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Paris - Stadt der Sehnsucht

Paris - Stadt der Sehnsucht

Titel: Paris - Stadt der Sehnsucht
Autoren: Sarah Morgan
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sagen, dass Kims Tagesmutter krank ist. Sie hat ihren kleinen Sohn mit ins Büro gebracht. Bisher war das in so einem Fall immer in Ordnung, aber ich weiß nicht, ob Mr Doukakis ein Freund von Babys ist.“
    „Sag Kim, sie soll den Rest des Tages unauffällig freinehmen. Aber für morgen muss sie jemanden finden, der auf das Baby aufpasst.“
    „Und falls das nicht klappt?“
    „Dann müssen wir ihr einen Büroraum suchen, in dem sie sich mit dem Kind verstecken kann.“ Polly schüttete den Inhalt der Schublade in einen Karton. „Mein Vater hat wohl nicht zufällig angerufen?“
    „Kein Lebenszeichen bisher. Aber die Übernahme wurde bereits in den Nachrichten gesendet. Seine aktuelle Begleitung muss wirklich besonders aufregend sein, wenn sie ihn alles andere vergessen lässt.“
    Polly schloss gequält die Augen. Wieso musste es ausgerechnet Arianna sein?
    Debbie nahm einen Stapel Bewerbungsunterlagen verschiedener Universitäten aus Pollys Schreibtisch und zögerte. „Was soll ich damit tun?“
    Polly spürte, wie sich ihre Kehle zusammenzog. Damon Doukakis würde sich köstlich amüsieren, wenn er diese Prospekte bei ihr finden würde. „Steck sie in den Schredder. Ich weiß gar nicht, wieso ich sie überhaupt angefordert habe.“
    „Bist du sicher?“
    Polly unterdrückte den Impuls, die Unterlagen zu nehmen und sorgfältig zu verstauen. „Ja. Es war nur ein dummer Traum.“
    Unwillkürlich hielt Polly die Luft an, als sie fünf Stunden später den Doukakis Tower betrat. Mitten in der Eingangshalle stand der berühmte Springbrunnen und bildete einen aufregenden Kontrast zu all dem glänzenden Glas und Marmor. Kein Wunder, dass dieses Gebäude die Titelblätter aller Architekturzeitschriften geziert hat, musste sie zugeben.
    „Vierzigster Stock“, teilte ihr die atemberaubende Blondine am Informationsschalter mit und deutete zu dem verglasten Aufzug. Polly trat ein, aber sie konnte sich nicht durchringen, auf den Knopf zum vierzigsten Stock zu drücken.
    Widerwillig bewunderte sie durch die Glaswände den Ausblick. Sie konnte das House of Parliament sehen, davor prangte das London Eye, das gigantische Riesenrad am Ufer der Themse. Sie dachte an ihr winziges Bürofenster zurück, von dem aus sie auf die Wand des Nachbarhauses geschaut hatte. Zweifellos war Damon Doukakis ein skrupelloser Geschäftsmann, aber er hatte Geschmack.
    Sie erinnerte sich an die Freude der Angestellten, als sie erfahren hatten, dass sie nicht nur ihre Jobs behalten, sondern auch in dieses aufregende Gebäude umziehen würden. Nur Polly hatte nicht in den Jubel mit eingestimmt.
    Ihr wurde bewusst, dass sie jetzt für einen der anspruchsvollsten Arbeitgeber in ganz London arbeitete. Zu ihrer eigenen Überraschung wünschte sie sich, Damon Doukakis zu beweisen, dass sie gut in ihrem Job war.
    Warum hatte er sie nicht zusammen mit dem Direktorium entlassen? Weil sie seine einzige Verbindung zu ihrem Vater war, oder einfach nur, um sie zu quälen?
    Polly wandte den Blick von der Aussicht ab und betrachtete sich in dem Spiegel, der eine Wand der Kabine bedeckte. Plötzlich fühlte sie sich in ihrem kurzen Rock unpassend gekleidet. Vielleicht hätte sie sich lieber einen Hosenanzug anziehen sollen, statt einfach nur die Strumpfhose zu wechseln.
    Sie dachte an ihren ersten Tag in der exklusiven Schule zurück, in der sie Arianna kennengelernt hatte. Damals hatte sie sich genauso unsicher und fehl am Platze gefühlt.
    Noch heute konnte sie das Kichern der anderen Mädchen hören, das Getuschel hinter ihrem Rücken, als sie aus dem protzigen Kabriolett ihres Vaters geklettert war. Sie wusste längst nicht mehr, welche seiner vollbusigen Freundinnen neben ihm gesessen hatte.
    Doch das war erst der Anfang der Demütigungen gewesen. Polly erinnerte sich an die „zufälligen“ Rempeleien auf dem Flur, als wäre es gestern gewesen. Niemand hatte mit ihr geredet. Setzte sie sich an einen Tisch, standen die anderen wie auf ein Stichwort auf, während sie trotzig versuchte, so zu wirken, als wäre es ihre freie Entscheidung, allein zu essen.
    Wenn auch sonst nicht viel, hatte sie in jener Zeit zu überleben gelernt. Auch jetzt würde sie nicht kampflos aufgeben. Sie holte tief Luft und drückte den Knopf. Gerade als sich die Türen geräuschlos schlossen, schob sich blitzschnell eine Hand in einem schwarzen Handschuh durch den Spalt. Die Türen öffneten sich wieder, und ein großer Mann in Motorradmontur trat ein.
    Polly sah breite Schultern
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