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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel
Autoren: Marianne de Pierres
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würde.
    Ich überprüfte mein Guthaben in meiner Com-Einheit; es waren noch genügend Kredits darauf, um einige Anrufe zu tätigen.
    Minojs Gesicht erschien auf dem Comschirm, alt und verbraucht. Dieses Mal benutzte er kein aufpoliertes Abbild seiner selbst.
    »Meine Kleine«, seufzte er müde. »Du bist eine wahre Überlebenskünstlerin.«
    »Mehr als das, Minoj. Ich bin eine Spielerin.« Ich sagte das mit voller Überzeugung und unbeweglicher Miene.
    Minojs Gesichtsausdruck veränderte sich; in seinen Augen war plötzlich etwas Gerissenes zu erkennen. Er war in seinem Element. Minoj liebte die politischen Spielchen im Tert.
    »Jamon Mondo ist tot. Ich erhebe Anspruch auf sein Territorium.«
    »Wer unterstützt diese Forderung?«
    Bluffen war nicht meine große Stärke. Normalerweise sprach ich über die Dinge so, wie ich sie sah – aber manchmal bedurfte es auch einer kleinen Notlüge. »Du.«
    Er blinzelte – nur ein einziges Mal, doch für mich reichte es aus, um seine Überraschung zu sehen.
    »Denk nach, Minoj. Jamon ist tot. Ich werde sein Gebiet übernehmen, schnell und kompromisslos. Mit deiner Unterstützung. Du bekommst von mir die exklusiven Verkaufsrechte in diesem Gebiet. Nur deine Waffen. Du kannst hier dein Geschäft eröffnen.«
    »Die Dingomutanten werden niemals für dich arbeiten.«
    »Ich brauche sie nicht. Ich habe meine eigenen Leute.« Das war eine Lüge, aber ich hoffte, dass er genügend Gerüchte über die Oya gehört hatte, um mir meinen Schwindel abzukaufen.
    Minoj ließ sich meinen Vorschlag durch den Kopf gehen – und die Liste von Mondos potenziellen Nachfolgern –, und am Ende gelangte er zu dem Ergebnis, das ich erhofft hatte: Unterstütze Parrish, und manipuliere sie dann anschließend.
    »Was soll ich tun?«, fragte er.
    »Verbreite folgende Neuigkeit. Laut und schnell. Jeder soll es erfahren: Jamon Mondo ist tot. Parrish Plessis erhebt Anspruch auf sein Gebiet. Raul Minoj unterstützt sie.«
    »Man wird dich herausfordern. Du wirst Schutz brauchen.«
    Ich grinste. »Nein. Die anderen werden Schutz brauchen.«
    Auch auf Minojs Gesicht erschien nun ein breites Lächeln.
    »Eine letzte Sache noch, Minoj. Ich möchte, dass du Lang eine Nachricht übermittelst.« Ich war mir sicher, dass es ihm irgendwie möglich war, Lang zu kontaktieren. Welcher Waffenhändler konnte nicht im Notfall mit einem seiner wichtigsten Kunden reden?
    »Nein, Parrish. Jamons Gebiet zu beanspruchen ist eine Sache, aber es mit Lang aufzunehmen ist etwas anderes. Dabei werde ich dich nicht unterstützen.« Er senkte die Stimme. »Er ist nicht das, wofür du ihn hältst…«
    »Sag ihm, dass ich über die Killerdisk und seine kleine Falle Bescheid weiß. Sag ihm auch, dass ich eine Kopie der Forschungsergebnisse habe. Ich will mit ihm ihn Torley verhandeln. Umgehend!«
    Minoj seufzte.
     
    Mein nächster Anruf ging an Pas.
    »Oya. Du hast den Krieg beendet. Die Leute feiern.«
    Ich unterbrach seinen religiösen Eifer. »Ich brauche dich, Pas. Jetzt. Komm mit deinen Männern nach Torley.«
    Er strahlte. »Aber natürlich. Wir machen uns unverzüglich auf den Weg.«
    »Noch eine Frage, Pas. Sag mir, eure Federkrone… war sie mir Hühnerblut getränkt?«
    Schweigen. Offenbar hatte die Frage ihn überrascht.
    »Nein, Oya. Es ist Teil unseres Brauchs, dass die Federkrone in Menschenblut getränkt wird.«
    Menschenblut. Das Herz sank mir in die Hose. Es war ein letzter Hoffnungsschimmer gewesen, und nun war auch der verschwunden.
     
    Ich wählte Teece’ Nummer auf meiner Com-Einheit.
    »Parrish!« Er schaute mich erleichtert an. »Warum bist du ohne ein Wort zu sagen von mir weggelaufen?«
    »Ich musste mich um einige Sachen kümmern. Hast du etwas für mich?« Ich wartete gespannt auf seine Antwort. Stand Teece auf meiner Seite?
    »Ja. Ich konnte von der Diskette eine Art Gensequenz herunterladen; aber ich bin mir nicht sicher, was es genau ist. Und ich habe das Tagebuch von Razz.«
    »Was steht in dem Tagebuch?«
    »Es sieht so aus, als hätte die Daacs Wissenschaftlerin nicht vertraut. Sie ließ sie beobachten. Offensichtlich hatte Dr. Schaum so etwas wie ein Gewissen – sie hatte regelmäßigen Besuch. Einen Priester.«
    Ein Priester!
    Ein Verdacht keimte in mir auf. Ich konnte das Zittern in meiner Stimme kaum verbergen.
    »Teece, dafür schulde ich dir etwas. Komm mit der Diskette nach Torley. Pronto. Ich beanspruche Jamons Territorium.«
    »Du tust was?«
    Ich brach die Verbindung ab, bevor er weiter
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