana ihrerseits drehte sich um. Über ihr Gesicht zog ein undefinierbares Lächeln. Sie stand auf. »Ah, die Kriminalpolizei.«
    Gerstäcker erhob sich ebenfalls, zog sein Jackett glatt. Er kam hinter
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